Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Teppich“-Kunst voller Metaphern in Grevenbroich
GREVENBROICH „Immer schön auf dem Teppich bleiben“, könnte die aktuelle Ausstellung in der Galerie Judith Dielämmer an der Karl-Oberbach-Straße 3 heißen. Sie heißt aber „in Bewegung – überBRÜCKEn 4.0“, und das passt eher noch besser. Eine Besonderheit: Die drei Künstlerinnen, Sabine Losacker, Sabine Krüger und Andrea Temming sind keine Mitglieder der Galerie.
Andrea Temming ist 65 Jahre alt und lebt in Köln. Sie hat in Trier Modedesign studiert und in der Domstadt Malerei. Neben Farben verwendet sie Schlagmetall und Blattgold. Sie ist schon seit vier Jahren drin im Thema „Teppiche“. Sie malt mit einer Mischtechnik auf Acrylbasis und sie versteht ihr Handwerk. Der Teppich und die Teppich-Brücke sind Metaphern. Der Teppich steht für Heimat, die Teppichbrücke kann den Weg dorthin weisen. „Für Andrea Temming steht „überBRÜCKEn für Verortung, Vernetzung und Verbundenheit“, erklärte Janne Gronen zur Einführung. Der Teppich steht für die Künstlerin als Ort, an dem der Mensch sich zu Hause fühlt, die Brücke für das Auf-dem-Weg-sein. Für Janne Gronen steht der Teppich unter anderem für einen Zufluchtsort. Allerdings existiere niemand als Insel. „Der Mensch braucht Heimat und zugleich neue Ufer.“In diesem Sinne müsse er den sicheren Beckenrand loslassen, um zu neuen Ufern gelangen zu können.
Sabine Losacker hat in Costa Rica und Köln Kunst studiert. Bei ihr geht es um das Individuum in der modernen Gesellschaft. Auch sie malt gegenständlich, auch bei ihr steht der Mensch im Mittelpunkt. Auch für sie spielt der Teppich eine Rolle. Da ist zum Beispiel die Frau, die von hinten zu sehen ist, wie sie auf einem Sprungbrett steht und zu überlegen scheint, ob sie den Sprung ins Wasser wagen soll. Sie steht auf einem Teppich, auf sicherem Terrain. Ob sie den Sprung wagt, bleibt offen.
Sabine Krügers Exponate unterscheiden sich deutlich von denen der beiden anderen Künstlerinnen. Die 66-Jährige lebt in Niederaussem und in Belgien. Sie hat farbige Leinwände gerissen und zu verschlungenen Formen geformt und zusammengesetzt. Eine weitere Besonderheit: Sie zeigt jetzt Wandobjekte in geometrischen Formen, aber auch Objekte mit Volumen, die als Wandschmuck oder als Skulptur verwendet werden können. Die vielen kleinen Knoten erinnern an die Knüpfung eines Teppichs. Und die einzelnen Elemente erinnern an Blüten. Was zuerst zerrissen wurde, findet in den Werken von Sabine Krüger wieder zusammen.
Die Ausstellung ist bis 5. Mai geöffnet, freitags und samstags von 12 bis 16 Uhr, sonntags von 14 bis 16 Uhr. Am 14. April findet ab 15 Uhr ein Künstlerinnengespräch statt. Am 5. Mai liest um 15.30 Uhr Autorin Kerstin Nethövel.