Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sprengstoffanschlag: Volksbank ist zurück
Die Volksbank hat ihr vor acht Monaten gegebenes Versprechen eingelöst und die durch eine Automatensprengung verwüstete Filiale wiedereröffnet. Beim Umbau setzte die Bank eine neue Abschreckungs-Strategie um.
ROSELLERHEIDE Der Warnhinweis ist unübersehbar: „Unsere Geldautomatenkassetten sind mit Färbemitteln versehen!“ist es rot auf weiß an der Front der Volksbank-Filiale in Rosellerheide zu lesen. Das soll mögliche Automatensprenger abschrecken. Denn so etwas wie Anfang September, als unbekannte Schwerverbrecher das Vorgängermodell mit zwei Sprengsätzen in die Luft gejagt und die Schalterräume verwüstet hatten, soll sich an der Neuenberger Straße nicht wiederholen.
Acht Monate später ist die Filiale wieder geöffnet. „Denn versprochen ist versprochen“, sagte Vorstandssprecher Rainer Mellis, als jetzt für die Volksbankkunden aber auch die Filialmitarbeiter eine lange Wartezeit zu Ende ging. Sein Haus hatte nie einen Zweifel daran aufkommen lassen, dass Rosellerheide ein Standort im Filialnetz bleiben wird „Schon kurz nach der Sprengung haben wir verkündet, dass wir vor Ort bleiben“, erinnerte Mellis.
Zehn Köpfe zählt das Team um Filialleiterin Petra Hoepfner. Damit gehört die Geschäftsstelle im Neusser Süden zu den mittelgroßen von insgesamt 21 Volksbankfilialen. Die Mannschaft wurde für den Schreck der Bombennacht und die achtmonatige Umbaupause nun mit einem modernen und freundlichen Arbeitsumfeld belohnt: neuer Anstrich, neue Küche, neue Büromöbel.
Eine kleine Komforteinschränkung gibt es bestenfalls für die Kunden, die am Automaten Geld abheben wollen. Denn der neue und mit Farbbomben geschützte Apparat steht nicht mehr im Vorraum gleich hinter dem Haupteingang, sondern wurde in die Gebäudefassade eingemauert. Kunden stehen damit künftig im Freien.
Auch das gehört zur Abschreckungsbeziehungsweise Präventiv-Strategie der Bank, die ihre außerhalb der Öffnungszeiten erreichbaren Automaten künftig gar nicht mehr in geschlossenen Räumen platzieren wird. „Täter haben damit weniger Gelegenheit, von außen unbeobachtet Sprengsätze anzubringen“, hatte VolksbankVorständin Jessica Jüntgen die neue Strategie schon im Februar erläutert, als die Geschäftsführung die Bilanz für 2023 präsentierte.
Diese Bilanz weist einen um 1,8 auf nunmehr 36 Millionen Euro gestiegenen Verwaltungsaufwand aus. Ein Grund dafür: der Anschlag auf die Filiale in Rosellerheide. Den durch Sprengstoff entstandenen Schaden an Bankfiliale wie auch dem Gebäude selbst beziffert Rainer Mellis mit 500.000 Euro. Beute hatten die Ganoven damals nicht gemacht.
Glück im Unglück: Bei der Detonation waren zwar alle Scheiben der Bank zu Bruch gegangen, doch die Statik des Hauses, in dem über der Bank Menschen wohnen, blieb intakt. Auch deshalb gab es bei dem Anschlag keine Verletzten.
Die Vermieterin der Filialräume
hatte sich schnell gefangen und fast unmittelbar nach den Detonationen klar gemacht, an ihrem Mieter Volksbank festhalten zu wollen. Und der zeigte noch mit einer ganz anderen Geste großen Behauptungswillen: Nur Tage nach der Zerstörung wurde vor den vernagelten Fensterhöhlen mit den Menschen im Ort ein Nachbarschaftsfest gefeiert, bei dem Doris Trampnau, die seit 1998 in Rosellerheide am Schalter stand, verabschiedet wurde. Sie musste sich dabei natürlich den Witz gefallen lassen, es am Ende ihrer Berufstätigkeit noch einmal richtig krachen zu lassen.