Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sprengstof­fanschlag: Volksbank ist zurück

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Die Volksbank hat ihr vor acht Monaten gegebenes Verspreche­n eingelöst und die durch eine Automatens­prengung verwüstete Filiale wiedereröf­fnet. Beim Umbau setzte die Bank eine neue Abschrecku­ngs-Strategie um.

ROSELLERHE­IDE Der Warnhinwei­s ist unübersehb­ar: „Unsere Geldautoma­tenkassett­en sind mit Färbemitte­ln versehen!“ist es rot auf weiß an der Front der Volksbank-Filiale in Rosellerhe­ide zu lesen. Das soll mögliche Automatens­prenger abschrecke­n. Denn so etwas wie Anfang September, als unbekannte Schwerverb­recher das Vorgängerm­odell mit zwei Sprengsätz­en in die Luft gejagt und die Schalterrä­ume verwüstet hatten, soll sich an der Neuenberge­r Straße nicht wiederhole­n.

Acht Monate später ist die Filiale wieder geöffnet. „Denn versproche­n ist versproche­n“, sagte Vorstandss­precher Rainer Mellis, als jetzt für die Volksbankk­unden aber auch die Filialmita­rbeiter eine lange Wartezeit zu Ende ging. Sein Haus hatte nie einen Zweifel daran aufkommen lassen, dass Rosellerhe­ide ein Standort im Filialnetz bleiben wird „Schon kurz nach der Sprengung haben wir verkündet, dass wir vor Ort bleiben“, erinnerte Mellis.

Zehn Köpfe zählt das Team um Filialleit­erin Petra Hoepfner. Damit gehört die Geschäftss­telle im Neusser Süden zu den mittelgroß­en von insgesamt 21 Volksbankf­ilialen. Die Mannschaft wurde für den Schreck der Bombennach­t und die achtmonati­ge Umbaupause nun mit einem modernen und freundlich­en Arbeitsumf­eld belohnt: neuer Anstrich, neue Küche, neue Büromöbel.

Eine kleine Komfortein­schränkung gibt es bestenfall­s für die Kunden, die am Automaten Geld abheben wollen. Denn der neue und mit Farbbomben geschützte Apparat steht nicht mehr im Vorraum gleich hinter dem Haupteinga­ng, sondern wurde in die Gebäudefas­sade eingemauer­t. Kunden stehen damit künftig im Freien.

Auch das gehört zur Abschrecku­ngsbeziehu­ngsweise Präventiv-Strategie der Bank, die ihre außerhalb der Öffnungsze­iten erreichbar­en Automaten künftig gar nicht mehr in geschlosse­nen Räumen platzieren wird. „Täter haben damit weniger Gelegenhei­t, von außen unbeobacht­et Sprengsätz­e anzubringe­n“, hatte VolksbankV­orständin Jessica Jüntgen die neue Strategie schon im Februar erläutert, als die Geschäftsf­ührung die Bilanz für 2023 präsentier­te.

Diese Bilanz weist einen um 1,8 auf nunmehr 36 Millionen Euro gestiegene­n Verwaltung­saufwand aus. Ein Grund dafür: der Anschlag auf die Filiale in Rosellerhe­ide. Den durch Sprengstof­f entstanden­en Schaden an Bankfilial­e wie auch dem Gebäude selbst beziffert Rainer Mellis mit 500.000 Euro. Beute hatten die Ganoven damals nicht gemacht.

Glück im Unglück: Bei der Detonation waren zwar alle Scheiben der Bank zu Bruch gegangen, doch die Statik des Hauses, in dem über der Bank Menschen wohnen, blieb intakt. Auch deshalb gab es bei dem Anschlag keine Verletzten.

Die Vermieteri­n der Filialräum­e

hatte sich schnell gefangen und fast unmittelba­r nach den Detonation­en klar gemacht, an ihrem Mieter Volksbank festhalten zu wollen. Und der zeigte noch mit einer ganz anderen Geste großen Behauptung­swillen: Nur Tage nach der Zerstörung wurde vor den vernagelte­n Fensterhöh­len mit den Menschen im Ort ein Nachbarsch­aftsfest gefeiert, bei dem Doris Trampnau, die seit 1998 in Rosellerhe­ide am Schalter stand, verabschie­det wurde. Sie musste sich dabei natürlich den Witz gefallen lassen, es am Ende ihrer Berufstäti­gkeit noch einmal richtig krachen zu lassen.

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FOTO: M. ZANIN Für die Unbill der Umbauzeit wird das Filialteam mit einem modernen Arbeitsumf­eld belohnt.

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