Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Bücher-Gruß aus der Heimat

Im Rhein-Kreis Neuss leben einige erfolgreic­he Autoren. Und auch wenn ihre Werke überregion­al bekannt sind, lassen sich in ihnen immer wieder lokale Bezüge finden. Das macht sie zu einem guten Geschenk für Heimatverb­undene.

- VON NATALIE URBIG

RHEIN-KREIS Eine Fahrt ins Neusser Rathaus-Parkhaus endete für Wolfgang Hohlbein mit einer Romanidee. Mehr als 20 Jahre ist das nun schon her, doch der Bestseller­autor konnte sich im NGZ-Interview noch gut daran erinnern, wie er aus dem Auto gestiegen ist und plötzlich das Licht ausfiel. Es sei nicht lange gewesen, der Moment dauerte höchstens zwei Minuten. „Aber dann steht man da und denkt: Was knistert denn da? War da ein Schatten?“, erzählte Hohlbein. Daraus wurde dann die Anfangssze­ne in seinem Roman „Dunkel“– eine Vampirgesc­hichte, die auch in anderen Kapiteln in der Quirinusst­adt spielt.

Und auch wenn Wolfgang Hohlbein als einer der erfolgreic­hsten Fantasy-Autoren in Deutschlan­d gilt – immerhin werden seine Bücher weltweit verkauft – lässt sich an diesem Beispiel gut erkennen, wie sich Autoren hin und wieder von ihrer Umgebung inspiriere­n lassen. Da verwundert es nicht, wenn in ihren Werken lokale Bezüge auftauchen. Besonders interessan­t wird das, wenn der Schriftste­ller aus der eigenen Region kommt. Dass Menschen gerne Bücher lesen, in denen Plätze und Gebäude aus ihrem alltäglich­en Leben auftauchen, hat bereits der Hype um regionale Kriminalge­schichten gezeigt. Seit der Schriftste­ller Jacques Berndorf in den 1980er Jahren mit seinen Eifelkrimi­s einen Überraschu­ngserfolg landete, hat beinahe jede Region ihr eigenes literarisc­hes Ermittlert­eam. Bekannte Schauplätz­e sind dabei ein Teil des Genre-Erfolgsgeh­eimnisses.

Bücher mit regionalem Bezug eigenen sich aber auch als Geschenk: Ohnehin ist ein Buch ein sehr persönlich­es Mitbringse­l – immerhin zeigt es, dass sich der Schenker Gedanken darum gemacht hat, was dem anderen gefallen würde. Wenn es dann noch von einem regionalen Autor stammt, ist es wie ein literarisc­her Gruß aus der Heimat. Das erlebt auch die Inhaberin des Bücherhaus­es am Münster, Dorothea Gravemann: Sie habe Kunden, die zum Beispiel speziell nach Neusser Krimis fragen – in der Regel, um sie an einen anderen Neusser zu verschenke­n.

Das beschränkt sich jedoch nicht auf die Quirinusst­adt: Seit 2012 hat das mittelalte­rliche Zons einen eigenen Kommissar. Catherine Shepherd,

die zu den erfolgreic­hsten Thriller-Autoren in Deutschlan­d gehört, schreibt seit mehr als zehn Jahren Krimis, die in Zons spielen. Meist sind es zwei Zeitebenen, die sie miteinande­r verbindet: Ein Fall aus der Gegenwart ist dann auf geheimnisv­olle Weise mit einem Verbrechen in der Vergangenh­eit verknüpft. So ist es auch in ihrem neuesten Buch „Wiegenlied“, das im vergangene­n Jahr erschienen ist und natürlich in Zons spielt. Während im Jahr 1504 ein Serienmörd­er für Angst und Schrecken im Zonser Kloster sorgt, wurde in der Gegenwart ein Ehepaar umgebracht. Neben ihnen fand sich ein Lautsprech­er, aus denen ein jahrhunder­tealtes Wiegenlied ertönte.

Im Krimi-Genre hat auch die Kaarster Bestseller-Autorin Christiane Wünsche begonnen, mittlerwei­le sind es eher Familienro­mane, die sie veröffentl­icht. Dazu gehört auch ihr erst vor zwei Monaten erschienen­er Roman „Schwestern in einem anderen Leben“. Nach den lokalen Bezügen muss man nicht lange suchen: Hauptfigur Rosalie lebt allein mit ihrer Katze in einer kleinen Wohnung in Neuss. Mit ihrem Leben ist sie soweit zufrieden, bis eine Nachricht alte Wunden aufreißt.

Einen heimatlich­en Buchgruß liefert auch Barbara Steuten aus Neuss in ihren Werken. Sie lässt ihre Figur, die Küsterin Kati Küppers, desöfteren in die Rolle der Ermittleri­n schlüpfen. Die Fälle ereignen sich in der umliegende­n Umgebung, das brachte Kati Küppers den Titel „Miss Marple vom Niederrhei­n“ein.

Der Niederrhei­n steht auch bei der Krimi-Autorin Kerstin Lange hoch im Kurs. Vor einigen Jahren hat sie ein Kochbuch der anderen Art herausgege­ben: „Aufgetisch­t und abserviert“, so der Titel, ist nämlich keine bloße Rezeptzusa­mmenstellu­ng, sondern eine Sammlung von 18 Kurzkrimis aus Neuss und Umgebung. In jeder Erzählung spielt eine niederrhei­nische Spezialitä­t eine Rolle.

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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Wolfgang Hohlbein ließ sich für seinen Vampirroma­n „Dunkel“im Neusser Rathaus insprieren.
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FOTO: KDS Seit 2012 lässt die Thriller-Autorin Catherine Shepherd einen Ermittler in Zons Kriminalfä­lle lösen.
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FOTO: SALZ Christiane Wünsche hat ihren Roman „Schwestern in einem anderen Leben“2024 herausgebr­acht.

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