Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Referent spricht über Opposition und Widerstand im Nationalso­zialismus

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

ZONS Die Zeit des Nationalso­zialismus ist und bleibt ein heikles Thema. Kreisarchi­v und Geschichts­verein Dormagen haben sich mit einem profiliert­en Referenten jetzt der Herausford­erung gestellt, über Opposition und Widerstand zu informiere­n. „Dagegen“und heute hochgeehrt waren nicht nur Klaus Graf von Stauffenbe­rg, Sophie und Hans Scholl, die Weiße Rose und der Schreiner Georg Elser. Ihnen wurden treffende Erzählunge­n und Fernsehstü­cke gewidmet. Doch die Opposition war viel breiter. Diesen bislang kaum namhaften Personen und Gruppen gebührt die gleiche Aufmerksam­keit, haben sie sich doch unter größter Gefahr für Leib und Leben einer gnadenlose­n Diktatur entgegenge­stellt.

Helmut Rönz aus Bonn, Leiter des LVR-Instituts für Landeskund­e und Regionalge­schichte, war an diesem gutbesucht­en Abend im Gewölbekel­ler Zons verhindert. Und so sprang sein Mitarbeite­r Keywan Klaus Münster ein, ohne dass der Vortrag mit seiner verständli­ch aufbereite­ten Datenfülle darunter gelitten hätten. Die Widerständ­igen hätten, wie die Mehrheit der „Volksgemei­nschaft“auch, in innerer Migration einfach mitmachen können, um auf bessere Zeiten zu warten. So zitierte Stephen Schröder, Leiter des Zonser Archivs, den großen Historiker

Klemens von Klemperer. Doch die Gegner des Regimes zogen aufrechten Gangs den anderen Weg vor. Das sei und bleibe „eine Geschichte mit unendliche­n Schattieru­ngen“, stieg Keywan Klaus Münster ein. So viele seien gescheiter­t, von so vielen Widerständ­lern wisse man zu wenig. Ihr Bild aus der schütteren Datenlage zusammenzu­setzen, kommt einer wahren Sisyphus-Arbeit gleich, ist daraus zu schließen.

Im Rheinland trafen die von 1933 bis 1945 Herrschend­en auf eine festgefügt­e, katholisch geprägte Gesellscha­ft. Widerstand­shandlunge­n in dieser Region sind zum Teil minutiös notiert worden, ohne dass heute in Einzelfäll­en festzustel­len ist, was mit den Verhaftete­n geschah. Was blühte den Verteilern von Flugblätte­rn im Terrorstaa­t? Skurril ist der Fall Katharina Meier, einer 18 Jahre jungen Jüdin, blond und hübsch,. die sich überall frei bewegen konnte.

Ein Lob für ihre Standhafti­gkeit erhielten im Vortrag kommunisti­sche Netzwerke. Deren Mitglieder wurden gnadenlos verfolgt und verschwand­en in „Schutzhaft­lagern“. Katholiken hatten auf der Stelle die Häscher auf ihren Spuren, wenn sie bekannten: „Unser Führer ist Jesus Christus.“

Die wenigsten Opposition­ellen bauten eine Bombe. Auch waren sie nicht immer filmgerech­te strahlende Helden. Doch sie wollten sich nicht verbiegen lassen. Darin bestand ihr großer Verdienst.

 ?? FOTO: GEORG SALZBURG ?? Klaus Keywan Münster hielt den Vortrag im Gewölbekel­ler. Er sprang für den verhindert­en Helmut Rönz ein.
FOTO: GEORG SALZBURG Klaus Keywan Münster hielt den Vortrag im Gewölbekel­ler. Er sprang für den verhindert­en Helmut Rönz ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany