Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Das Foyer ist für jeden da“
Die neue Intendantin des RLT, Marie Johannsen, stellte im RLT-Foyer ihren Spielplan und einen „Koffer voller Ideen“vor. Sie will das Rheinische betonen und das Foyer künftig öffnen.
NEUSS Voll war’s. Viele Schauspieler des Rheinischen Landestheaters (RLT), und viele Ältere, die sich nicht entgehen lassen wollten, wie die neue Intendantin des RLT, Marie Johannsen, sich die erste Spielzeit unter ihrer Führung vorstellt. „Einen Koffer voller Ideen“hat sie mitgebracht, sie will das Rheinische künftig „groß schreiben, Offenheit, Toleranz und Haltung zeigen“.
Und alle dürften auch zufrieden sein. So wie Doris Grötzner, die sofort zugibt, keine Abonnentin zu sein, aber dennoch den Nachmittag als sehr positiv empfunden hat. Und sie bekommt Recht von der neben ihr sitzenden Christa Brinckmannn. Auch die Schauspieler, von denen zehn des RLT das Angebot der neuen Intendantin, den Vertrag zu verlängern, angenommen haben, bekommen genug Futter.
Vier Uraufführungen sieht der neue Spielplan vor, zwei auf der kleinen Bühne (im Studio) und zwei auf der großen Bühne (im Schauspielhaus), insgesamt sind es zehn Premieren, die Johannsen und ihr Stellvertreter Dirk Schirdewahn (der auch Regie führen wird) vorhaben. Darunter sind die „Hildensaga“am 14. September zur Eröffnung der Spielzeit, aber auch „Romeo und Julia“(18. Januar) und „On The Road again“(Uraufführung im Studio am 9. November). Ein Lyrikprojekt, dessen Inszenierung die Riege (neben Johannsen und Schirdewahn auch Stefan Herfurth als leitender Dramaturg) noch ausgeschrieben hat und das dem Publikum dank der Beispiele schon nahe gebracht wurde.
In anderen Fällen stehen die Regisseure bereits fest: Sebastian Sommer („Hildensaga“), Leonhard Dick und Andrej Agranovski („Die Zauberflöte“), Schirdewahn („Die Schöne und das Biest“), Pretty Playful Productions („Wildgewusel“, UA), Sophie Aurich („Romeo und
Julia“), Adewale Teodros Adebisi („Sonne und Beton“, UA), Clemens Bechtel („Mord im Schützenverein“, UA), Frances van Boeckel („Himmelwärts“), Rudolf Koloc („Die Glasmenagerie“) und noch mal Schirdewahn („Happy End/Keine Garantie“).
Dass Antonia Schirmeister und Anna Sonnenschein zu denen am RLT gehören, die weiterziehen, mag so mancher im Publikum bedauert haben. Denn beide Frauen haben den Spielplan des neuen RLT so kraftvoll und mit viel Verve vorgestellt, dass man sie auch gerne in den von ihnen verkörperten Rollen wiedersehen würde.
Egal, ob es sich um ein Telefonat (Sonnenschein in „Sonne und Beton“) oder um Gesang (Schirmeister in „Die Zauberflöte“) gehandelt hat. Ihnen gilt denn auch der besondere Dank von Marie Johannsen. Anton Löwe und Benjamin Schardt, die am RLT bleiben und das Quartett (mit Schirmeister und Sonnenschein) perfektionierten, sind mehr Stichwortgeber. Aber sie machen mit, wenn es um das „wir“geht.
Mit „wir“sind alle gemeint. Auch
das Publikum, das Johannsen stärker ins Foyer locken will. „Das Foyer ist für jeden da“, sagt sie entschieden. Mit der Gestaltung hat sie Nina Wronka beauftragt. „Leichtigkeit, Frische und Augenzwinkern, Biophilie (die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen, Anm. der Red.) und eine Hommage an die Trickkiste des Theaters“(nach eigenem Bekunden) haben sie geleitet. So wird das neue Foyer eine „Dorflinde“zieren, eine Kinotafel zeigt an, was am Abend gespielt wird, eine Gedenkwand, welche Dinge in den Werkstätten hergestellt wurden, aber es nie auf die Bühne geschafft haben. Tische und Stühle, eine „Black-Bar“sollen für einen angenehmen Aufenthalt sorgen. Auch den Balkon des RLT will sie öffnen: „Es doch zu schade, dass er kaum genutzt wird!“, sagt sie.
Marie Johannsen zeigte sich ergriffen. Von der Fülle des Publikums, von der Aufnahme ihrer Ideen, von den Lobesworten der Beigeordneten für Schule und Kultur, Ursula Platen, von Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger, vom Trägervereinsvorsitzenden Cornel Hüsch, vom Sonnenschein, von der Atmosphäre, vom neuen Logo des RLT.