Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ben Nosa Ehis kämpft weiter um Olympia

Beim 42. GeeBee-Turnier in Finnland kommt der Boxer der SG Kaarst ins Finale und wahrt damit seine Chance aufs Ticket für Paris.

- VON DIRK SITTERLE

KAARST Wenn es um die Beurteilun­g seiner eigenen Leistungen geht, ist Ben Nosa Ehis eigentlich nie hundertpro­zentig zufrieden. Und darum erlaubte sich der Faustkämpf­er der SG Kaarst nach Platz zwei beim 42. Internatio­nal GeeBeeBoxi­ng Tournament in der finnischen Hauptstadt Helsinki auch nur einen kurzen Moment der Freude: „Im Großen und Ganzen war das schon ganz gut, aber eben nicht perfekt.“

Fast noch wichtiger als die gute Platzierun­g bei diesem erstklassi­g besetzten Turnier war im Hinblick auf die Olympische­n Spiele indes ohnehin der gewonnene Vergleich mit seinem deutschen Konkurrent­en Delil Dadaev. Der in Tschetsche­nien geborene Wahl-Berliner hatte sich im Sportzentr­um Urheilutal­o bereits im Viertelfin­ale verabschie­det, unterlag dem bereits für Paris qualifizie­rten Niederländ­er Gradus Kraus deutlich. Der diesmal mit einem Freilos in den Wettkampft gestartete Ehis („Schon komisch, sonst muss ich immer als Erster ran.“) bekam im Halbfinale gegen den Finnen Jaakko Haanpää derweil ausreichen­d Gelegenhei­t, sein beträchtli­ches Können zu zeigen.

Der Weltmeiste­r im Kickboxen brachte den zweimalige­n und amtierende­n Deutschen Meister in der Gewichtskl­asse bis 80 Kilogramm nämlich an seine Grenzen. „Das war echt hart“, räumte der 24-Jährige ein. „Er hat von Anfang an Tempo gemacht und mich nach hinten gedrückt. Und das war echt ungewohnt für mich, denn sonst bin ich im Ring immer derjenige, der nach vorne geht.“Doch der am Olympiastü­tzpunkt NRW/Rheinland in Köln trainieren­de Sportsolda­t hielt der Herausford­erung stand, vier der fünf Punktricht­er sahen ihn nach drei Runden vorne.

Im Finale wartete wie erwartet Gradus Kraus, der nach Delil Dadaev auch dem Dänen Sebastian Terteryan keine Chance gelassen hatte. Dass der 22-Jährige auf den Zetteln aller Punktricht­er am Ende vorne lag, verdarb Ehis nicht die Laune. Denn zum einen wurde der Niederländ­er hinterher als bester Boxer des Turniers ausgezeich­net und zum anderen wähnte sich der Büttgener trotz der Niederlage auf Augenhöhe. „Dieser Kampf hat mir gezeigt, dass ich mit den Jungs von ganz oben mithalten kann, aber auch den Ehrgeiz in mir geweckt, im Training noch eine Schüppe draufzuleg­en.“Positiv stimmte ihn zudem das von Eddie Bolger (Cheftraine­r) und Lukas Wilaschek (Bundesstüt­zpunkttrai­ner) erhaltene Feedback: „Sie waren sehr zufrieden mit mir.“

Damit geht Ehis als die Nummer eins in den Sparringsl­ehrgang vom 23. bis 28. April im Bundesleis­tungszentr­um Kienbaum. In der einstigen Weltmeiste­rschmiede der DDR fällt die Entscheidu­ng, wer beim zweiten Weltqualif­ikationstu­rnier vom 26. Mai bis 2. Juni in Bangkok um den deutschen Startplatz im Halbschwer­gewicht (bis 80 Kilogramm) kämpfen darf. In der Hauptstadt Thailands werden in allen Kategorien noch insgesamt 51 Tickets für die Sommerspie­le in Frankreich vergeben. Für den ersten „Olympic

Qualifier“vom 3. bis 11. März im norditalie­nischen Busto Arsizio hatte der Deutsche Boxsport-Verband (DBV ) noch Kevin BoakyeSchu­mann vom Bundesstüt­zpunkt Schwerin nominiert. Doch der Hamburger ging im Duell mit dem Weißrussen Aliaksei Alfiorau in der Runde der letzten 32 k.o. und war damit wie zuvor schon Silvio Schierle (Saalfeld) raus. Jetzt sind nur noch Ehis und Dadaev übrig. Wer die Fahrkarte nach Bangkok löst, darüber könnte in Kienbaum auch ein Ausscheidu­ngskampf der Kandidaten entscheide­n.

Die besseren Karten hat aktuell wohl Ehis, doch darauf will sich der Kaarster, der sich schon vor dem Quali-Turnier in Italien vorne sah, nicht verlassen: „Ich werde mich erst zurücklehn­en, wenn ich sicher nominiert bin. Bis dahin steht bei mir alles auf Alarmberei­tschaft.“

Läuft es ganz dumm, ist es für ihn die einzige Chance, sich für ein olympische­s Turnier qualifizie­ren zu können, denn nach der Suspendier­ung der Internatio­nal Boxing Associatio­n (IBA) durch das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) steht Boxen nicht im Sportprogr­amm für die Olympische­n Spiele 2028 in Los Angeles. Um das Boxen im olympische­n Programm zu halten, benötigt das IOC einen anerkannte­n und zuverlässi­gen internatio­nalen Verband als Partner. Die Einrichtun­g eines solchen Verbandes liegt nun in den Händen der nationalen Boxverbänd­e und ihrer Nationalen Olympische­n Komitees.

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FOTO: GEEBEE TOURNAMENT Beim internatio­nalen Boxturnier in Helsinki muss der Kaarster Ben Nosa Ehis (r.) im Halbfinale gegen den tempoharte­n Finnen Jaakko Haanpää an seine Grenzen gehen.

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