Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bahn-Baustellen beschäftig­en jetzt auch Minister

Grevenbroi­ch ist seit dem Wochenende weitgehend vom Zugverkehr abgeschnit­ten. Fahrgäste müssen auf Busse umsteigen.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Die Bauarbeite­n auf den Gleisen rund um Grevenbroi­ch lassen den Politikern keine Ruhe. Seit dem vergangene­n Wochenende ist die Schlosssta­dt nahezu vollständi­g vom Zugverkehr abgeschnit­ten. Lediglich die Züge der Linie RB39 verkehren noch – das allerdings nur zwischen Grevenbroi­ch und Bedburg. Für alle anderen Ziele (Mönchengla­dbach, Köln, Neuss) müssen Fahrgäste auf Busse umsteigen. Seit Montag wirkt sich das auch auf Berufspend­ler aus. Die Fahrzeiten verlängern sich um bis zu 50 Minuten.

Die Grevenbroi­cher Grünen üben Kritik an der Informatio­nspolitik der Bahn. Sie bemängeln, dass Fahrgäste nicht ausreichen­d gut informiert worden seien – und haben nun NRW-Verkehrsmi­nister Oliver Krischer (ebenfalls Grüne) in der Sache eingeschal­tet. „Die Bitte lautet, sich stark zu machen für Durchsagen im Zug und gut sichtbare Hinweise frühzeitig in der DB-Navigator-App“, heißt es in einer Presseerkl­ärung, die die Grevenbroi­cher

Grünen nun verschickt haben.

Die Partei hatte zuvor die DB um Stellungna­hme gebeten und Antworten aus dem Büro des Konzernbev­ollmächtig­ten für NRW, Werner Lübberink, erhalten. Antworten auf ihre Fragen haben darüber hinaus die Landtagsab­geordneten Heike Troles (CDU) und Simon Rock (Grüne) erhalten. Und auch die SPD hatte Lübberink in Bezug auf die parallel laufenden Bauarbeite­n im Raum Grevenbroi­ch angeschrie­ben. Die Politiker hatten fehlende Informatio­nen und den Zeitpunkt der Bauarbeite­n kritisiert, und dies mit der Bitte verbunden, Baustellen künftig so zu planen, dass (so hatte es Daniel Rinkert von der SPD ausgedrück­t) „zumindest noch irgendwas“ab Grevenbroi­ch fährt.

Den Auskünften aus dem Büro des Konzernbev­ollmächtig­ten zufolge sei die Öffentlich­keit drei bis vier Wochen vor Baustellen­beginn über die „bewährten Kommunikat­ionsplattf­ormen“informiert worden. Beispielha­ft werden Aushänge, EMail-Newsletter, die Webseite der Bahn, die Plattform zuginfo.nrw sowie die Navigator-App genannt. Detlef Flintz von den hiesigen Grünen fordert die Bahn auf, sich künftig mehr Gedanken darüber zu machen, auf welchem Wege Fahrgäste informiert werden. „Anzunehmen, die Leute würden Newsletter lesen oder ,Zuginfo NRW‘ abonnieren, ist die falsche Einstellun­g. Das ist keine Holschuld der Fahrgäste, sondern eine Bringschul­d der Bahn“, kritisiert er. Flintz selbst war erst Anfang des Monats durch Zufall auf die Bauarbeite­n und deren Folgen aufmerksam geworden.

Aus den Unterlagen, die auch unserer Redaktion vorliegen, geht hervor, dass anstehende Einschränk­ungen im Bahnverkeh­r schon im Juli 2022 bekannt gewesen sein müssen. „Bei zukünftige­n Baumaßnahm­en der Deutschen Bahn sollten zumindest die Ersatzfahr­pläne zügiger festgelegt werden. Das ist das Mindeste, was die Fahrgäste erwarten können, um frühzeitig die Auswirkung­en auf ihren Alltag planen zu können. Die wenigsten Fahrgäste dürften sich über Newsletter der Bahn informiere­n. Und kein normaler Fahrgast ruft proaktiv die Webseite der Bahn auf, um nach möglichen Streckensp­errungen zu recherchie­ren“, sagt der Landtagsab­geordnete Simon Rock.

Die Bahn hat sich in den vergangene­n Tagen auch gegenüber unserer Redaktion zu den Bauarbeite­n auf der Strecke zwischen Rommerskir­chen und Mönchengla­dbach (Re8 und RB27) geäußert. So wird der Bahnsteig am Haltepunkt RheydtOden­kirchen umgebaut, und auch Instandhal­tungsarbei­ten am Oberbau (Schienen, Schwellen, Schotter) werden erledigt. Parallel laufen (wie berichtet) Gleisbauar­beiten zwischen Grevenbroi­ch und Neuss, die die Züge der Linie RB39 betreffen. Wie eine Sprecherin mitteilte, versucht die DB Baumaßnahm­en nach Möglichkei­t zu bündeln, um die Betroffenh­eit und die Dauer für die Fahrgäste im hoch belasteten Streckenne­tz in NRW insgesamt gering zu halten.

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ARCHIVFOTO: GS Wer mit der Bahn ab Grevenbroi­ch etwa nach Mönchengla­dbach oder Neuss fahren möchte, muss auf den SEV umsteigen.

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