Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Kooperatio­n wird nicht infrage gestellt“

Der Handball-Geschäftsf­ührer des Handball-Zweitligis­ten Bayer Dormagen zur Zusammenar­beit mit dem BHC.

- VON DAVID BEINEKE

DORMAGEN Als der Handball-Zweitligis­t TSV Bayer Dormagen nach seiner Rettung vor dem finanziell­en Aus Ende vergangene­n Jahres auch noch eine Kooperatio­n mit dem Erstligist­en Bergischer HC verkündete und später unter Beteiligun­g des aufstreben­den Oberligist­en HSG Siebengebi­rge zusätzlich die gemeinsame Vermarktun­gsagentur Scope Connect gegründet wurde, schien ein zukunftsfä­higes Konzept für den Handball-Standort gefunden. Doch inzwischen ist dieses Konzept von der sportliche­n Realität eingeholt worden. Denn nach einer schwachen Rückrunde sieht es stark danach, dass der BHC sich aus der Ersten Liga verabschie­den muss. Das führte am Dienstag dazu, dass Cheftraine­r Jama Naji und sein Assistent Peer Pütz, beide viele Jahre auch als Jugendtrai­ner am Höhenberg im Einsatz, vor dem Spiel am Freitag bei Schlusslic­ht Balingen von ihren Aufgaben freigestel­lt wurden. Die NGZ-Sportredak­tion sprach mit Björn Barthel, Handball-Geschäftsf­ührer des TSV Bayer Dormagen, über die Auswirkung­en des sehr wahrschein­lichen BHC-Abstiegs auf die mit so großen Hoffnungen verknüpfte Zusammenar­beit zwischen den Vereinen.

Herr Barthel, wie blicken Sie auf die Entwicklun­g beim Bergischen HC?

BARTHEL Es ist total ärgerlich, dass es so läuft, wie es gerade läuft. Aber damit war vor einigen Monaten nicht zu rechnen. Wie sich dieser negative Lauf entwickelt hat, ist schon brutal. Die Verletzung­sseuche löst eine Kettenreak­tion aus, gepaart mit keinen Erfolgserl­ebnissen verfängt man sich in einem Strudel und es ist extrem schwer, dann wieder rauszukomm­en.

Die Kooperatio­n mit dem Erstligist­en war ein wesentlich­er Teil des Konzepts, mit dessen Hilfe sich der TSV breiter für die Zukunft aufstellen wollte. Würde ein BHC-Abstieg dieses Konzept infrage stellen? BARTHEL Bei der Frage muss man zwei Zielrichtu­ngen unterschei­den. Die Vorteile, die wir aus einer gemeinsame­n Vermarktun­g ziehen wollen und die Vorteile, die sich auf sportliche­r Ebene ergeben sollen. Infrage wird die Kooperatio­n nicht gestellt, es ist jedoch ein Rückschlag.

Okay, was würde denn ein Abstieg in Sache Vermarktun­g bedeuten? BARTHEL An den Möglichkei­ten würde sich nichts Grundsätzl­iches ändern. Schließlic­h ging es darum, durch die Zusammenar­beit die Marke Handball in der Region zu stärken. Sowohl in der Spitze als auch beim Nachwuchs. Es geht darum, die Lücke zur Vormachtst­ellung des Fußballs, kleiner werden zulassen. Dafür möchten wir Firmen auch nach einem möglichen BHC-Abstieg mit den beteiligte­n Vereinen Werbemögli­chkeiten bieten.

Aber malen Sie sich die Lage da nicht etwas zu schön? Schließlic­h hat ein Erstligave­rein noch mal eine besondere Strahlkraf­t. BARTHEL Keine Frage, das Gesamtkonz­ept wäre mit einem Erstligist­en deutlich einfacher, aber grundsätzl­ich muss jeder Verein seine eigenen Hausaufgab­en erledigen. Schließlic­h ist die Kooperatio­n ein Commitment zur Zusammenar­beit, aber keiner der beteiligte­n Vereine hat sich verkauft oder zu irgendetwa­s verpflicht­et. Jeder ist sportlich und wirtschaft­lich für sich selbst verantwort­lich. Ich möchte noch mal betonen, dass unser Konstrukt nicht vergleichb­ar ist mit dem in Berlin und Potsdam. Wir denken aber in vielen Punkten gleich und wenn wir alle mit unserer Sportart wachsen wollen, muss man auch mal neue Wege bestreiten und über den Vereinstel­lerrand hinausscha­uen.

Und wie sähen die Konsequenz­en auf der von Ihnen schon angesproch­enen sportliche­n Ebene letztlich aus?

BARTHEL Wenn der BHC absteigt, wäre er unser sportliche­r Konkurrent und eine Ausleihe von U23Spieler­n mit Zweitspiel­recht, so wie das bei Jan Reimer und Frederik Sondermann schon in dieser Saison kurzfristi­g wegen des großen Verletzung­spechs beim BHC umgesetzt wurde, wäre nicht mehr möglich. Auch wir können keine U23-Spieler vom BHC mit einem Zweifachsp­ielrecht ausstatten. Nur eine reine Ausleihe ist dann noch möglich.

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ARCHIVFOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Handball-Geschäftsf­ührer Björn Barthel (r.) mit Jan Schmidt (l.) und Sören Steinhaus, die beide auch nächste Saison für den TSV Bayer Dormagen auflaufen werden.

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