Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Kooperation wird nicht infrage gestellt“
Der Handball-Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten Bayer Dormagen zur Zusammenarbeit mit dem BHC.
DORMAGEN Als der Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen nach seiner Rettung vor dem finanziellen Aus Ende vergangenen Jahres auch noch eine Kooperation mit dem Erstligisten Bergischer HC verkündete und später unter Beteiligung des aufstrebenden Oberligisten HSG Siebengebirge zusätzlich die gemeinsame Vermarktungsagentur Scope Connect gegründet wurde, schien ein zukunftsfähiges Konzept für den Handball-Standort gefunden. Doch inzwischen ist dieses Konzept von der sportlichen Realität eingeholt worden. Denn nach einer schwachen Rückrunde sieht es stark danach, dass der BHC sich aus der Ersten Liga verabschieden muss. Das führte am Dienstag dazu, dass Cheftrainer Jama Naji und sein Assistent Peer Pütz, beide viele Jahre auch als Jugendtrainer am Höhenberg im Einsatz, vor dem Spiel am Freitag bei Schlusslicht Balingen von ihren Aufgaben freigestellt wurden. Die NGZ-Sportredaktion sprach mit Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV Bayer Dormagen, über die Auswirkungen des sehr wahrscheinlichen BHC-Abstiegs auf die mit so großen Hoffnungen verknüpfte Zusammenarbeit zwischen den Vereinen.
Herr Barthel, wie blicken Sie auf die Entwicklung beim Bergischen HC?
BARTHEL Es ist total ärgerlich, dass es so läuft, wie es gerade läuft. Aber damit war vor einigen Monaten nicht zu rechnen. Wie sich dieser negative Lauf entwickelt hat, ist schon brutal. Die Verletzungsseuche löst eine Kettenreaktion aus, gepaart mit keinen Erfolgserlebnissen verfängt man sich in einem Strudel und es ist extrem schwer, dann wieder rauszukommen.
Die Kooperation mit dem Erstligisten war ein wesentlicher Teil des Konzepts, mit dessen Hilfe sich der TSV breiter für die Zukunft aufstellen wollte. Würde ein BHC-Abstieg dieses Konzept infrage stellen? BARTHEL Bei der Frage muss man zwei Zielrichtungen unterscheiden. Die Vorteile, die wir aus einer gemeinsamen Vermarktung ziehen wollen und die Vorteile, die sich auf sportlicher Ebene ergeben sollen. Infrage wird die Kooperation nicht gestellt, es ist jedoch ein Rückschlag.
Okay, was würde denn ein Abstieg in Sache Vermarktung bedeuten? BARTHEL An den Möglichkeiten würde sich nichts Grundsätzliches ändern. Schließlich ging es darum, durch die Zusammenarbeit die Marke Handball in der Region zu stärken. Sowohl in der Spitze als auch beim Nachwuchs. Es geht darum, die Lücke zur Vormachtstellung des Fußballs, kleiner werden zulassen. Dafür möchten wir Firmen auch nach einem möglichen BHC-Abstieg mit den beteiligten Vereinen Werbemöglichkeiten bieten.
Aber malen Sie sich die Lage da nicht etwas zu schön? Schließlich hat ein Erstligaverein noch mal eine besondere Strahlkraft. BARTHEL Keine Frage, das Gesamtkonzept wäre mit einem Erstligisten deutlich einfacher, aber grundsätzlich muss jeder Verein seine eigenen Hausaufgaben erledigen. Schließlich ist die Kooperation ein Commitment zur Zusammenarbeit, aber keiner der beteiligten Vereine hat sich verkauft oder zu irgendetwas verpflichtet. Jeder ist sportlich und wirtschaftlich für sich selbst verantwortlich. Ich möchte noch mal betonen, dass unser Konstrukt nicht vergleichbar ist mit dem in Berlin und Potsdam. Wir denken aber in vielen Punkten gleich und wenn wir alle mit unserer Sportart wachsen wollen, muss man auch mal neue Wege bestreiten und über den Vereinstellerrand hinausschauen.
Und wie sähen die Konsequenzen auf der von Ihnen schon angesprochenen sportlichen Ebene letztlich aus?
BARTHEL Wenn der BHC absteigt, wäre er unser sportlicher Konkurrent und eine Ausleihe von U23Spielern mit Zweitspielrecht, so wie das bei Jan Reimer und Frederik Sondermann schon in dieser Saison kurzfristig wegen des großen Verletzungspechs beim BHC umgesetzt wurde, wäre nicht mehr möglich. Auch wir können keine U23-Spieler vom BHC mit einem Zweifachspielrecht ausstatten. Nur eine reine Ausleihe ist dann noch möglich.