Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Von den Crash Eagles Kaarst in die NHL
Einst spielte Maksymilian Szuber als Jugendlicher Skaterhockey bei den Crash Eagles Kaarst und parallel Eishockey bei der DEG. Nun feierte der mittlerweile 21-Jährige sein Debüt in der nordamerikanischen Eliteliga.
KAARST Georg Otten ist niemand, der zu schnell große Karrieren vorhersagt. „Man kann bei Elf- oder Zwölfjährigen nicht mit Gewissheit beurteilen, was später aus ihnen wird“, sagt der Vorsitzende der Crash Eagles Kaarst. Und so sei das auch damals bei Maksymilian Szuber gewesen. Dass der es mal so weit schaffen würde? „Hätte ich nicht erwartet“, sagt Otten. Aber dass es da ein besonderes Talent gibt, das beim Skaterhockey und beim Eishockey heraussticht, das war Otten natürlich bewusst: „Sehr clever, sehr ruhig. Und er war immer schon groß. Die Reichweite gepaart mit Schnelligkeit und Cleverness – das war schon außergewöhnlich.“
Vor einigen Tagen hat André Tourigny ähnlich über Maksymilian Szuber gesprochen. „Er hat mit dem Puck gute Entscheidungen getroffen. Er hat gekämpft, hat einen langen Schläger. Mir hat gefallen, was ich gesehen habe.“Was wiederum Szuber gefallen haben dürfte. Denn Tourigny ist Trainer der Arizona Coyotes aus der nordamerikanischen NHL – dem Sehnsuchtsort aller Kinder, die Eishockey spielen. Die große Show, wo Abend für Abend Stars wie Leon Draisaitl und Connor McDavid vor einem Millionenpublikum spielen. Und Maksymilian Szuber, der gehört jetzt dazu. Vergangene Woche gab der 21-Jährige sein NHL-Debüt. Zwar blieb es vorerst bei dem einen Spiel, zudem verloren die Coyotes bei den Seattle Kraken mit 0:5, aber Szubers Auftritt konnte sich sehen lassen. Rund 17 Minuten Eiszeit, zwei Checks, ein Torschuss.
Natürlich sind sie stolz bei seinen ehemaligen Klubs. Beim EHC Red Bull München, wo Szuber bis vorige Saison spielte und sich mit der Meisterschaft verabschiedete. Bei der Düsseldorfer EG, wo er einst sein erstes Eishockeyspiel sah und sich danach bei der Jugend an der Brehmstraße anmeldete. Und natürlich bei den Crash Eagles Kaarst. Der kleine Maksymilian war nämlich so besessen von seinem Sport, dass er mit Freunden von der DEG – unter anderem mit Lennart Otten – parallel auch mit dem Skaterhockey begann. Acht Jahre war er alt, als er erstmals auf Rollen für die Kaarster auflief. Und gleich ein Tor erzielte.
Sechs Saisons lang spielte Szuber für die Crash Eagles. Georg Otten erinnert sich an einen Spieler, „den man immer einsetzen kann, weil man weiß, der macht keinen Mist. Ein Verteidiger, wie ihn Trainer mögen.“Sorgen habe der ihm nur einmal bereitet, erzählt Otten lachend. Bei einem Turnier über mehrere Tage in Ahaus sollte am Sonntagmorgen das nächstes Spiel beginnen, „aber der Maksy war nicht da. Alle haben ihn gesucht. Das Zelt war leer, der Schlafsack war leer. Da habe ich langsam Panik bekommen. Doch plötzlich bewegt sich etwas unter der Luftmatratze, Maksy lag einfach darunter.“Kurz später stand er wieder auf dem Feld, die Crash Eagles gewannen das Turnier.
Noch erfolgreicher lief es beim Eishockey. Maksymilian Szuber war 13 Jahre alt, als die Red-Bull-Akademie aus Salzburg anklopfte. Dass er das sportlich schaffen würde, schien klar. „Aber kann er das mental? Sein geliebtes Umfeld verlassen?“, fragte sich Otten damals. „Er war immer ein zurückhaltender, schüchterner Typ.“Auch Szuber selbst hatte seine Zweifel. Die ersten Monate weg von zu Hause seien hart gewesen, hat er mal erzählt. Aber er sei daran gewachsen.
Auch sportlich klappte es. Szuber spielte mit den Salzburgern in der tschechischen Liga, durchlief alle deutschen U-Nationalmannschaften. Mit 18 Jahren gab er sein Debüt in der DEL für München, 2022 wählten ihn die Arizona Coyotes bei der jährlichen Talenteziehung der NHL (Draft) aus. Aber noch blieb er in München, wurde Stammspieler und 2023 Meister. Danach durfte er sogar mit zur Weltmeisterschaft, gewann in Finnland Silber, die erste deutsche WM-Medaille seit 70 Jahren. Danach ging er nach Nordamerika, spielte zunächst bei der Farmteam der Coyotes, bei den Tucson Roadrunners in der AHL. Auch dort überzeugte er. Also zogen ihn die Coyotes vergangene Woche hoch in die NHL.
Es dürfte Szubers einziges NHLSpiel in Arizona gewesen sein. Seit der vergangenen Nacht ist die Saison für die Coyotes vorbei. Und nun sieht es danach aus, als würden die aus finanziellen Gründen umziehen. So läuft das ja im nordamerikanischen Sport. Nächste Saison wird das Team wohl in Salt Lake City spielen, mit neuem Namen und neuem Logo. In Utah beginnt dann das nächste Kapitel für den Klub. Und damit auch für Maksymilian Szuber, dessen Karriere auf der ganz großen Bühne gerade erst begonnen hat. Georg Otten hätte sich das vor zehn Jahren nicht träumen lassen.