Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bürgerenergie Hemmerden investiert in Biogas
Im Rahmen ihrer ersten Generalversammlung stellte die Bürgerenergie Hemmerden jetzt ihre Projekte vor. Welche Vorhaben in naher Zukunft realisiert werden sollen und wie viele Anteile an der Genossenschaft bereits gezeichnet wurden.
HEMMERDEN Rund 150 Menschen waren jetzt zur ersten Generalversammlung der Bürgerenergie Hemmerden (BEH) ins Zelt des Badischen Weinhauses Bödecker gekommen. Im Mittelpunkt des Abends standen zwei ambitionierte Projekte: eine Biogasanlage und ein großes Sonnenkraftwerk, das auf einer Freifläche „In der Dell“realisiert werden soll. Ein weiteres Thema waren Solaranlagen auf Dächern von städtischen Immobilien und auf Gebäuden im Gewerbegebiet Daimlerstraße.
Aktuell hat die BEH insgesamt 520 Mitglieder. 148 waren bei der Versammlung persönlich anwesend, sie hatten Vollmachten von 41 Mitgliedern mitgebracht, sodass 36 Prozent der eingetragenen Mitglieder vertreten waren. Für den Aufsichtsrat sprach Ralf Lapp als Vorsitzender, für den Vorstand war es Klaus Lorenz. „Wir sind gespannt auf Ihre Fragen“, sagte Lorenz. Später sollte sich herausstellen, dass nicht allzu viel gefragt werden würde.
Was die geplante Montage von Solaranlagen auf Dächern von Gewerbeimmobilien an der Daimlerstraße betrifft: Klaus Lorenz hatte zu berichten, dass sieben Firmen zur Abgabe eines Angebots aufgefordert worden waren, aber nur zwei Angebote wurden gemacht. Der Vorsitzende des Vorstands ahnt, warum die Resonanz nicht größer war: Da wurden Standards festgelegt und ethische Grundsätze formuliert. Ein Gewerbetreibender hat den Vertrag bereits unterschrieben, mit den Arbeiten könnte Ende des Monats bereits begonnen werden.
Die Einspeisegenehmigung des Versorgers NEW liegt bereits vor. Die Dächer der Varius-Werkstätten sollen im zweiten Halbjahr 2024 mit Solaranlagen ausgestattet werden. Zuvor sind noch vorbereitende Arbeiten am Dach erforderlich. Darüber
hinaus soll eine große Freifläche „In der Dell“mit Solaranlagen bestückt werden. Dort sind insgesamt acht Grundstückseigentümer betroffen. Bis die Verträge unterschriftsreif sind, wird es noch eine Zeit dauern. Unterstützt wird die Genossenschaft durch Profis der renommierten Rechtsanwaltskanzlei Kapellmann und Kapellmann.
Ein anderes Thema: die Biogasanlage. „Am 30. April wird es erste Gespräche mit der Politik geben. Wenn diese Gespräche positiv verlaufen,
dürfte die Biogasanlage noch vor der Sommerpause auf der Tagesordnung des Planungsausschusses stehen“, kündigte Klaus Lorenz an.
Vera Valenta, für die Finanzen der BEH zuständig, nannte Zahlen aus dem ersten Rumpf-Wirtschaftsjahr: 1689 Anteile mit einem Gesamtwert von 844.500 Euro sind bis zum 31. Dezember 2023 gezeichnet worden. Ein Minijob wurde vergeben zur Bewältigung der Mitgliederverwaltung und des Vertragsmanagements. Bis heute sind Anleihen von 922.000
Euro gezeichnet worden. Das hört sich gut an, aber es kommen auch hohe Kosten auf die Bürgerenergie Hemmerden zu.
Kurz wurde in der Versammlung auf den Kompromiss zum Solarpakt gesprochen, den die Ampel-Regierung in Berlin jetzt beschlossen hat. „Ob es ein Energiewende-Beschleuniger ist, wird sich noch herausstellen“, sagte Klaus Lorenz. Der Vorstand wurde en bloc und ohne eine einzige Gegenstimme entlastet. Gefragt wurde, wo die Biogasanlage denn errichtet werden könnte. „Richtung Heckhauser Hof“, lautete die Antwort von Klaus Lorenz. Die Frage, wann denn mit vergünstigtem Strom zu rechnen sei, konnte noch nicht beantwortet werden. Die Mitglieder bekamen zu hören, dass bei der geplanten Biogasanlage der Verein nach heutigem Stand nur Anteilseigner einer Betreibergesellschaft werden soll.
Bis eine solche Anlage errichtet werden kann, werden noch vier bis fünf Jahre vergehen. Die große Fotovoltaikanlage soll bereits in 2025 Wirklichkeit werden. Die Bürgerenergie Hemmerden bietet übrigens an, Balkonkraftwerke per Sammelbestellung für Interessierte zu ordern. Laut BEH gibt die Stadt pro Einheit 100 Euro dazu. Menschen, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben, können mit einem Zuschuss von 300 Euro rechnen. Auf Wunsch können die Balkonkraftwerke von einem Monteur installiert werden.