Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Erhöhte Stolpergefahr in jedem Spiel
In der Rückrunde der Zweiten Hockey-Bundesliga würde der HTC Schwarz-Weiß Neuss gerne noch mal an der Spitze anklopfen. Doch dabei ist Vorsicht geboten, denn auch die Konkurrenz ist im Winter keineswegs untätig geblieben.
NEUSS Matthias Gräber redet erst gar nicht lange um den heißen Brei herum. „Die ersten zwei Spiele der Rückrunde entscheiden, wo für uns der Weg hingeht.“Konkret: Die Duelle mit dem Düsseldorfer HC am Samstag (16 Uhr, DHC-Anlage am Seestern) und eine Woche später auf heimischer Anlage mit dem DSD Düsseldorf (14 Uhr) müssten dem Trainer des Hockey-Zweitligisten HTC SW Neuss mit seinen Jungs mindestens vier Punkte einbringen, um im Kampf um die Spitze noch ein Wörtchen mitreden zu können.
Hört sich auf jeden Fall machbar an, könnte sich aber schon gegen den DHC als verzwickte Aufgabe erweisen. Zwar gewannen die Neusser ihr Heimspiel gegen den nach dem Abstieg aus der Eliteklasse auch im Bundesliga-Unterhaus in den Tabellenkeller gerutschten Nachbarn mit 4:2, doch hat sich der vorerst einstige Erzrivale inzwischen verstärkt: Mit dem vom niederländischen Hoofdklassen-Club OranjeRood Eindhoven zurückgekehrten Laurens Halfmann sowie mit Léon Aumüller und Alec von Schwerin präsentiert sich das Team von Tina Bachmann deutlich stärker als in der Hinrunde. Allerdings nimmt die Mannschaft das Trauma vom LastMinute-Abstieg aus der Hallen-Bundesliga West mit aufs Feld.
Der HTC hat in Lukas Wille (zurück zum HC Velbert), Moritz Simon (Wiesbadener THC) und Benno Kamphoff (Australien) drei Akteure verloren, dafür aber in Volodymyr „Vova“Zhmereniuk (HC Oksvinnitsa) eine echte Verstärkung an Land gezogen. Der 22-Jährige, zu Beginn des Jahres gemeinsam mit Vitali Shevchuk für die Ukraine in der Olympia-Qualifikation im Einsatz, ist schon seit dem 7. März in Neuss, richtet sich mit seiner Freundin, unterstützt von Tausendsassa Juri Ottmaa, in der Nordstadt gerade ein neues Heim ein. Hockeytechnisch hat der nur 1,73 Meter große Innenverteidiger eine ganze Menge drauf.
„Noch ist die Sprachbarriere ein Handikap, aber er ist schon jetzt ein wirklich guter Spieler“, ist Gräber überzeugt. „Und zweikampfstark, er zieht nur in sehr wenigen 1:1-Situationen den Kürzeren.“Etwas aufs Gemüt drückt nur der physische Zustand von Vitali Shevchuk, der nach einem strapaziösen Winter mit Hallen-Bundesliga für Neuss und Olympia-Qualifikation körperlich komplett durch war. Gräber: „Er hat erst am Montag mal wieder ganz locker mit der Mannschaft trainiert.“Kapitän Jan Mausberg ist vor zwei Wochen nach fertiggestellter Masterarbeit an der renommierten RWTH Aachen eingestiegen.
Auch in der gesamten Vorbereitung, die bereits am 4. März mit intensiven Athletikeinheiten begann, hatte der Coach nie den gesamten Kader beisammen. Doch auch ohne Mausberg, Shevchuk und Philipp Weide gelangen dem HTC beim eigenen Turnier (6./7. März) Siege über die Zweitligisten BW Berlin (3:1) und den DHC Hannover (2:0). Nur gegen den DTV Hannover, der mit gleich neun Importen unbedingt zurück in die 2. Liga will, setzte es eine 0:2-Niederlage.
Gegen den Regionalligisten HC Essen sprang vier Tage später ein lockerer 7:1-Erfolg heraus, der letzte Härtetest am vergangenen Samstag mit zwei Spielen hintereinander brachte einen 2:1-Sieg über den gastgebenden Ligarivalen Aachener HC und ein 3:3-Unentschieden gegen den Regionalligisten Bonner THV. „Weil wir in keinster Weise mal komplett waren, geben diese Ergebnisse keine großen Aufschlüsse“, fügt Gräber indes erklärend an. Zu erkennen sei indes gewesen: „Wir nutzen halt unsere Chancen nicht. Wir erarbeiten uns so viele Kreiszenen, aber das Entscheidungsverhalten im Abschluss ist ausbaufähig. Dabei klappt das im Training super.“
Das Problem sollte nicht chronisch werden, denn fast alle Klubs im Norden haben personell aufgerüstet: Schlusslicht DHC Hannover hat gleich drei Südafrika unter Vertrag genommen, Klipper Hamburg ist ebenfalls nicht untätig geblieben und Spitzenreiter Flottbek ist auf dem internationalen Markt gleich drei Mal fündig geworden. Neuling Aachener HC hat sich in der 2. Liga mittlerweile akklimatisiert und BW Köln kommt mit dem Schwung des in der Halle geschafften Klassenverbleibs. Da SW Köln, DSD Düsseldorf und Marienburg ihre Kader zusammengehalten haben, steht für Gräber fest: „In der Rückrunde kann jeder bei jedem stolpern.“