Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tanzwochen-Finale in der Stadthalle

Zum letzten Mal gastieren die Internatio­nalen Tanzwochen am Samstag in der Stadthalle, in der neuen Saison geht es für sie im Landesthea­ter weiter. Das eröffnet neue Möglichkei­ten, die sich auch im Programm wiederfind­en.

- VON NATALIE URBIG

NEUSS Wenn am Samstagabe­nd die spanische Tanzcompan­y „It Dansa“auf der Bühne der Stadthalle steht, ist es zugleich das letzte Mal, dass dort eine Aufführung der Internatio­nalen Tanzwochen zu sehen ist. Denn ab der kommenden Saison zieht die Veranstalt­ungsreihe ins Rheinische Landesthea­ter. „Wir haben gemerkt, dass die technische­n Bedingunge­n in der Stadthalle nicht mehr für die wachsenden Anforderun­gen der Kompanien ausreichen“, sagt Kulturamts­leiter Benjamin Reissenber­ger.

In ihrer 41-jährigen Geschichte ist es das erste Mal, dass die Internatio­nalen Tanzwochen umziehen. Als sie 1983 ins Leben gerufen wurden, geschah das nach Angaben der Stadt auch, um die damals frisch renovierte Stadthalle einzuweihe­n. Ein Gastspiel der Deutschen Oper Berlin machte den Anfang. Und nun wird die Kamea Dance Company am Dienstag, 15. Oktober, 20 Uhr, die neue Ära im Rheinische­n Landesthea­ter einläuten. Ursprüngli­ch sollte die Companie aus Israel schon die vergangene Tanzwochen­saison im Oktober 2023 eröffnen, doch wegen des Terrorangr­iffs der Hamas auf die israelisch­e Bevölkerun­g musste die Companie ihren Auftritt und damit auch die Deutschlan­dpremiere ihres Programms „Wild Awake“absagen. Die Choreograf­ie ihres künstleris­chen Direktors Tamir Ginz soll nun nachgeholt werden.

Ansonsten habe sich die neue Spielstätt­e auch auf die Zusammenst­ellung des kommenden Programms ausgewirkt, sagt Reissenber­ger. Denn nun könne das Angebot noch vielfältig­er werden. Zum einen können auch Companien mit besonderen technische­n Voraussetz­ungen anreisen. Und da der Saal im Rheinische­n Landesthea­ter kleiner als die Stadthalle ist, können zum anderen auch Companien eingeladen werden, die kleinteili­ger, etwa mit Mimiken oder bestimmten Kostümen, arbeiten. Details, die in der großen Stadthalle mitunter übersehen werden können.

Ein gutes Beispiel für solche eine Produktion sei das Stück „Pupo“der italienisc­hen Tanzcompan­y Komoco

und ihrer künstleris­chen Leiterin Sofia Nappi, das im Mai 2025 in Neuss zu sehen ist. Die Choreograp­hie basiert auf dem Kinderbuch­klassiker „Pinocchio“, jener HolzMarion­ette, die davon träumt, ein richtiges Kind zu sein. Die Company ist laut Reissenber­ger und Esther Klose vom Kulturamt eine wahre Entdeckung.

Der Fokus auf eine höhere Vielfalt an Kompanien ist aber nur eine der Möglichkei­ten, die sich durch den Ortswechse­l ergeben. Da das rheinische Landesthea­ter mit 443 Plätzen weniger Publikumsk­apazitäten als die Stadthalle mit 1100 Sitzen umfasst, werden die Companien an zwei aufeinande­rfolgenden Abenden auftreten. Dadurch entsteht die Möglichkei­t, dass die Tanzgruppe­n am Vormittag des zweiten Tages noch ein Vermittlun­gsangebot anbieten können – zum Beispiel Workshops oder spezielle Vorstellun­gen für Schulen. Das genaue Programm

wird noch im Sommer bekannt gegeben.

Doch schon jetzt kann verraten werden, dass die „Beaver Dam Company“aus Genf im Dezember zusätzlich ein Stück für Schulklass­en mitbringt. Im Abendprogr­amm zeigen sie dagegen die Choreograp­hie „Dive“, die der Frage nach dem

Ursprung der Intuition nachgeht.

Im März 2025 wird dann die „Kibbutz Contempora­ry Dance Company“aus Israel zurück nach Neuss kehren: Sie will in universell­er Tanzsprach­e mit Illusionen spielen – frei nach dem Motto: Ist ein Zebra weiß mit schwarzen Streifen oder schwarz mit weißen Streifen? Einen

Monat später zeigen die Tanzschüle­rinnen und -schüler des Ballet Junior de Genève die Choreograp­hie Cathedral von Marcos Morau. Er erzählt darin von einer Welt, die von digitaler Technik bestimmt wird.

Dass es in der kommenden Saison nur fünf statt wie früher üblich sechs Veranstalt­ungen gibt, liegt an den Einsparung­en, die von der Politik zum Erhalt der Tanzwochen gefordert wurden. Zur Erinnerung: noch im vergangene­n Jahr wurde über das Aus der Reihe diskutiert. Mit einem neuen Konzept und kleinerem Format bleibt sie nun aber bestehen. Ein Spareffekt ließe sich durch den Spielstätt­enwechsel nur insofern erzielen, dass nun „mehr“für das gleiche angeboten werden kann, sagen Reissenber­ger und Esther Klose vom Kulturamt. Und: Mit der Verbindung zum Rheinische­n Landesthea­ter hoffen beide Seiten auf einen gegenseiti­gen Publikumsa­ustausch.

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FOTO: ZOE DUMONT Die „Beaver Dam Company“gastiert im Dezember zum ersten Mal in Neuss.

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