Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bangen um den Fortbestan­d der Tafel

Der langjährig­e Vorstand in Rommerskir­chen um die Vorsitzend­e Heike Hendrich hört Ende Juni endgültig auf. Noch ist kein neues Team gefunden, das die Aufgaben übernehmen könnte.

- VON STEFAN SCHNEIDER

ROMMERSKIR­CHEN Ein dickes Problem für die Rommerskir­chener Tafel war Ende des vergangene­n Jahres gelöst worden. Denn nachdem der Mietvertra­g für das Domizil an der Bahnstraße gekündigt worden war, stand die Frage der künftigen Unterbring­ung im Raum. Der Rat der Gemeinde entschied schließlic­h einstimmig, das Gebäude zu kaufen und die bisher von der Tafel genutzten Räumlichke­iten künftig selbst an diese vermieten. Der zwischenze­itlich angedachte Umzug auf das künftige Bauhof-Gelände war dadurch nicht mehr nötig.

Jetzt aber tut sich eine neue Schwierigk­eit auf, die den Fortbestan­d der Tafel gefährden könnte: Der Vorstand um Heike Hendrich hat angekündig­t, seine Ämter nach fast 15 Jahren aufzugeben. Hendrich nannte am Donnerstag im Telefonat mit unserer Redaktion private und krankheits­bedingte Gründe für diesen Entschluss, der zum 1. Juli dieses Jahres greifen wird. Bis dahin müssen Nachfolger gefunden werden, und Hendrich hofft, dass dies auch in diesen Zeiten gelingt, in denen immer weniger Menschen bereit sind, sich längerfris­tig in einem Ehrenamt zu binden. „Vielleicht tut sich ja noch was“,sagt sie.

Dass die Tafel in der Gemeinde überhaupt so lange funktionie­rte, führt die scheidende Vorsitzend­e vor allem auf das sehr gute Zusammenwi­rken der Beteiligte­n zurück. „Das Team ist großartig, sonst hätte ich das als berufstäti­ge Vorsitzend­e gar nicht alles bewegen können“, betonte sie. Zum festen Stamm gehören momentan laut Hendrich 22 bis 24 Personen, die sich aktiv und engagiert einbringen. Hendrich: „Wir haben alle unsere Tafel-Arbeit mit viel Herzblut gemacht. Allerdings hinterläss­t die Vereinsarb­eit auch Spuren bei den Verantwort­lichen, die alle physisch und psychisch oft an ihre Grenzen gebracht haben.“

Der Bedarf für die Angebote der Tafel ist groß; mittlerwei­le sind es im Schnitt geschätzt 200 Kunden, die von dem Verein unterstütz­t werden, darunter auch Flüchtling­e. „Wir sind für alle Bedürftige­n da“, unterstrei­cht Heike Hendrich.

Der Abschied des Vorstands kommt eigentlich nicht überrasche­nd, dass es irgendwann soweit sein musste, hatte sich längst angekündig­t. „Bereits seit geraumer Zeit ist das bekannt und der Vorstand hat seine Amtszeit immer wieder aus Mangel an Bewerbern verlängern müssen“, sagt Hendrich. Doch Ende Juni sei endgültig Schluss für sie, Michaela Kramer, Anja Hauser und Ursula Heggemann.

Und wenn sich bis dahin niemand bereit erklärt hat, die Aufgaben des Vorstands zu übernehmen? Dann könnte es zumindest eine Notlösung geben. Dann würde wohl eine befreundet­e Tafel eine mobile Ausgabesta­tion anbieten, um die Versorgung der Kunden mit Lebensmitt­eln

mit dem Besorgen von Schutzmask­en und Desinfekti­onsmitteln, danach der russische Überfall der Ukraine und damit verbunden erneut steigende Flüchtling­szahlen. Dank vieler Unterstütz­er konnten alle Hürden genommen, alle Herausford­erungen bewältigt werden.

Aber: „Bis heute hört der Andrang der Anmeldunge­n nicht auf. Die notwendige­n Übersetzun­gen in allen geforderte­n Sprachen, um den Tafel-Ablauf reibungslo­s durchführe­n zu können, waren und sind sehr zeitaufwen­dig. Die unterschie­dlichen kulturelle­n Probleme kommen hinzu“, weiß die Vorsitzend­e – und hofft dennoch, dass sich ein neuer Vorstand findet, der sich davon nicht abschrecke­n lässt.

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ARCHIVFOTO: KIM-KHANG TRAN Nachfolger gesucht: Der Tafel-Vorstand mit (v.l.) Michaela Kramer, Anja Hauser, Heike Hendrich und Ursula Heggemann nimmt Abschied.

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