Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bangen um den Fortbestand der Tafel
Der langjährige Vorstand in Rommerskirchen um die Vorsitzende Heike Hendrich hört Ende Juni endgültig auf. Noch ist kein neues Team gefunden, das die Aufgaben übernehmen könnte.
ROMMERSKIRCHEN Ein dickes Problem für die Rommerskirchener Tafel war Ende des vergangenen Jahres gelöst worden. Denn nachdem der Mietvertrag für das Domizil an der Bahnstraße gekündigt worden war, stand die Frage der künftigen Unterbringung im Raum. Der Rat der Gemeinde entschied schließlich einstimmig, das Gebäude zu kaufen und die bisher von der Tafel genutzten Räumlichkeiten künftig selbst an diese vermieten. Der zwischenzeitlich angedachte Umzug auf das künftige Bauhof-Gelände war dadurch nicht mehr nötig.
Jetzt aber tut sich eine neue Schwierigkeit auf, die den Fortbestand der Tafel gefährden könnte: Der Vorstand um Heike Hendrich hat angekündigt, seine Ämter nach fast 15 Jahren aufzugeben. Hendrich nannte am Donnerstag im Telefonat mit unserer Redaktion private und krankheitsbedingte Gründe für diesen Entschluss, der zum 1. Juli dieses Jahres greifen wird. Bis dahin müssen Nachfolger gefunden werden, und Hendrich hofft, dass dies auch in diesen Zeiten gelingt, in denen immer weniger Menschen bereit sind, sich längerfristig in einem Ehrenamt zu binden. „Vielleicht tut sich ja noch was“,sagt sie.
Dass die Tafel in der Gemeinde überhaupt so lange funktionierte, führt die scheidende Vorsitzende vor allem auf das sehr gute Zusammenwirken der Beteiligten zurück. „Das Team ist großartig, sonst hätte ich das als berufstätige Vorsitzende gar nicht alles bewegen können“, betonte sie. Zum festen Stamm gehören momentan laut Hendrich 22 bis 24 Personen, die sich aktiv und engagiert einbringen. Hendrich: „Wir haben alle unsere Tafel-Arbeit mit viel Herzblut gemacht. Allerdings hinterlässt die Vereinsarbeit auch Spuren bei den Verantwortlichen, die alle physisch und psychisch oft an ihre Grenzen gebracht haben.“
Der Bedarf für die Angebote der Tafel ist groß; mittlerweile sind es im Schnitt geschätzt 200 Kunden, die von dem Verein unterstützt werden, darunter auch Flüchtlinge. „Wir sind für alle Bedürftigen da“, unterstreicht Heike Hendrich.
Der Abschied des Vorstands kommt eigentlich nicht überraschend, dass es irgendwann soweit sein musste, hatte sich längst angekündigt. „Bereits seit geraumer Zeit ist das bekannt und der Vorstand hat seine Amtszeit immer wieder aus Mangel an Bewerbern verlängern müssen“, sagt Hendrich. Doch Ende Juni sei endgültig Schluss für sie, Michaela Kramer, Anja Hauser und Ursula Heggemann.
Und wenn sich bis dahin niemand bereit erklärt hat, die Aufgaben des Vorstands zu übernehmen? Dann könnte es zumindest eine Notlösung geben. Dann würde wohl eine befreundete Tafel eine mobile Ausgabestation anbieten, um die Versorgung der Kunden mit Lebensmitteln
mit dem Besorgen von Schutzmasken und Desinfektionsmitteln, danach der russische Überfall der Ukraine und damit verbunden erneut steigende Flüchtlingszahlen. Dank vieler Unterstützer konnten alle Hürden genommen, alle Herausforderungen bewältigt werden.
Aber: „Bis heute hört der Andrang der Anmeldungen nicht auf. Die notwendigen Übersetzungen in allen geforderten Sprachen, um den Tafel-Ablauf reibungslos durchführen zu können, waren und sind sehr zeitaufwendig. Die unterschiedlichen kulturellen Probleme kommen hinzu“, weiß die Vorsitzende – und hofft dennoch, dass sich ein neuer Vorstand findet, der sich davon nicht abschrecken lässt.