Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eine gute Nachricht für Rentner
Millionen Senioren in Deutschland können sich freuen: Zum 1. Juli steigen die Renten um 4,57 Prozent und damit stärker, als noch im Herbst erwartet worden war. Auch legen sie damit stärker zu als die Verbraucherpreise. Die Inflation hatte zuletzt nur noch bei gut zwei Prozent gelegen.
Es besteht kein Grund, den Senioren diese kräftige Erhöhung zu neiden. Allen Verwerfungen in der Sozialpolitik zum Trotz – die Renten richten sich seit Jahren nach einer klaren Rentenformel. Danach folgt die Entwicklung der Altersbezüge im Wesentlichen der Löhne. Schaffen die Gewerkschaften hohe Tarifabschlüsse, sprudeln die Beitragseinnahmen, sodass im folgenden Jahr auch die Renten steigen können. Die Inflation spielt dabei keine Rolle, jedenfalls keine direkte. Das hat dazu geführt, dass das Rentenplus 2023 geringer war als die Inflationsrate, nun aber stärker ausfällt. Es ist der Vorteil der Rentenformel, dass sie die jährlichen Anhebungen aus der politischen Debatte heraushält. Daher ist es auch nicht ernst zu nehmen, dass die Linkspartei nun eine höhere Steigerung fordert – das wäre nicht finanzierbar, zugleich würden wir die bewährte regelgebundene Rentenpolitik aufgeben.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Deutschland sich langfristig diese Rentenpolitik nicht mehr leisten kann. Da Millionen Babyboomer, die nun in den Ruhestand wechseln, als Generation insgesamt zu wenig Kinder und damit künftige Beitragszahler bekommen haben, gerät das Finanzsystem ins Wanken. Doch Sozialminister Hubertus Heil steckt den Kopf in den Sand: Anstatt jetzt die abschlagfreie Rente mit 63 bis 65 Jahren abzuschaffen, anstatt rechtzeitig die Weichen für ein späteres und flexibleres Eintrittsalter zu stellen, garantiert er ein Rentenniveau von 48 Prozent für die Zukunft. Dieses Versprechen ist nicht zu halten. Erstaunlich, dass die FDP diese Garantie mitmacht.