Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Lob für „Freund Olaf“
Der britische Premier Rishi Sunak macht seinen Antrittsbesuch beim Bundeskanzler.
BERLIN Rishi Sunak freut sich sehr, bei seinem „Freund Olaf“zu Gast zu sein. Das betont der englische Premierminister bei seinem Besuch im Kanzleramt am Mittwoch. Dafür hat er sich allerdings reichlich Zeit gelassen, bevor er die Reise nach Berlin schließlich antrat – fast auf den Tag genau anderthalb Jahre nach Amtsantritt.
Eigentlich hatte kaum noch jemand damit gerechnet, dass Sunak doch noch seinen Antrittsbesuch in Berlin absolviert. Hinter vorgehaltener Hand witzelten viele politische Beobachter in London angesichts des Umfragetiefs von Sunaks Konservativen, der britische Premierminister sei ja ohnehin nicht mehr lange im Amt, da lohne sich die Reise nach Berlin gar nicht mehr. Olaf Scholz empfing den Gast aus London mit militärischen Ehren im Hof des Bundeskanzleramts.
Sunak steht bei der Pressekonferenz dann interessanterweise vor der britischen und der europäischen Flagge. Das Königreich hat seit dem Austritt aus der EU mit vielen Problemen zu kämpfen, der Brexit ist in der Bevölkerung mittlerweile alles andere als populär. Sunaks ToryPartei droht laut Umfragen eine historische Niederlage bei der erwarteten Parlamentswahl in diesem Jahr. In die deutsche Hauptstadt trägt ihn aber ein gewisser Rückenwind. In der Nacht zum Dienstag billigte das Parlament nach langem Streit Sunaks umstrittenen Asylpakt mit Ruanda.
Beide Politiker sagen, sie hätten auch über Migration gesprochen. Scholz sagt es nicht öffentlich, aber er lehnt das britische Modell ab. Stattdessen verweist er auf die in der EU getroffenen Beschlüsse zur Sicherung der europäischen AußenGrenzen.
Einig sind sich die beiden Regierungschefs bei der militärischen Unterstützung der Ukraine. Scholz sagt, Deutschland und Großbritannien seien die größten Geldgeber in Europa. Zugleich sei es ein ermutigendes Signal, dass der US-Kongress nun die Gelder zur Unterstützung der Ukraine freigegeben habe. Dennoch müsse auch zur eigenen Sicherheit der europäische Pfeiler der Nato gestärkt werden.
Sunak lobt die deutsche Unterstützung für die Ukraine. Auf die Frage nach der am Mittwoch bekräftigten Weigerung des Bundeskanzlers, Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine zu liefern, geht Sunak nicht direkt ein, betont aber, jedes Land leiste einen unterschiedlichen Beitrag. Er hebt besonders Deutschlands Entscheidung hervor, ein weiteres Patriot-Luftabwehrsystem an die Ukraine zu liefern. Scholz habe dafür nichts als Lob verdient.