Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ultrarunne­r läuft für Baumpflanz­ungen

- VON SIMONE FISCHER

Manuel Rasch verbindet den Kampf gegen die Klimakrise mit sportliche­m Abenteuer, vor allem dem Trailrunni­ng. Bis Ende 2025 wollen er und andere 100.000 Bäume pflanzen.

ZONS/MEDELLÍN Manuel Rasch ist ein rastloser Typ. Einer, der stets ein festes Ziel vor Augen hat. Hat er sich einmal entschloss­en, ein konkretes Projekt anzugehen, ist er nicht mehr aufzuhalte­n. Ganz gleich, wie hoch, wie steil und extrem kräftezehr­end es werden kann. Jeder einzelne Schritt zählt. Denn der 26-jährige Ultrarunne­r hat mit „Miles for trees“ein Projekt für die Umwelt ins Leben gerufen, bei dem für jede gelaufene Meile ein Baum in Nepal gepflanzt werden soll.

Wir sprechen per Video-Call. Manuel Rasch sitzt in einem großen Gemeinscha­ftsraum vor seinem Rechner in einem Hostel in Medellín, einer Millionens­tadt. Nach der Hauptstadt Bogota die zweitgrößt­e Stadt in Kolumbien. Dort ist es kurz nach sechs Uhr morgens. Der Athlet wirkt wach, entspannt und voller Tatendrang. Gleich wird er noch etliche Meilen laufen und Höhenmeter überwinden. Er befindet sich aktuell mit seiner Freundin Lisa Krumm auf Weltreise, bei der er eine Vision verfolgt: Der Klimakrise mit sportliche­m Abenteuer, vor allem dem Trailrunni­ng, mit einem geringen CO2-Fußtritt entschiede­n entgegenzu­treten. Dafür trainiert er innerhalb seiner Weltreise für eine besondere Herausford­erung: den Rekord für die schnellste Überquerun­g der Via Alpina 2025. Dieser Langstreck­en-Trail erstreckt sich über etwa 2000 Kilometer und über 110.000 Höhenmeter, quer durch alle acht Alpenstaat­en. Das will er in weniger als 30 Tagen schaffen. Um zu verstehen, was den ehrgeizige­n jungen Mann zu solchen Höchstleis­tungen antreibt, lohnt sich ein Blick auf seine Wurzeln.

Manuel Rasch wird 1997 in Täbingen, einem Dorf bei Rosenfeld in Baden-Württember­g, geboren. Schon früh nimmt ihn sein Vater mit raus in die Natur. Und schon früh erbt er von seinem Vater, einem begeistert­en Läufer und Radfahrer, die Liebe zum Sport. Die Familie betreibt einen Betrieb in der Forstwirts­chaft, in die er später einmal einsteigen soll. So der Plan. Zwar schließt Rasch seine Ausbildung mit dem Forstwirts­chaftsmeis­ter ab, doch reicht ihm das schon bald nicht mehr. Er bildet sich weiter zum Experten in der Immobilien­branche, zieht 2021 nach Düsseldorf, lernt seine große Liebe kennen und zieht schließlic­h nach Zons. Ihn und seine Freundin verbindet unter anderem die leidenscha­ftliche Neugier, fremde Länder und Kulturen kennenzule­rnen, aber nicht ohne Sinn. Es geht ihm dabei an vorderster Stelle um den Klimaund Naturschut­z. „Wir leben viel zu oft in unserer europäisch­en Bubble, dabei können wir von anderen Menschen, Bedingunge­n und ihren

Lebensweis­en so viel mehr voneinande­r und miteinande­r lernen“, sagt Rasch. So beschlosse­n sie, am 8. Januar zu einer Weltreise aufzubrech­en. Gestartet sind sie in Rio de Janeiro mit dem Ziel, am Ende ihrer großen Etappenrei­se 2025 100.000 Bäume in Nepal pflanzen zu können. Dazu hat er das Projekt „Miles for Trees“ins Leben gerufen. Die Idee dazu kam ihm beim Laufen.

„Ich bin ein sehr naturverbu­ndener Mensch und habe eine innige Beziehung zum Wald und zur Natur. Und ich langweile mich schnell. Ich wollte etwas machen, in dem ich meinen Drang nach neuen Herausford­erungen in ein praktische­s Handeln zusammenfü­hren kann“, berichtet er. Ob bereits in Brasilien, Peru oder aktuell in Kolumbien: Für sein großes Ziel trainiert er mehrfach die Woche mit Laufeinhei­ten zwischen 65 und 70 Kilometern und bis zu 4000 Höhenmeter­n. „Für jede gelaufene Meile soll in Nepal ein Baum gepflanzt werden“, freut sich der Sportler. Umso größer ist seine Motivation, bereits vor Ostern die 1000-Meilen-Marke geknackt zu haben. Ein Baum für das Projekt in Pokhara koste 70 Cent. Unterstütz­t wird er dabei von seinem Freundes

und Familienkr­eis und finanziert einen Teil aus eigener Tasche. „Ich bin überzeugt, dass jeder mit einem kleinen Beitrag etwas für unsere Umwelt beitragen kann“, sagt Manuel Rasch. Er wirbt deshalb um weitere Sponsoren und hofft, mit seiner sportliche­n Unternehmu­ng auch andere Laufende zu erreichen, damit weltweit noch mehr Bäume gepflanzt werden können.

Nach der Station in Südamerika soll es zunächst zurück nach Europa gehen, dann nach Asien. Denn im Mai werden in Nepal die weiteren Bäume gepflanzt, und dort möchte er gerne dabei sein. Was am Ende des weltweiten Trainings für den bewussten Klima- und Naturschut­z steht, weiß er noch nicht. „Ich könnte mir vorstellen, danach in diesem Bereich privatwirt­schaftlich tätig zu werden, etwa im Social- oder EcoEntrepr­eneurship. Also, eine unternehme­rische Tätigkeit aufzubauen, die sich für einen positiven Wandel der Gesellscha­ft, die Lösung sozialer Probleme oder für die Umwelt einsetzt“, überlegt er. Und wer weiß, vielleicht kommt ihm beim Laufen schon bald die perfekte Idee dazu. Noch liegen einige Tausend Meilen vor ihm und seinem großen Ziel.

 ?? FOTOS: MANUEL RASCH ?? Seit Januar trainiert Manuel Rasch für den Rekord für die schnellste Überquerun­g der Via Alpina. Das Bild entstand in den Anden.
FOTOS: MANUEL RASCH Seit Januar trainiert Manuel Rasch für den Rekord für die schnellste Überquerun­g der Via Alpina. Das Bild entstand in den Anden.
 ?? ?? Der Zonser erkundet gerade „laufend“die Welt für sein Training.
Der Zonser erkundet gerade „laufend“die Welt für sein Training.

Newspapers in German

Newspapers from Germany