Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wachwechsel im Haus St. Stephanus
Die Deutschordens Jugendund Familienhilfe nimmt Abschied von Volker Abrahamczik. Der langjährige Leiter des Hauses St. Stephanus geht in den Vorruhestand. Seine Nachfolge ist geklärt: Kristina Scheunert übernimmt das Ruder.
ELSEN Ihm hat seine Arbeit sehr viel Freude bereitet, und was man gern tut, macht man ja bekanntlich auch gut: Volker Abrahamczik ist am Freitag in der Zehntscheune verabschiedet worden. Nach 38 Jahren übergab er die Einrichtungsleitung des Hauses St. Stephanus und die Geschäftsführung der Deutschordens Jugend- und Familienhilfe Elsen an Kristina Scheunert.
„Geht‘s Dir gut?“„Mir geht‘s sehr gut“: Das waren am Freitag Vormittag gängige Dialoge zwischen dem zu Verabschiedendem und den geladenen Gästen. Der 63-Jährige geht jetzt in Altersteilzeit. Gegenüber der unserer Redaktion beschrieb Abrahamczik seine Lebenspläne so: „Ich werde reisen, Musik machen und mir eine sinnstiftende Tätigkeit im sozialen Bereich suchen.“Auf lange Abschiedsreden hatte er keinen Wert gelegt, trotzdem gab es sie.
Der Verwaltungsratsvorsitzende Hans-Jürgen Wachten lobte das Engagement des Mannes, der aus der
Kinderbewahranstalt eine „ansehnliche Familien- und Jugendhilfeeinrichtung mit etwas über 100 Mitarbeitenden gemacht hat“. Alfons Herweg, Verwaltungsratsmitglied, sprach von einem „besonderen Tag für einen besonderen Menschen“.
Herweg verriet, dass er zu Ehrende zunächst eine kaufmännische Ausbildung absolviert habe. Statt im Duisburger Hafen Schriftkram zu erledigen, hängte er an die Lehre ein Studium der Sozialpädagogik dran. 1986 sei er dann für ein Praktikum im Anerkennungsjahr nach Grevenbroich gekommen. 1987 wurde er Erzieher, 1988 Vertreter des Heimleiters und 1990 schließlich Heimleiter. Am 11. Dezember 2010 wurde der dreifache Vater, der in Hochneukirch lebt, zum Geschäftsführer.
Alfons Herweg bezeichnete Volker Abrahamczik als guten Netzwerker, politisch denkenden und zielorientierten Mann mit ausgeprägtem Verhandlungsgeschick. „Er hatte stets das Kindeswohl im Blick“, attestierte ihm Herweg. Und: „Er hat Musik im Blut.“Es schien, als würde Volker Abrahamczik das Stillsitzen schwerfallen. Ganz in seinem Element war er, als er zusammen mit seinen beiden Musikerkollegen
Gerhard Kalter und Martin Hoffmann, die als „Seisún“auftreten und im Herbst ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feiern, einen irischen Folksong ablieferte, für den es jede Menge Applaus gab.
Keine Frage: Abrahamczik kam rüber als ein Mann, der im Leben vieles richtiggemacht hat. Seinen Gemütszustand beschrieb er am Freitag als „freudig erregt“, und das war ihm anzumerken. Eine seiner Leidenschaften sind Talkshows. Es waren eigens Sofas herbeigeschafft worden – und Talkgäste aus dem Arbeitsumfeld von Volker Abrahamczik. Moderiert wurden die
Talk-Blöcke von der Journalistin Birgit Wilms.
Bernd Sperling, Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes der Stadt Mönchengladbach, war rückblickend beeindruckt von der „Blitzkarriere, die Volker Abrahamczik hingelegt hatte“. Birgit Schikora, Leiterin des Grevenbroicher Jugendamtes, erinnerte sich noch an den großen Zustrom von Flüchtlingen im Jahre 2015 – die Unterbringung habe auch durch die Mithilfe des 63-Jährigen gut geklappt. Detlef Wiecha vom Evangelischen Verein für Jugend- und Familienhilfe war an Volker Abrahamczik besonders
positiv aufgefallen, dass er keine Konkurrenzsituation zwischen den Trägern schuf, wenn es galt, an einem Strick zu ziehen.
Kristina Scheunert hat vermutlich schon längst erkannt, dass sie in große Fußstapfen tritt. Die 39-Jährige wohnt derzeit noch in Grafschaft. „Mein Mann und ich werden aber nach Kerpen ziehen“, erklärte sie gegenüber unserer Redaktion. Das sei ein Kompromiss, weil ihr Mann in Bonn arbeitet. Zur Familie gehört ein Dalmatiner, zu ihren Hobbys zählen Sport und Stricken. Die Neue hat den Bachelor der Erziehungs- sowie der Sportwissenschaft, außerdem den Master im Sozialmanagement. In den vergangenen zehn Jahren hatte sie bei der Lebenshilfe in Bonn gearbeitet, unter anderem im Bereich der Familienhilfe.