Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lehrer fühlen sich zu stark belastet
In NRW ist im ersten Halbjahr viel Unterricht ausgefallen, auch an Dormagener Schulen. Ursachen sind Krankheitsstände oder Lehrerkonferenzen. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer.
DORMAGEN Ausgefallener Unterricht, Vertretungsstunden und Lehrermangel – dieses Bild zeichnet ein Bericht des Schulministeriums. Demnach sind im ersten Halbjahr des laufenden Schuljahres fast fünf Prozent aller Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen. Zehn Prozent waren Vertretungsunterricht. Grund für die vielen Ausfälle sind kranke Lehrer und Termine wie Lehrerkonferenzen. Zudem fühlen sich Lehrer überaus stark belastet und sehen den Fehler im System.
Die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule liegt mit den Unterrichtsausfällen im Durchschnitt, sagt Schulleiterin Andrea Hurtz. In der Oberstufe werden Ausfälle nicht vertreten, die Schüler lernen dann selbstständig. In der Sekundarstufe werde dagegen so viel wie möglich vertreten. Im Notfall springen fachfremde Lehrer ein: An der Gesamtschule sind die Lehrpläne digital zur Verfügung gestellt, so dass andere Kollegen darauf zugreifen können.
Wenn nachmittags Unterricht ausfällt, sei es schwierig, eine Vertretung zu finden. Das wolle Hurtz ihren Kollegen auch nicht zumuten, Lehrer seien ohnehin belastet. „Wenn ich manchmal sehe, wie erschöpft Kollegen sind, sage ich ihnen ‚Geh nach Hause’“, so Hurtz. Manchmal weiß sie selbst nicht, woher sie die Kraft nimmt. „Es fühlt sich an wie ein Hamsterrad“. Mit diesem Gefühl ist Hurtz nicht alleine: Laut „Schulbarometer“der Robert-Bosch-Stiftung sind mehr als 36 Prozent der Lehrkräfte von ihrem Beruf erschöpft. Um die Situation zu verbessern, reiche es nicht aus, „Löcher zu stopfen“, sagt Hurtz. Vielmehr sei eine „komplette Reform des Schulsystems“notwendig. Das beginne schon im Studium, auf viele Situationen werden Lehrer gar nicht vorbereitet. Sie stehen dann „wissenslos“da, kritisiert Hurtz. So sei das Thema Inklusion kein Bestandteil des Studiums.
Auch der Schulleiter des Leibniz Gymnasiums, Andreas Glahn, will seine Lehrer nicht zusätzlich belasten. Deshalb muss manchmal Unterricht ausfallen, wenn Konferenzen stattfinden, damit die Lehrer nicht bis spät abends in der Schule bleiben müssen. „Viele sehen nur die Arbeit, die die Lehrer am Vormittag machen, aber danach sind sie mit Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie mit Korrekturen beschäftigt.“Am Leibniz falle nicht außergewöhnlich viel Unterricht aus, bei Exkursionen oder den derzeitigen Abiprüfungen sei das aber nicht zu vermeiden. Vertretungsunterricht sieht Glahn nicht als Nachteil für die Schüler an, zudem gibt es am Leibniz ein Selbstlernzentrum, in dem Schüler unter Betreuung Aufgaben bearbeiten können. Personell ist das Gymnasium gut aufgestellt. Zudem sei Dormagen ein schöner Standort und liegt in der Nähe der Großstädte Düsseldorf
und Köln. Glahn wünscht sich allerdings Personal an seiner Schule, das die Lehrer entlastet, etwa bei Verwaltungsaufgaben oder sozialen Konflikten unter Schülern. „Dann könnten sich die Lehrer auf das konzentrieren, wofür sie ausgebildet