Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neusser wagt sich in die Höhle der Löwen
Für einen jungen Neusser geht es am Montag um viel. Er bietet 35 Prozent der Firmenanteile an seinem Unternehmen für barrierefreie Angebote „Unique United“. Im Gegenzug hätte er gerne 210.000 Euro Startkapital.
NEUSS Als Louis Kleemeyer im Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie von seinem Beruf freigestellt wurde, stand er vor einem Problem. Auf der Suche nach einer anderen Anstellung hat er kaum geeignete Angebote gefunden. Kleemeyers Schwierigkeit: Seine Lernbehinderung, die aus einer Sauerstoffunterversorgung nach seiner Geburt resultiert. Jahrelang hat er selbst die Schwierigkeiten erlebt, die viele Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen täglich erfahren. Doch anstatt sich mit dem Status quo der Situation zufriedenzugeben, hat der 23-Jährige nach Möglichkeiten gesucht, Menschen mit Einschränkungen bei einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen.
Seine Idee: eine Plattform, um Firmen und Bildungsträgern eine Möglichkeit zu bieten, barrierefreie Angebote und Produkte zu präsentieren. Im Laufe der Jahre feilte er viel an seiner Idee. Sie wurde zu einem immer handfesteren Projekt. Entstanden ist die Online-Plattform Unique United. Ein Konzept für Menschen mit Behinderungen, entwickelt von Menschen mit Behinderung. Unterstützt wurde Louis dabei vor allem von Karen Schallert und seinem Vater Marco Kleemeyer.
Jetzt wagen sie den nächsten Schritt: eine Teilnahme bei der Fernsehshow „Höhle der Löwen“. Der Weg bis zur Ausstrahlung war lang. „Gestartet ist der Bewerbungsprozess im Internet“, erklärt Kleemeyer, „ein paar Wochen nachdem wir unsere Bewerbung eingereicht hatten, kam dann aber die gute Nachricht von der Produktionsfirma: Unique United ist eine Runde weiter.“Der nächste Schritt sei es dann gewesen, die Unternehmensgeschichte noch einmal ausführlich aufzuschreiben. „Dafür mussten wir auch die Unternehmenszahlen offenlegen und unseren Wunsch-Deal vorschlagen.“Explizit heißt das für Kleemeyer: 35 Prozent der Firmenanteile im Tausch gegen 210.000 Euro Kapital für das Unternehmen. „Außerdem haben wir ein dreiminütiges PitchVideo gedreht.“Am Ende der Bewerbung stand eine gute Nachricht: Der Neusser würde sein Projekt in der Sendung vorstellen dürfen. „Für VOX bot sich da natürlich auch eine besondere Situation“, meint Kleemeyer, „es passiert nicht alle Tage, dass da Menschen mit Behinderung ihre Unternehmen pitchen. Ich selbst habe eine Lernbehinderung.“Seine Kollegin Karen Schallert säße im Rollstuhl, erklärt er. Auf die Frage, ob es in der Vorbereitung auf die Aufzeichnung in Bezug auf Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung Schwierigkeiten gab, meint Kleemeyer: „Wir konnten im Vorfeld mit der Produktionsfirma von ‚Die Höhle der Löwen‘ in Telefonaten die Bedürfnisse und Herausforderungen für unseren Pitch klären. Zum Beispiel war ja eine Person im Rollstuhl dabei und da
wollten wir natürlich vorab klären, ob die Zugänge barrierefrei sind. Wir haben auch mehrmals – natürlich ohne die Löwen – den Eintritt in die Höhle proben dürfen, damit auch alles reibungslos klappt.“
An dem ersten Entwurf des Pitches hätten sie dann noch weiter gearbeitet, erklärt der Gründer. „Wir haben Feedback und auch hilfreiche Tipps von der Produktionsfirma bekommen.“Auch intern hätten sie viel gegrübelt, sagt Kleemeyer.
Abzuwarten bleibt, ob „Unique United“die Löwen überzeugen konnte. Ob es mit dem Deal geklappt habe, wollte Kleemeyer noch nicht verraten. Ausgestrahlt wird die vierte Folge der Staffel am Montag, 29. April, um 20.15 Uhr bei Vox.
Der junge Gründer hat noch große Pläne: „Im Jahr 2022 haben wir den ersten Testlauf mit ,Unique United‘ gestartet. 2023 haben wir dann vor allem Feedback von Menschen mit Behinderung eingeholt.“Die nächsten Schritte lägen jetzt vor allem darin, ihr Angebot überall bekannt zu machen: „Wir gehen die einzelnen Bundesländer durch, um möglichst viele Angebote zu finden.“Das langfristige Ziel sei es vor allem, die Prozesse des Unternehmens zu optimieren „Unsere Vision ist, dass die Unternehmen den Grund für Inklusion erkennen und selbstständig auf uns zukommen, um ihre Angebote bei uns zu verbreiten“. Die größte Herausforderung dabei: „Inklusion muss im Team gelebt werden. Es reicht nicht, wenn die Unternehmen nur eine Agentur damit beauftragen“, findet Kleemeyer.