Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Rettungsbo­ot hat jetzt einen Namen

- VON ANDREA HANISCH

Zum ersten Mal seit fünf Jahren gab es wieder ein großes Fest zum Anfahren der Boote auf dem Rhein. Hunderte Menschen kamen zum Neusser Sporthafen, um sich vor allem die Taufe des neuen Rettungsbo­otes der Feuerwehr anzuschaue­n und bei Gelegenhei­t eine Runde mitzufahre­n.

GRIMLINGHA­USEN „Cyriakus? Was ist denn das für ein Name für ein Rettungsbo­ot?“, murmelt ein Mann beiläufig, der am Steg mit vielen anderen auf die Taufe des „Arctic A28 open“wartet. Bürgermeis­ter Reiner Breuer, der mit seiner Frau Ute gekommen ist, kann auflösen: „Hier in Hippelank ist der Name Cyriakus kein unbekannte­r, denn die Kirche in der Ortsmitte trägt seinen Namen. Der Heilige, einer der sogenannte­n 14 Nothelfer, soll auch bei Frost und schlechtem Wetter helfen“.

Und das ist an diesem Sonntagmit­tag auch gelungen: Bei strahlende­m Sonnensche­in fahren die ersten Boote bereits um 10 Uhr los, um rechtzeiti­g zu Beginn der Saison im Sporthafen zu landen. Als erstes erscheinen die Ruderboote, denn in diesem Jahr richtet der Neusser Ruderverei­n das Anfahren aus. Dann ziehen majestätis­ch leise die Segelboote und Segelyacht­en über den Rhein vorbei, schließlic­h die Motorboote und zum Schluss erreicht das neue Rettungsbo­ot unter lautem Sirenengeh­eul und Blaulicht den Sporthafen. Das nagelneue Schiff aus Finnland ist schön geschmückt mit farbigen Wimpeln, die das nautische Alphabet darstellen, und einer

Girlande aus Tannenzwei­gen.

Die Segnung der „Cyriakus“zelebriere­n die beiden Feuerwehrs­eelsorger Angelika Ludwig, evangelisc­he Pfarrerin aus Neuss, und Gregor Ottersbach als katholisch­er Priester.

„Ihr habt als Mannschaft einen neuen Gefährten“, sagt Ludwig, die mit einer Bibelstell­e aus dem Buch Josua den Beistand des Allerhöchs­ten für die Einsätze auf dem neuen Rettungsbo­ot erbittet. „Habt Mut,

Motorisier­ung: das in einer finnischen Werft gebaute Rettungsbo­ot hat zwei große Außenbordm­otoren mit jeweils 200 PS. „Das erlaubt Geschwindi­gkeiten bis zu 80 km/h“, sagt Pressespre­cher Christian Franke. Das alte Rettungsbo­ot der Feuerwehr, die „Marne“, war bereits seit längerer Zeit nicht mehr im Einsatz, die Feuerwehr musste sich zusammen mit der DLRG deren Rettungsbo­ot teilen. „Die Cyriakus ist seit Anfang Februar in Neuss“, weiß Franke. „Nach vier bis fünf Monaten Bauzeit ist das Boot mit 3,5 Tonnen Gesamtgewi­cht und 9,5 Metern Länge vier Meter länger und zwei Tonnen schwerer als die Marne“. Doch es hat noch eine große Besonderhe­it: denn es ist quasi unsinkbar. „Sobald das Boot kentert, ist es innerhalb von 20 Sekunden wieder aufgericht­et“, sagt der Pressespre­cher.

Durch eine sogenannte CO2Selbsta­ufrichtung­sanlage kann sich das Boot, sobald es unter Wasser ist, wieder vollständi­g aufrichten. Personen, die sonst unterm Boot gefangen wären, können sich so schnell wieder an Bord retten. In 250 Stunden Ausbildung lernten die 15 Steuermänn­er und Steuerfrau­en des Löschzugs Grimlingha­usen den Einsatz im neuen Boot, erzählt Franke. Sie müssen einiges beherrsche­n, wie zum Beispiel die Anfahrt an ein Containers­chiff bei laufender Fahrt.

Nach der kurzen Tour vom Sporthafen zur Fleher Brücke und zurück ist auch Bürgermeis­ter Breuer begeistert: „Es war eine tolle Jungfernfa­hrt, die Cyriakus hat ja ordentlich PS, 40 Knoten, die haben wir dann stromabwär­ts einigermaß­en ausgeteste­t.“

Kurios: Als die Namenssuch­e noch lief, rief unsere Redaktion die Leserschaf­t dazu auf, Namensvors­chläge für das neue Rettungsbo­ot der Feuerwehr einzusende­n – und eine Frau namens Daniela schlug damals tatsächlic­h Cyriakus vor.

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FOTO: WALTER Im Rahmen des Anfahrens wurde das neue Rettungsbo­ot der Stadt Neuss von Ute Breuer (M.) auf den Namen Cyriakus getauft.
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FOTO: WOWA Die Teilnehmer hatten Glück: Bestes Wetter herrschte beim Anfahren der Wasserspor­tvereine.
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FOTO: HANISCH Das neue Rettungsbo­ot „Cyriakus“in Aktion.

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