Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das Rettungsboot hat jetzt einen Namen
Zum ersten Mal seit fünf Jahren gab es wieder ein großes Fest zum Anfahren der Boote auf dem Rhein. Hunderte Menschen kamen zum Neusser Sporthafen, um sich vor allem die Taufe des neuen Rettungsbootes der Feuerwehr anzuschauen und bei Gelegenheit eine Runde mitzufahren.
GRIMLINGHAUSEN „Cyriakus? Was ist denn das für ein Name für ein Rettungsboot?“, murmelt ein Mann beiläufig, der am Steg mit vielen anderen auf die Taufe des „Arctic A28 open“wartet. Bürgermeister Reiner Breuer, der mit seiner Frau Ute gekommen ist, kann auflösen: „Hier in Hippelank ist der Name Cyriakus kein unbekannter, denn die Kirche in der Ortsmitte trägt seinen Namen. Der Heilige, einer der sogenannten 14 Nothelfer, soll auch bei Frost und schlechtem Wetter helfen“.
Und das ist an diesem Sonntagmittag auch gelungen: Bei strahlendem Sonnenschein fahren die ersten Boote bereits um 10 Uhr los, um rechtzeitig zu Beginn der Saison im Sporthafen zu landen. Als erstes erscheinen die Ruderboote, denn in diesem Jahr richtet der Neusser Ruderverein das Anfahren aus. Dann ziehen majestätisch leise die Segelboote und Segelyachten über den Rhein vorbei, schließlich die Motorboote und zum Schluss erreicht das neue Rettungsboot unter lautem Sirenengeheul und Blaulicht den Sporthafen. Das nagelneue Schiff aus Finnland ist schön geschmückt mit farbigen Wimpeln, die das nautische Alphabet darstellen, und einer
Girlande aus Tannenzweigen.
Die Segnung der „Cyriakus“zelebrieren die beiden Feuerwehrseelsorger Angelika Ludwig, evangelische Pfarrerin aus Neuss, und Gregor Ottersbach als katholischer Priester.
„Ihr habt als Mannschaft einen neuen Gefährten“, sagt Ludwig, die mit einer Bibelstelle aus dem Buch Josua den Beistand des Allerhöchsten für die Einsätze auf dem neuen Rettungsboot erbittet. „Habt Mut,
Motorisierung: das in einer finnischen Werft gebaute Rettungsboot hat zwei große Außenbordmotoren mit jeweils 200 PS. „Das erlaubt Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h“, sagt Pressesprecher Christian Franke. Das alte Rettungsboot der Feuerwehr, die „Marne“, war bereits seit längerer Zeit nicht mehr im Einsatz, die Feuerwehr musste sich zusammen mit der DLRG deren Rettungsboot teilen. „Die Cyriakus ist seit Anfang Februar in Neuss“, weiß Franke. „Nach vier bis fünf Monaten Bauzeit ist das Boot mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und 9,5 Metern Länge vier Meter länger und zwei Tonnen schwerer als die Marne“. Doch es hat noch eine große Besonderheit: denn es ist quasi unsinkbar. „Sobald das Boot kentert, ist es innerhalb von 20 Sekunden wieder aufgerichtet“, sagt der Pressesprecher.
Durch eine sogenannte CO2Selbstaufrichtungsanlage kann sich das Boot, sobald es unter Wasser ist, wieder vollständig aufrichten. Personen, die sonst unterm Boot gefangen wären, können sich so schnell wieder an Bord retten. In 250 Stunden Ausbildung lernten die 15 Steuermänner und Steuerfrauen des Löschzugs Grimlinghausen den Einsatz im neuen Boot, erzählt Franke. Sie müssen einiges beherrschen, wie zum Beispiel die Anfahrt an ein Containerschiff bei laufender Fahrt.
Nach der kurzen Tour vom Sporthafen zur Fleher Brücke und zurück ist auch Bürgermeister Breuer begeistert: „Es war eine tolle Jungfernfahrt, die Cyriakus hat ja ordentlich PS, 40 Knoten, die haben wir dann stromabwärts einigermaßen ausgetestet.“
Kurios: Als die Namenssuche noch lief, rief unsere Redaktion die Leserschaft dazu auf, Namensvorschläge für das neue Rettungsboot der Feuerwehr einzusenden – und eine Frau namens Daniela schlug damals tatsächlich Cyriakus vor.