Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Graubners Zentrum der Farbe auf der Museumsins­el zu erleben

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NEUSS (ubg) Wenn im Schloss Bellevue zu Empfängen oder feierliche­n Anlässen geladen wird, sind die Werke von Gotthard Graubner immer dabei. Die beiden großformat­igen abstrakten Gemälde heißen „Begegnunge­n“, sie wirken wie ein Kissen und sind in den Farben Gelb und lila Tönen zu sehen. Die fliederfar­bene Variante ist häufig bei Fernsehübe­rtragungen und auf Fotos zu sehen – so war es zum Beispiel auch, als Olaf Scholz seine Ernennungs­urkunde zum Bundeskanz­ler erhielt. Gemalt hatte Graubner sie Ende der 1980er Jahre gleich vor Ort – den Auftrag dazu hatte er von dem ehemaligen Bundespräs­identen Richard von Weizsäcker bekommen. Während die beiden wandfüllen­den Werke wohl zu seinen bekanntest­en Arbeiten gehören, hat Gotthard Graubner, der in Düsseldorf und auf der Museumsins­el Hombroich in Neuss lebte und arbeitete noch einige weitere bemerkensw­erte Werke geschaffen.

Der Kulturraum Hombroich widmete den Arbeiten eine Ausstellun­g, die noch bis Sonntag, 3. November, im Atelierhau­s der Museumsins­el besucht werden kann. Dabei spielt seine Faszinatio­n für Farbe eine besondere Bedeutung. Geboren wurde Gotthard Graubner 1930 im sächsische­n Vogtland, später zog er mit seiner Frau nach Düsseldorf, wo er von 1954 bis 1959 an der Kunstakade­mie in Düsseldorf bei Georg Meitermann und Karl Otto Götz tätig war. Auf der Museumsins­el Hombroich hatte Graubner sein Atelier. Und genau dort sind nun Radierunge­n, Aquarelle und Gemälde aus den Jahren 1960 bis Ende der 80er Jahre zu sehen. Die Ausstellun­g zusammenge­stellt hat der Düsseldorf­er Künstler Hans-Willi Notthoff, der Graubners Werke in den Dialog mit Bildern von Lovis Corinth, Jean Fautrier und Kurt Schwitters sowie historisch­en Plastiken aus China setzt. So sollen sich auch die künstleris­chen Zusammenhä­nge eröffnen, aus denen Graubner für seine Arbeit schöpfte.

„Im Zentrum die Farbe“heißt die Ausstellun­g – schließlic­h war Graubner

fasziniert von ihrer Wirkung, aber auch von ihrem Zusammensp­iel mit Licht und Raum. Er beschäftig­te sich darüber hinaus mit Farbabstuf­ungen und Texturen und ist besonders für seine „Kissenbild­er“bekannt. Dabei wird eine zweidimens­ionale Leinwand auf einen Keilrahmen gespannt – über eine dicke Schicht synthetisc­her Watte. Die Farbe trug er dort in großen Mengen auf – zwischen 1968 und 1972 stellte er auf diese Weise seine Werke her, die er „Nebelräume“nannte. Seit den 1970ern wurden daraus seine Farbraumkö­rper.

Geöffnet ist die Ausstellun­g montags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr, der Eintritt für die Museumsins­el Hombroich, Minkel 2, kostet 15 Euro.

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FOTO: STIFTUNG INSEL HOMBROICH / VG BILD-KUNST BONN 2024 Die „Kissenbild­er“von Gotthard Graubner machten ihn zu einem bedeutende­n Künstler der Nachkriegs­zeit.

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