Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neuer Name für Gesamtschule Kaarst-Büttgen
In der Gesamtschule kam im vergangenen Jahr der Wunsch nach einem neuen Namen auf. Ein Vorschlag erhielt im Rat jetzt grünes Licht. Nach welcher Person wird die Schule nun benannt?
Kaarst Die Gesamtschule KaarstBüttgen hat im vergangenen Jahr ein neues Gebäude bekommen – es ist mit rund 42 Millionen eines der teuersten städtischen Immobilien. Die Schule kommt bei Eltern und Schülern gut an, aber irgendetwas fehlte noch: Die schnöde Bezeichnung „Städtische Gesamtschule Kaarst-Büttgen“sollte weg. Der Stadtrat folgte der Anregung der Schule. Zum kommenden Schuljahr bekommt sie den Namen Emmy-Noether-Gesamtschule.
In der Gesamtschule, die zum Schuljahr 2013/2014 in den Räumen der früheren Realschule und der Hauptschule in Büttgen an den Start ging, kam im vergangenen Jahr der Wunsch nach einem neuen Namen auf. Nach einem internen Auswahlverfahren hatte sich die Schulgemeinde für den Namen „Emmy-Noether-Gesamtschule“entschieden.
Wer war diese Emmy Noether? Den Namen dürften viele Menschen jetzt zum ersten Mal gehört haben. Die Schulverwaltung hatte eine Recherche eingeholt und war zu folgendem Ergebnis gelangt: Es gibt keine Gründe, die gegen eine Umbenennung sprechen könnten. Emmy Noether wurde am 23. März 1882 in Erlangen geboren. Sie war eine hochgeschätzte Mathematikerin, die sich hauptsächlich mit
Algebra beschäftigte. Nach Emmy Noether wurden Phänomene in der Mathematik benannt wie zum Beispiel Noethersche Moduln, Noethersche Ringe oder Noether Theorem.
Was man über die künftige Namensgeberin wissen sollte: Sie erblickte das Licht der Welt als erstes von vier Kindern des Mathematikprofessors Max Noether und seiner Frau Ida Noether. Sie besuchte die Höhere Töchterschule in Erlangen und schloss ihre Ausbildung im Jahre 1900 mit dem Lehrerinnenexamen in den Fremdsprachen Englisch und Französisch ab, nicht in Mathematik. Sie war eine Frau und zugleich
Jüdin. Das machte ihr den Einstieg ins Berufsleben schwer. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft konnte sie nicht mit einer Anstellung als Lehrerin rechnen. Sie sollte dann Mathematik studieren. Zu dieser Zeit waren das Abitur und die Zulassung zum Studium nur Männern vorbehalten. 1903 durften Frauen in Bayern studieren. Sie studierte sowohl in Göttingen, als auch in Erlangen. Und sie war die erste deutsche Frau, die promovierte.
Die Mathematiker Felix Klein und David Klein wurden 1915 auf diese ungewöhnliche Frau aufmerksam, die sich 1909 der deutschen Mathematiker-Vereinigung anschloss. Als erste Frau konnte sie in Deutschland habilitieren und als Professorin tätig sein. Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurde ihr jedoch schon sehr bald die Lehrerlaubnis entzogen. Bereits 1933 emigrierte sie in die USA. Doch schon zwei Jahre später, am 19. April 1935, starb Emmy Noether an den Folgen einer Operation in Pennsylvania. Sie gilt bis heute als die Mutter der modernen Algebra, als Rebellin der Mathematik. Ihr Charakter wird wie folgt beschrieben: Ausgesprochen liebevoll, sozial und umgänglich, vor allem aber vollkommen selbstlos. Allein diese Merkmale qualifizieren sie als Namensgeberin für eine Schule im 21. Jahrhundert. Sie ist eine fast vollständig vergessene deutsche Gelehrte. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet eine Gesamtschule in Kaarst sie wiederentdeckt hat. Die Vita der Namensgeberin macht mehrerlei deutlich: Zum einen, dass es nicht selbstverständlich war für intelligente wissbegierige Frauen, ihren beruflichen Weg zu gehen. Und dass es Zeiten gab, wo Intellektuelle, die eigentlich eine große Bereicherung für eine Gesellschaft sind, dazu gebracht wurden, das Land zu verlassen.