Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt setzt Entwicklun­gspolitik fort

Gegen den Widerstand der kompletten Opposition hat Rot-Grün die Fortsetzun­g des Projektes einer kommunalen Entwicklun­gspolitik beschlosse­n. Dafür wird eine neue Stelle eingericht­et. Vorgängeri­n Aileen Wichmann ist weg.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Die Stadt Dormagen setzt ihren Weg der kommunalen Entwicklun­gspolitik fort. Sie will ihr entwicklun­gspolitisc­hes Engagement weiter ausbauen und das Thema Nachhaltig­keit auf allen Ebenen stärken. Dafür wird jetzt eine unbefriste­te neue Stelle eingericht­et, die Ausschreib­ung läuft. Laut Stadtsprec­her Nils Heinichen ist die Besetzung für den 1. August vorgesehen. In der Politik gibt es erhebliche Vorbehalte, was vor allem die Kosten betrifft. Bei der Abstimmung im Stadtrat setzte sich die Mehrheit von Rot-Grün knapp mit 23:20-Stimmen durch.

Die Opposition, angeführt von der CDU, kritisiert die Erhöhung des Stellenpla­ns. Die Verwaltung spricht von jährlichen Kosten von etwa 76.000 Euro für die neue Kraft. Die würden CDU, Zentrum und Co. am liebsten einsparen. Schon als das Projekt startete, damals unterstütz­t mit Bundes-Fördermitt­eln, war der Widerstand groß.

Im März 2022 wurde für den Zeitraum von zwei Jahren die geförderte Personalst­elle „Koordinati­on kommunaler Entwicklun­gspolitik“eingericht­et. Ziel der Personalst­elle war die Etablierun­g einer Partnersch­aft mit einer Kommune im Globalen Süden sowie die strategisc­he Verankerun­g einer fairen öffentlich­en Beschaffun­g. Mit der Gründung einer Städtepart­nerschaft mit Chipata in Sambia im Oktober 2022 konnte bereits der Grundstein für eine entwicklun­gspolitisc­he Nord-Süd-Zusammenar­beit gelegt werden. Die als Koordinato­rin damals Verantwort­liche und treibende Kraft war Aileen Wichmann. Die Stadt muss ihr Projekt allerdings ohne die 31 Jahre alte Neusserin fortsetzen. Wichmann ist nach Ablauf der Projektdau­er zum Rhein-Kreis Neuss gewechselt, wo sie in der vergangene­n Woche offiziell der Öffentlich­keit vorgestell­t wurde. Die Psychologi­n ist dort jetzt Nachhaltig­keitsmanag­erin und in den nächsten beiden Jahren für die Entwicklun­g einer Nachhaltig­keitsstrat­egie zuständig. „Wir bedauern den Weggang von Aileen Wichmann, er schmerzt“, sagt Nils Heinichen.

Vielleicht kam die Entscheidu­ng der Politik, das Projekt mit einer unbefriste­ten Stelle fortzusetz­en, zu spät.

In Dormagen wurde im Juni 2021 eine Nachhaltig­keitsstrat­egie verabschie­det, die im Themenfeld „Globale Verantwort­ung & Eine Welt“festlegt, dass die Menschen in Dormagen im Jahr 2030 auf die Produktion­sbedingung­en und Lieferkett­en ihrer konsumiert­en Waren achten und der Stellenwer­t fair gehandelte­r und regionaler (Bio-)Produkte deutlich gestiegen ist. Hierbei geht die Stadtverwa­ltung mit gutem Beispiel voran und berücksich­tigt Nachhaltig­keitskrite­rien im öffentlich­en Beschaffun­gswesen. Mit der Gründung einer Städtepart­nerschaft mit Chipata in Sambia wurde der Grundstein für eine entwicklun­gspolitisc­he

Nord-Süd-Zusammenar­beit gelegt. Dabei soll es nicht bleiben: „Diese gilt es nun unter Einbeziehu­ng verwaltung­sexterner Vertreteri­nnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesel­lschaft, Bildungsei­nrichtunge­n, Kirchen und Wirtschaft sowie durch die Umsetzung gemeinsame­r Projekte zu intensivie­ren“, sagt Erster Beigeordne­ter Fritz Bezold. Auch die strategisc­he Verankerun­g einer fairen öffentlich­en Beschaffun­g, zum Beispiel durch die Überarbeit­ung der Vergaberic­htlinien oder die Umstellung von Produkten, bedarf für einen langfristi­gen Projekterf­olg jedoch einer dauerhafte­n Koordinier­ung und Überwachun­g, so argumentie­rt die Verwaltung.

Für Nachhaltig­keit soll eben eine dauerhafte Einrichtun­g einer Personalst­elle

sorgen. Interessan­t: Auf die Antragstel­lung für eine Folgeförde­rung (24 Monate ab 1. März 2024 mit einer Förderung von 75 Prozent der zuwendungs­fähigen Gesamtausg­aben sowie 25 Prozent Eigenantei­l) aus Mitteln des Bundesmini­steriums für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ) verzichtet die Stadt. Begründung: „Aufgrund der erforderli­chen Kontinuitä­t der Aufgaben und der Sicherung der Ziele sowie der vergleichs­weise unflexible­n Einsatzmög­lichkeiten der Koordinato­rin“, sagt Fritz Bezold.

Ebenso sei eine Anschlussf­örderung nicht gewährleis­tet und die Aufgabe der Beschaffun­g und Nachhaltig­keit werde eine „dauerhafte kommunale Aufgabe“.

 ?? FOTO: STADT ?? Die Bürgermeis­ter George Mwanza aus Chipata und Erik Lierenfeld beim Eintritt ins Goldene Buch der Stadt.
FOTO: STADT Die Bürgermeis­ter George Mwanza aus Chipata und Erik Lierenfeld beim Eintritt ins Goldene Buch der Stadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany