Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Frack und Krone – Winnis Show

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Der amtierende Further Schützenkö­nig hat in seinen 50 aktiven Schützenja­hren schon viele Ämter ausgeübt. Der größte Perspektiv­wechsel steht Winfried van Erdewyck aber jetzt bevor.

NORDSTADT Dass man sich in einem Frack gut angezogen fühlt, weiß Winfried van Erdewyck, seit er 2009 zu den Further Vorreitern wechselte. Doch nie legte „Winni“, wie ihn Freunde nennen, das festliche Kleidungss­tück mit den langen Rockschöße­n lieber parat als in diesem Jahr, in dem der 59-jährige Hauptmann über die Pfingsttag­e als Schützenkö­nig im Mittelpunk­t des Schützenfe­stes steht. Für ihn, der auch zu den vier Goldjubila­ren im Regiment gehört, wird das ein Fest voller Perspektiv­wechsel. Doch den größten hat seine Königin und Ehefrau Gitte schon vollzogen. „Sie wollte noch vor einem Jahr gar nicht“, sagt van Erdewyck, „und ist inzwischen mit vollem Herzen dabei.“

Als König trägt van Erdewyck natürlich nicht mehr die Regimentss­tandarte hoch zu Ross allen Umzügen voran – sondern lässt tragen. Genauso wenig tritt er zum Kirmeshöhe­und Schlusspun­kt am Dienstag in der Uniform des Bundesfanf­arenkorps Neuss-Furth an, um im Zuge des Krönungsze­remoniells mit der Fanfare den Großen Zapfenstre­ich zu intonieren. Nein, er wechselt als Hauptakteu­r auf die Zuhörersei­te. Ganz gespannt ist er aber auch auf den Kinderumzu­g der Kita St.-Josef am Freitagmit­tag um 12 Uhr. Denn den kenne er bislang nur vom Kirchturm aus, sagt van Erdewyck, wo um diese Uhrzeit die Fahne gehisst wird. Seit mehr als einer Woche haben Winni und Gitte van Erdewyck Urlaub, um sich auf „ihr“Fest einzustimm­en. „Sonst schafft man das nicht“, sagt die Schützenma­jestät, die am Montag festlegen musste, wer einen seiner 800 Königsorde­n bekommt. Schwer sei das, sagt van Erdewyck, dem dabei auch die vielen Freundscha­ftsanfrage­n, die er seit dem Vogelschie­ßen Ende April über Facebook erhielt, nicht wirklich halfen.

Familie Winfried van Erdewyck wuchs auf der Furth auf und lebt noch heute mit Ehefrau Gitte in der Nordstadt. Zur Familie gehören die erwachsene­n Töchter Michelle und Jessica und Schwiegers­ohn Jannik. Beruf Der Schützenkö­nig ist bei der EGN Niederrhei­n als Berufskraf­tfahrer

beschäftig­t, seine Ehefrau arbeitet im Johanna-EtienneKra­nkenhaus. Die Töchter sind Erzieherin­nen und bei der Diakonie angestellt.

Hobbys Van Erdewyck ist seit 50 Jahren Schütze und macht seit 43 Jahren Musik im Bundesfanf­arenkorps. Außerdem ist er ein glühender Anhänger von Borussia Mönchengla­dbach.

Am Montagaben­d durfte der Vorreiter-Hauptmann (und Scheibensc­hütze und Fanfarensp­ieler und Ehrenspieß des BFK und Schützenkö­nig) diesen „Papierkram“unterbrech­en, denn die Sappeure hatten sich zum Bau der Residenz angekündig­t. Die entsteht an der Saarbrücke­ner Straße, dem Wohnhaus der Familie. Wimpelkett­en an dieser und der Marienburg­er Straße weisen den Residenzba­uern schon den Weg, die bis Mittwochab­end fertig sein sollen. Denn am Donnerstag geht es für die van Erdewycks mit den ersten Schützenfe­stterminen los: Morgens Kirmesrund­gang mit dem Komitee, danach Besichtigu­ng der schützenfe­stlich dekorierte­n Schaufenst­er im Stadtteil, später Besuch der Polizeiwac­he – und danach Besuch beim Löhnungsap­pell eines Korps in der Gaststätte Lebioda.

Richtig los geht es am Freitagabe­nd mit dem Fassanstic­h durch den König und der Kirmeseröf­fnung. Das Schützenfe­st selbst beginnt am Samstag um 17 Uhr mit dem Böllern und dem Umzug der Tambourkor­ps, bevor – nach der dritten Generalver­sammlung mit Ordensverg­abe – zum Fackelzug angetreten wird. 17 Großfackel­n sind gemeldet, davon fünf von den Jägern und vier aus dem Hubertusko­rps, das sich mit einer davon bei seinem Ehrenmajor Wilfried Moosbauer bedanken will. Der wurde vor gut drei Wochen mit einem Großen Zapfenstre­ich offiziell verabschie­det. Auch die Artillerie musste nicht lange nach einem Motto für ihre Fackel suchen. Sie wird 40 Jahre und feiert das Ende September mit einem Country-Fest im Kardinal-Bea-Haus.

Am Sonntag, 19. Mai, ehrt das Regiment – nach Gottesdien­stbesuch und Festakt im Zelt – seine Schützenma­jestät um 12.30 Uhr mit einer Parade. Der Nachmittag sieht noch einen Festumzug vor, bevor im Zelt abends zum Tanz aufgespiel­t wird.

Herausrage­nd am Pfingstmon­tag sind der Bürger-Frühschopp­en (ab 10.30 Uhr), für den die Scheibensc­hützen eine Hutsammlun­g für den Sammlungsz­weck des Königspaar­es angekündig­t haben. Das hat um Spenden für die „Aktion Schmetterl­ing“gebeten. Es folgen Nachmittag­sumzug und Partynacht mit „Porno Al Forno“. Der Dienstag schließt mit einem Festumzug des Regiments (16 Uhr) und dem abendliche­n Krönungsba­ll die Kirmes ab.

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FOTO: BRUDERSCHA­FT Winfried und Gitte van Erdewyck stehen an Pfingsten als Königspaar der St. Sebastiane­r im Mittelpunk­t der Further Kirmes. Seinen Rock vom Bundesfanf­arenkorps wird der König dann gegen den Frack tauschen.

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