Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
RWE baut weiteren Solarpark an Autobahn
Vor wenigen Monaten hat RWE eine Demonstrationsanlage für Agri-Fotovoltaik an der A44n in Betrieb genommen. Nun investiert der Konzern direkt gegenüber in einen weiteren Solarpark: Er soll noch 2024 ans Netz gehen und Strom für 5400 Haushalte liefern.
GREVENBROICH/BEDBURG Wenn es um den Ausbau Erneuerbarer Energien geht, geht es an der „Tagebau-Autobahn“gefühlt Schlag auf Schlag: RWE hat jetzt den Bau eines neues Solarparks auf ehemaliger Tagebau-Fläche neben der A44n verkündet. Unmittelbar an der Autobahn-Trasse (unweit des Dreiecks Jackerath) ist in den vergangenen Wochen ein Ständerwerk errichtet worden, an dem mehr als 36.600 Solarmodule befestigt werden sollen. Noch dieses Jahr soll der Solarpark mit einer Leistung von 20 Megawatt peak ans Netz gehen – und rechnerisch 5400 Haushalte klimafreundlich mit Strom versorgen können.
Erst vor wenigen Tagen hatte RWE gemeinsam mit dem Mönchengladbacher Versorger NEW und der Stadt Jüchen einen Windpark an der A44n offiziell in Betrieb genommen, der aus sechs Windkraftanlagen besteht und eine Leistung von zusammengerechnet 27 Megawatt bringen soll. Auch in Sachen Solar hat sich in den vergangenen Monaten unmittelbar am „Tagebau-Highway“einiges getan: Unter anderem hatte RWE Anfang des Jahres eine Demonstrationsanlage für Agri-PV in Betrieb genommen – direkt gegenüber der Stelle, an der nun der neue Solarpark entsteht.
RWE will das Tempo beim Ausbau des eigenen Solarportfolios hochhalten. „Aktuelle Zahlen bestätigen Rekordwerte beim Zubau von Erneuerbaren Energien. Ich freue mich, dass wir unseren Beitrag dazu leisten“, sagt Katja Wünschel, Chefin bei RWE Renewables für Europa und Australien. Die Anlage, die auf Bedburger Grund errichtet wird, sei bereits das siebte Solarprojekt, das der Konzern im Rheinischen Revier anstoße. „Die meisten davon in Kombination mit Speichern. So bringen wir die Energiewende in unserem Heimatmarkt Deutschland voran“, wird Wünschel in einer RWE-Mitteilung zitiert. Insgesamt will das Unternehmen hierzulande bis zum Jahr 2030 rund elf Milliarden Euro netto in grüne Erzeugungskapazitäten investieren.
Der neue Solarpark entsteht auf einem 200 Meter langen Randstreifen an der Autobahn. Strom soll die Anlage bereits ab dem Spätsommer liefern. Laut RWE-Sprecherin Sarah Knauber ist die Montage der Solarmodule für die kommenden Wochen geplant; das dafür nötige Ständerwerk steht schon. Wie hoch das Investitionsvolumen ist, verrät RWE nicht. Bekannt ist aber, dass der Konzern in der Vergangenheit jeweils niedrige zweistellige Millionensummen
in vergleichbare Projekte investiert hat.
Nach Unternehmensangaben betreibt RWE bundesweit Onshore-Windparks und Solaranlagen mit einer installierten Gesamtleistung von rund 700 Megawatt. Ein Vergleichswert aus dem Bereich der konventionellen Erzeugung: Die
beiden BoA-Blöcke am Braunkohlekraftwerk Neurath, die noch bis 2030 laufen sollen, bringen es zusammen auf eine Leistung von gut 2000 Megawatt. Um den Ausbau der „Erneuerbaren“weiter vorantreiben zu können, ist RWE bundesweit auf der Suche nach geeigneten Flächen – für Stromerzeugung mithilfe von
Wind- und Sonnenenergie.
In Bezug auf Sonnenenergie meldet RWE allein im Gebiet des Tagebaus Garzweiler inzwischen fünf Anlagen, die sich in Betrieb befinden: zwei Solarparks, zwei Batteriespeicher und die Demonstrationsanlage für Agri-PV, mit der RWE in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich drei unterschiedliche Anlagenformen testet. Diese sollen jeweils eine Kombi aus Stromerzeugung und Landwirtschaft ermöglichen.
Weitere Solar-Projekte in der Region sind bereits in Planung. Auch an der „Tagebau-Autobahn“könnten weitere Fotovoltaikanlagen aufgebaut werden. Ein Vorschlag kommt aus dem Jüchener Rathaus: So könnten „Solarwände“entlang der Autobahn errichtet werden, die die windanfällige Trasse auch vor Böen schützen. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.