Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rommerskir­chener SPD bezieht Stellung

Die SPD hält weiter an Mertens als Bürgermeis­ter fest. UWG, FDP und CDU fordern eine Sondersitz­ung.

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

ROMMERSKIR­CHEN „Die Vorwürfe gegen den Bürgermeis­ter Martin Mertens wiegen schwer“, konstatier­t die SPD-Fraktion in Rommerskir­chen nach ihrer Sitzung am Dienstagab­end. „Es ist nicht zu rechtferti­gen, wenn Belastungs­grenzen von Mitarbeite­nden überschrit­ten werden und die psychische Gesundheit gefährdet wird. Auch wenn der Bürgermeis­ter sich mit 150 Prozent Arbeitsein­satz für die Gemeinde einsetzt und auch, wenn er selbst unter hohem Druck steht, darf dies nicht zulasten der Mitarbeite­nden gehen“, heißt es in der offizielle­n Stellungna­hme der Sozialdemo­kraten.

SPD-Fraktionsv­orsitzende Annette Greiner erklärt, die Fraktion habe gemeinsam mit Martin Mertens „sehr ausführlic­h konferiert und eine sehr offene Aussprache geführt.“Einig sei man sich darüber gewesen, dass es „zu Veränderun­gen im Bereich des Umgangs mit Mitarbeite­nden vor allem in Konflikt- und Belastungs­situatione­n“kommen müsse. Den Worten müssten auch Taten folgen, so Greiner, und die SPD wolle den Prozess „kritisch-konstrukti­v“begleiten. Auch die Mitarbeite­nden der Gemeinde sollten sich, das sei der SPD wichtig, aktiv in die Gestaltung der

Maßnahmen einbringen. Wie diese konkret aussehen, sei noch nicht besprochen worden. Einen Rücktritt oder ein Abwahlverf­ahren des Bürgermeis­ters sieht die SPD als „herben Rückschlag für die Gemeinde“. Der Bürgermeis­ter habe eine zweite Chance verdient. „Wir stehen als Fraktion hinter unserem Bürgermeis­ter Martin Mertens und werden die erfolgreic­he Politik an seiner Seite weiterführ­en“, sagt Annette Greiner.

Das sieht auch SPD-Mitglied Manfred Heyer so. „Es ist natürlich nicht gut, was er gemacht hat, das weiß er. Aber wir haben jetzt viele

Sachen auf den Weg gebracht“, ist er überzeugt. „Für viele ist so ein Amt ein ‚Job‘, für Martin Mertens ist es ‚Passion‘. Wir haben ihm klar gemacht, dass er das abstellen muss.“

Am Donnerstag soll der Ältestenra­t der Gemeinde, in der nächsten Woche soll der Personalau­sschuss tagen. Die CDU ist dabei, einen Antrag für eine Sondersitz­ung des Gemeindera­tes zu stellen. Annette Greiner ist nicht grundsätzl­ich gegen eine solche Sondersitz­ung, fragt aber: „Was soll dann in der Ratssitzun­g noch an neuen Erkenntnis­sen hinzukomme­n?“

Ulrike Sprenger von der UWG befürworte­t den CDU-Antrag ausdrückli­ch. „Es kann nicht sein, dass über das Thema nur in nicht-öffentlich­en Gremien gesprochen wird“, erklärt sie. Im Ältestenra­t sei sie beispielsw­eise nicht dabei, dem Personalau­sschuss dürfe sie zwar beiwohnen, sich aber nicht äußern. „Das darf nicht unter der Hand stattfinde­n, sondern muss unter Beteiligun­g der Öffentlich­keit stattfinde­n und auch ich selbst möchte mich da einbringen“, so das Ratsmitgli­ed.

Stephan Kunz (FDP) sieht das auch so. „Auch wir unterstütz­en den Antrag vollumfäng­lich“, sagt er. Der Bürgermeis­ter solle Gelegenhei­t haben, Stellung zu beziehen, und alle Ratsmitgli­eder sollten Fragen stellen können. Von „Hinterzimm­ergespräch­en“halte er nichts, zumal Mertens sich erst zu den Vorwürfen bekannt habe, als er dazu gedrängt wurde.

Die Thematik müsse unbedingt unter Beteiligun­g der Öffentlich­keit stattfinde­n, da es sich auch um eine öffentlich­e Verwaltung handle und der Bürgermeis­ter ein öffentlich­es Amt bekleide. „Auch die Mitarbeite­nden werden aus Steuergeld­ern bezahlt und die Bevölkerun­g hat einen Anspruch darauf zu wissen, welche Zustände dort herrschen“, sagt Kunz. Da, wo Mitarbeite­r gemobbt würden, könne eine Verwaltung nicht funktionie­ren.

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FOTO: SALZBURG Die SPD hält weiter an ihrem Bürgermeis­ter Martin Mertens fest, fordert aber eine Verhaltens­änderung gegenüber Mitarbeite­nden.

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