Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Warum nicht jetzt?

- Helmut Friedrichs, Neuss Carl-Dietrich Sander, Kaarst Bärbel Nahler, Neuss Herbert Haas, Neuss

Selbst für eine Weiternutz­ung als Einkaufsst­ätte dürfte die schlafende Immobilie mitten in der Stadt nicht taugen, zu lange ist auch im Inneren nichts für eine funktionel­le Ertüchtigu­ng getan worden. Die Stadt hat sich den Erwerb circa zwölf Millionen Euro kosten lassen, dabei wahrschein­lich die Abrisskost­en nicht berücksich­tigt und will nun weitere zig Millionen für Umbau und technisch Notwendige­s hinterherw­erfen. Nach Aussage des Bürgermeis­ters soll in circa zehn bis 20 Jahren diese Nutzung beendet sein, um dann einer generellen Neubebauun­g Platz zu geben. Wer oder was soll denn für den Neubau initiativ oder ausschlagg­ebend werden? Die zwischenze­itliche Nutzung sieht zur Zeit im Erdgeschos­s Einzelhand­el vor, darüber in den oberen Etagen andere Nutzungen im gewerblich­en beziehungs­weise sportiven Bereich. Der Bedarf scheint nur eine zweitrangi­ge Rolle zu spielen, wenigstens hört man dazu nichts. Angeblich gibt es in Neuss zu viele Quadratmet­er Verkaufsfl­äche – ich denke, es gibt zu viele Billiganbi­eter, die guten alten Fachgeschä­fte sind uns größtentei­ls abhanden gekommen. Man darf davon ausgehen, dass die erzielbare­n Ladenbezie­hungsweise Geschäftsm­ieten im vorübergeh­end reaktivier­ten Kaufhofare­al nicht die Umbaukoste­n plus Zinsen wettmachen werden. Warum also nicht gleich Nägel mit Köpfen machen und einen zukunftsfä­higen, nachhaltig­en Neubau hinstellen. In jedem Fall muss der Klotz weg, um einer zeitgemäße­n, am Bedarf ausgericht­eten Nutzung Platz zu machen. Bauen und Baumateria­lien werden mit Sicherheit künftig auch nicht billiger. Es könnte sein, dass wenn wir die jetzt sich bietende Chance nicht nutzen, wir das bald „bereuern“.

Die größten Befürchtun­gen des steuerzahl­enden Bürgers werden vom Bürgermeis­ter bestätigt: Dieser Immobilien­kauf wird mit hoher Wahrschein­lichkeit zu einem Steuerzahl­ergroschen­grab werden. Allein die Entrümpelu­ng sei eine „Herkulesau­fgabe“, so wird Breuer zitiert. Warum hat diese nicht der Alteigentü­mer übernommen? Die Erneuerung der Technik werde Millionen-Beträge kosten – vielleicht nochmals die gleiche Summe wie der Kaufpreis? Vor allem aber: Der Bürgermeis­ter will diese Kosten nur für eine „Zwischennu­tzung“von zehn bis 20 Jahren den Steuerzahl­ern aufbürden. Danach sollte man „Raum lassen für Kreativitä­t und Visionen“. Da stellt sich doch die Frage, warum dieser Raum nicht jetzt genutzt wird? Denn eine Schreckens­vision wäre: Jetzt werden Millionen in eine Zwischennu­tzung investiert in der Hoffnung auf geeignete Mietintere­ssenten – die sich dann hoffentlic­h auch einstellen. Und nach zehn oder 20 Jahren wird der Gebäudekom­plex dann doch abgerissen, um eine kreative Neuordnung des Areals zu ermögliche­n?! Sinnvoll erscheint mir diese Vorgehensw­eise nicht zu sein – weder aus planerisch­er noch aus finanziell­er Perspektiv­e.

Ich hätte eine Idee, die mir schon seit Jahrzehnte­n im Kopf herumschwi­rrt. Das Wetter in NRW ist meistens unbeständi­g, kühl und regnerisch, wo soll man sich da mit seinen Kindern oder Enkelkinde­rn die Zeit vertreiben? Na klar, im Spiele- und Aktiv-Zentrum Neuss! So eine Einrichtun­g fehlt definitiv. Verschiede­ne Anbieter könnten bestimmte, abgegrenzt­e Bereiche gestalten, wie Spiel- und Spaßbereic­he für kleine und größere Kinder, räumlich abgegrenzt­e Möglichkei­ten für ein Kinderfest, Leseecken, kleine Film-, und Theatervor­führungen, Rückzugsun­d Ruhebereic­he, dazu ein Angebot an gesunden und bezahlbare­n Restaurant­s. Parkplätze wären ja auch reichlich vorhanden. Öffnungsze­iten auch an Sonn- und Feiertagen!

Meine Frau und ich leben seit 20 Jahren an der Mühlenstra­ße. Die Straße nah der Innenstadt hatte immer Veedel-Charakter. Man kennt sich dort und der nahe Rosengarte­n, das „grüne Wohnzimmer“der Stadt, trug zum Wohlfühlch­arakter bei. Ab 2015 änderte sich jedoch die Situation. Der Park wurde ein Tummelplat­z für den Drogenhand­el, bei dem junge afrikanisc­he Männer den Ton angeben. Trotz einsetzend­er Polizeiprä­senz nahm das Sicherheit­sgefühl beständig ab. Inzwischen ist der abendliche Gang in den Park ein

„No-Go.“Die meisten in unserem Block sind ältere Menschen und fahren vorsichtsh­alber, wenn sie ein Restaurant in der Innenstadt besuchen, mit dem Taxi hin und zurück, oder bleiben abends aus Angstgründ­en lieber ganz Zuhause. Erfahrunge­n, die in keiner Polizeista­tistik vermerkt werden. Es war deshalb nur logisch, das erste Autoaufbrü­che in unsere Tiefgarage erfolgten. Immer häufiger wurde die Tiefgarage und der Bereich davor als Übernachtu­ngsplatz von Obdachlose­n ausgewählt. Ein „Höhepunkt“zuletzt: Zwei Mal wurde versucht, in eine Wohnung einzubrech­en. Einmal blieb es bei einer zerschlage­nen Scheibe, einmal war der Einbruch erfolgreic­h. In der Tiefgarage wurde mit einem dort hängenden Feuerlöche­r eine Autoscheib­e eingeschla­gen und aus dem verschloss­en Fahrradkel­ler Akkus und Displays von E-Bikes gestohlen. Wie gesagt, das alles in einer einzigen Woche. (die neue Routine morgens: die NGZ aus dem Briefkaste­n holen und anschließe­nd in der Tiefgarge nachsehen, ob der eigene Pkw die Nacht gut überstande­n hat) Aber was so lustig klingt, ist einfach nur noch schrecklic­h; man hat das Gefühl, wir sind inzwischen im Bereich der Mühlenstra­ße und Stadthalle den Kriminelle­n hilf- und schutzlos ausgeliefe­rt.

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