Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Warum nicht jetzt?
Selbst für eine Weiternutzung als Einkaufsstätte dürfte die schlafende Immobilie mitten in der Stadt nicht taugen, zu lange ist auch im Inneren nichts für eine funktionelle Ertüchtigung getan worden. Die Stadt hat sich den Erwerb circa zwölf Millionen Euro kosten lassen, dabei wahrscheinlich die Abrisskosten nicht berücksichtigt und will nun weitere zig Millionen für Umbau und technisch Notwendiges hinterherwerfen. Nach Aussage des Bürgermeisters soll in circa zehn bis 20 Jahren diese Nutzung beendet sein, um dann einer generellen Neubebauung Platz zu geben. Wer oder was soll denn für den Neubau initiativ oder ausschlaggebend werden? Die zwischenzeitliche Nutzung sieht zur Zeit im Erdgeschoss Einzelhandel vor, darüber in den oberen Etagen andere Nutzungen im gewerblichen beziehungsweise sportiven Bereich. Der Bedarf scheint nur eine zweitrangige Rolle zu spielen, wenigstens hört man dazu nichts. Angeblich gibt es in Neuss zu viele Quadratmeter Verkaufsfläche – ich denke, es gibt zu viele Billiganbieter, die guten alten Fachgeschäfte sind uns größtenteils abhanden gekommen. Man darf davon ausgehen, dass die erzielbaren Ladenbeziehungsweise Geschäftsmieten im vorübergehend reaktivierten Kaufhofareal nicht die Umbaukosten plus Zinsen wettmachen werden. Warum also nicht gleich Nägel mit Köpfen machen und einen zukunftsfähigen, nachhaltigen Neubau hinstellen. In jedem Fall muss der Klotz weg, um einer zeitgemäßen, am Bedarf ausgerichteten Nutzung Platz zu machen. Bauen und Baumaterialien werden mit Sicherheit künftig auch nicht billiger. Es könnte sein, dass wenn wir die jetzt sich bietende Chance nicht nutzen, wir das bald „bereuern“.
Die größten Befürchtungen des steuerzahlenden Bürgers werden vom Bürgermeister bestätigt: Dieser Immobilienkauf wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Steuerzahlergroschengrab werden. Allein die Entrümpelung sei eine „Herkulesaufgabe“, so wird Breuer zitiert. Warum hat diese nicht der Alteigentümer übernommen? Die Erneuerung der Technik werde Millionen-Beträge kosten – vielleicht nochmals die gleiche Summe wie der Kaufpreis? Vor allem aber: Der Bürgermeister will diese Kosten nur für eine „Zwischennutzung“von zehn bis 20 Jahren den Steuerzahlern aufbürden. Danach sollte man „Raum lassen für Kreativität und Visionen“. Da stellt sich doch die Frage, warum dieser Raum nicht jetzt genutzt wird? Denn eine Schreckensvision wäre: Jetzt werden Millionen in eine Zwischennutzung investiert in der Hoffnung auf geeignete Mietinteressenten – die sich dann hoffentlich auch einstellen. Und nach zehn oder 20 Jahren wird der Gebäudekomplex dann doch abgerissen, um eine kreative Neuordnung des Areals zu ermöglichen?! Sinnvoll erscheint mir diese Vorgehensweise nicht zu sein – weder aus planerischer noch aus finanzieller Perspektive.
Ich hätte eine Idee, die mir schon seit Jahrzehnten im Kopf herumschwirrt. Das Wetter in NRW ist meistens unbeständig, kühl und regnerisch, wo soll man sich da mit seinen Kindern oder Enkelkindern die Zeit vertreiben? Na klar, im Spiele- und Aktiv-Zentrum Neuss! So eine Einrichtung fehlt definitiv. Verschiedene Anbieter könnten bestimmte, abgegrenzte Bereiche gestalten, wie Spiel- und Spaßbereiche für kleine und größere Kinder, räumlich abgegrenzte Möglichkeiten für ein Kinderfest, Leseecken, kleine Film-, und Theatervorführungen, Rückzugsund Ruhebereiche, dazu ein Angebot an gesunden und bezahlbaren Restaurants. Parkplätze wären ja auch reichlich vorhanden. Öffnungszeiten auch an Sonn- und Feiertagen!
Meine Frau und ich leben seit 20 Jahren an der Mühlenstraße. Die Straße nah der Innenstadt hatte immer Veedel-Charakter. Man kennt sich dort und der nahe Rosengarten, das „grüne Wohnzimmer“der Stadt, trug zum Wohlfühlcharakter bei. Ab 2015 änderte sich jedoch die Situation. Der Park wurde ein Tummelplatz für den Drogenhandel, bei dem junge afrikanische Männer den Ton angeben. Trotz einsetzender Polizeipräsenz nahm das Sicherheitsgefühl beständig ab. Inzwischen ist der abendliche Gang in den Park ein
„No-Go.“Die meisten in unserem Block sind ältere Menschen und fahren vorsichtshalber, wenn sie ein Restaurant in der Innenstadt besuchen, mit dem Taxi hin und zurück, oder bleiben abends aus Angstgründen lieber ganz Zuhause. Erfahrungen, die in keiner Polizeistatistik vermerkt werden. Es war deshalb nur logisch, das erste Autoaufbrüche in unsere Tiefgarage erfolgten. Immer häufiger wurde die Tiefgarage und der Bereich davor als Übernachtungsplatz von Obdachlosen ausgewählt. Ein „Höhepunkt“zuletzt: Zwei Mal wurde versucht, in eine Wohnung einzubrechen. Einmal blieb es bei einer zerschlagenen Scheibe, einmal war der Einbruch erfolgreich. In der Tiefgarage wurde mit einem dort hängenden Feuerlöcher eine Autoscheibe eingeschlagen und aus dem verschlossen Fahrradkeller Akkus und Displays von E-Bikes gestohlen. Wie gesagt, das alles in einer einzigen Woche. (die neue Routine morgens: die NGZ aus dem Briefkasten holen und anschließend in der Tiefgarge nachsehen, ob der eigene Pkw die Nacht gut überstanden hat) Aber was so lustig klingt, ist einfach nur noch schrecklich; man hat das Gefühl, wir sind inzwischen im Bereich der Mühlenstraße und Stadthalle den Kriminellen hilf- und schutzlos ausgeliefert.