Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Muslim spendet Kloster 60.000 Euro
Die Baukosten explodieren auch bei der dringend notwendigen Restaurierung des Nikolausklosters. Die Spende für eines der maroden Dächer kommt deshalb gelegen. Das Geld spendet Marc Gebauer, ein praktizierender Muslim und weltweiter Anbieter von Herren-Luxusuhren und -parfums.
JÜCHEN/LOS ANGELES Reichweite erzielen - das neue Zauberwort der heutigen Online- und Social Media-Zeit. Mit einer Spende von 60.000 Euro für den Förderverein Nikolauskloster und damit für die dringend notwendige Sanierung der denkmalwürdigen Klosteranlage soll jetzt auch ebendiese multimediale Reichweite für den Spender sowie für den Empfänger erzielt werden. Marc Gebauer, ein weltweit erfolgreicher LuxusartikelAnbieter, spendet den fünfstelligen Betrag, der in die Sanierung eines Daches fließen soll. Seine Schwester Nica Gebauer, die jetzt die Spende überbrachte, ist ebenso wie Mutter Birgitt und Marc Gebauers Ehefrau Victoria in dem weltweiten Unternehmen beschäftigt, das tatsächlich in Jüchen seinen Firmenschwerpunkt mit 25 Mitarbeitern hat. „Jüchen ist für unsere Familie auch ein Rückzugsort“, berichtet die 26-jährige Nica Gebauer. Sie jettet mit ihrem Bruder um die Welt und ist als studierte Marketing-Frau für die Präsentation auf Instagram, Twitch und anderen Kanälen zuständig.
Der 35-jährige Marc Gebauer wurde katholisch erzogen und wuchs in Aachen auf. Vor allem Luxusuhren und -parfums präsentiert er in seinen Videos aus Los Angeles, dem neuen weiteren Wohnsitz der Familie, aus Dubai, mal auch aus Düsseldorf, dem weiteren Firmensitz, und jüngst auch aus Mekka und Medina. Denn Gebauer ist konvertiert und praktizierender Muslim. Jüngst hatte er seine zweite Pilgerreise (Hadsch) nach Mekka unternommen.
Im Nikolauskloster, das allen Religionen und Menschen gegenüber offen und immer geöffnet ist, wird die Spende eines Muslims nicht nur dankbar begrüßt. Es gibt auch eine gewisse Tradition: Als 2014 die Flüchtlingswelle auch Jüchen „überrollte“hatte der damalige Klosterchef Pater Felix Rehbock spontan etliche muslimische Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und für längere Zeit im Nikolauskloster kostenfrei beherbergt: Daran erinnert der Jüchener Bürgermeister Harald Zillikens, auf dessen Vermittlung hin die jetzige Spende der Familie Gebauer an das Nikolauskloster zustande kam.
Auch zuvor habe ihr Bruder viel gespendet, betont die Schwester. Bislang sei ein zentrales Spendenprojekt der Firma eine Stiftung gewesen, die im Senegal Brunnen und Schulen baut. „Jetzt ist hier ein neues Projekt hinzugekommen“, fügt sie hinzu und lächelt bedeutsam auf die Frage hin: „Wird das Nikolauskloster auch weiterhin bedacht?“
Die 60.000 Euro für die anstehende Sanierung des Schieferdaches kommen dem Förderverein und dem Kloster gerade recht. „Denn die Baukosten sind explodiert. Es
waren zunächst 95.000 Euro veranschlagt, jetzt sind es 127.000 Euro alleine nur für dieses Dach“, informiert Gerhard Odenkirchen, der Vorsitzende des Fördervereins Nikolauskloster. Und Schatzmeister Antonius Stirken fügt hinzu: „Nach den Dächern müssen wir auch noch die Kinderkirche, den Gedenkpavillon im Park und möglicherweise auch noch die Decke mit dem Gemälde im Petrussaal restaurieren lassen.“In Kürze soll eine Denkmalschutzexpertin und Restauratorin die Decke begutachten, wie Odenkirchen anmerkt.
Klosterleiter Pater Andreas Petith liegt die Restaurierung der großen Anlage mit dem gepflegten Park sehr am Herzen, denn die Oblaten bekommen als Pächter des Nikolausklosters keine Kirchensteuern und nur in Ausnahmefällen Zuschüsse vom Bistum Aachen. Er verdeutlicht: „Wir stemmen dies alles hier nicht für uns, sondern um das Nikolauskloster als Kraft- und Begegnungsort für die Menschen zu erhalten.“Denn die strömen weiterhin auch von weither herbei: Jüngst waren sogar Gäste aus den USA zu einer „Summer School“im Nikolauskloster: „Die haben das hier regelrecht genossen“, freut sich Pater Andreas und merkt lächelnd an: „Vielleicht erzählen die Amerikaner Marc Gebauer in Los Angeles davon, wo seine Spende angekommen ist und wie das Nikolauskloster von den Besuchern geschätzt wird.“Wenn nicht, dann gibt’s immer noch die Reichweite via Presse und Social Media.