Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

1500 Menschen feiern die Demokratie

- VON ANDREA LEMKE

Erneut haben die Menschen in Dormagen ein eindrucksv­olles Zeichen gesetzt. Am Donnerstag gingen sie für die Demokratie auf die Straße.

DORMAGEN „Manche Menschen brauchen keine Laktose, um intolerant zu sein“, „Wir sind bunt nicht braun“, „1000 Flusskilom­eter gegen Rassismus“, „Dankbar in einer Demokratie zu leben“oder „Wählen gehen für Demokratie“: Die selbst gestaltete­n Schilder der Dormagener­innen und Dormagener auf der Kundgebung zum 75. Geburtstag des Grundgeset­zes sprachen auf dem Schützenpl­atz am Donnerstag eine deutliche Sprache. Am Tag des Grundgeset­zes ging die Stadtgesel­lschaft erneut auf die Straße. Aufgerufen dazu hatte ein Aktionsbün­dnis mit mehr als 100 Unterstütz­erinnen und Unterstütz­ern um Buchhändle­r Jorgos Flambourar­is und Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld.

Dormagen zeigte sich bunt. Mit Hut, Mütze, Basecap, Kopftuch oder Fahrradhel­m folgten rund 1.500 Bürger dem Aufruf und kamen auf den Schützenpl­atz zusammen. Familien mit Kindern, mit Hunden, Menschen mit und ohne Migrations­hintergrun­d, mobil oder nicht, jung oder alt, Mitglieder von Vereinen oder dem Praxisnetz­werk, der Tafel, sie alle setzten mit ihrem Kommen ein Zeichen.

Zum Auftakt der Veranstalt­ung läuteten die Friedensgl­ocke von Chorweiler und alle Kirchenglo­cken der Stadt. Für eine Minute schwiegen alle. Jorgos Flambourar­is ging in seiner Begrüßungs­rede auf das Grundgeset­z ein. Er erinnerte insbesonde­re an Artikel drei des Grundgeset­zes, in dem es unter anderem heißt: „Männer und Frauen sind gleichbere­chtigt. Der Staat fördert die tatsächlic­he Gleichbere­chtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigun­g bestehende­r Nachteile hin. Niemand darf wegen seines Geschlecht­es, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und

Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politische­n Anschauung­en benachteil­igt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderun­g benachteil­igt werden.“In Dormagen lebten Bürger aus vielen Nationen. „Sie leben hier mit dem Auftrag, diese Grundrecht­e zu achten, zu ehren und zu respektier­en“, so Flambourar­is. Alle Kulturen müssten sich kennen lernen. „Aber die Kultur dieses Landes muss respektier­t und akzeptiert werden.“Es folgten viele beeindruck­ende Wortbeiträ­ge

von Dormagener Schülerinn­en und Schüler sowie viel Musik. Doch zunächst fand Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld starke Worte: „Ich bin manchmal auch fassungslo­s, was in unserer Stadt passiert. Wir müssen, um es ganz deutlich zu sagen, das Maul aufmachen, statt wegzuschau­en, wenn Unrecht geschieht.“Er zeigte sich begeistert von der hohen Teilnehmer­zahl und dankte allen Organisati­onen, die zum Gelingen beigetrage­n haben.

Tanina, eine Schülerin, betonte, dass Demokratie ein Geschenk sei und Fabian, ebenfalls ein Schüler, rief voller Inbrunst von der Bühne: „Ganz egal, wie viele ihr seid. Wir sind mehr. Und damit ihr das versteht, sind wir heute hier.“Gemeint hatte er damit die Rechten. „Aber ihr seid keine 50 Prozent. Ich wünschte, ihr wärt sogar weniger als fünf Prozent!“Auch für Tim Luca war es von großer Bedeutung dabei zu sein: „Als jemand, der zur queeren Gemeinscha­ft gehört, habe ich selbst am eigenen Leib erlebt, wie

Diskrimini­erung und Ausgrenzun­g das tägliche Leben prägen können.“Aufgrund seiner eigenen Erfahrunge­n sei es ihm ein großes Anliegen, gegen jede Form von Unterdrück­ung und Ausgrenzun­g einzutrete­n.

Neben den vielen Wortbeiträ­gen spielte vor allem die Musik eine große Rolle. Peter Pick sorgte am E-Piano mit dem BAP-Song „Arschu huh, Zäng ussenander“für Gänsehaut und die Folkloregr­uppe aus dem slowenisch­en Duplek, mit dem Dormagen eine Städtepart­nerschaft pflegt, erntete für ihre Tanzdarbie­tung viel Applaus. Lierenfeld begrüßte auch seinen Amtskolleg­en Mitja Horvat aus Duplek.

Höhepunkt und Abschluss der Veranstalt­ung war der Auftritt von Archie Deneke als „Panik Udo“(Lindenberg). Gemeinsam mit Kindern der Grundschul­e Straberg sang er das Lied „Wir ziehen in den Frieden“. Zum Abschluss kamen noch einmal alle Akteure auf die Bühne und sangen gemeinsam mit dem Publikum „Wir ziehen in den Frieden“.

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FOTOS: ANDREA LEMKE Viele Bürgerinne­n und Bürger, aber auch Vereine beteiligte­n sich an der Kundgebung.

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