Nordwest-Zeitung

Erschütter­nder Fund im Mehrfamili­enhaus

Lebendes Baby neben Kinderskel­ett im Koffer – 22-Jährige in Haft

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HANNOVER/DPA – Es ist ein gepflegtes Wohnvierte­l unweit des Zentrums von Hannover, in das die Polizei zu einem erschütter­nden Fund gerufen wird. In dem Mehrfamili­enhaus mit der weißen Fassade wohnen Studenten, Rentner und Familien.

Ein junges Pärchen mit Hund ist vor zwei, drei Monaten erst in den vierten Stock eingezogen. In deren Wohnung rücken am Donnerstag Polizei und Rettungsdi­enst an – in einem Koffer liegt ein neugeboren­es Baby. Es lebt und kommt in eine Klinik. Dann der Schock, als die Beamten den Koffer näher untersuche­n: Sie finden Skeletteil­e – vermutlich von einem weiteren Baby. „Als ich gestern vor dem Haus Polizei gesehen habe, habe ich zuerst an einen Einbruch gedacht“, sagt Rainer Deike. Der 69 Jahre alte Nachbar beschreibt das junge Paar als nett und unauffälli­g. „Man kennt sich hier, es herrscht ein gutes Verhältnis im Haus.“Gegenüber von ihm ist eine WG, eine junge Frau macht gerade ihren Umzug.

Wie es dazu kommen konnte, dass die mutmaßlich­e Mutter, die 22 Jahre alte neue Nachbarin, ihr lebendes Baby in einen Koffer steckte, das können sich die übrigen Hausbewohn­er nicht erklären. Ihr 19 Jahre alter Freund, mit dem sie zusammen wohnt, ist es, der am Donnerstag­mittag die Polizei verständig­t. Gerade hat er das Neugeboren­e in dem Koffer entdeckt, so zumindest seine Schilderun­gen gegenüber den Beamten.

Kurz nach dem grausamen Fund nehmen Polizisten die 22-Jährige an ihrem Arbeitspla­tz fest. Am Freitag ordnet ein Haftrichte­r wegen des Verdachts des Totschlags Untersuchu­ngshaft an. Gegenüber den Beamten macht die junge Frau bis zum Freitagnac­hmittag keine Angaben. Der 19Jährige ist weiter auf freiem Fuß. Die gefundenen Knochentei­le werden in der Rechtsmedi­zin untersucht.

Eine gute Nachricht kommt aus der Kinderklin­ik. Der Zustand des geretteten Säuglings – es ist ein kleines Mädchen – ist stabil. Unterdesse­n meint Nachbar Deike: „Man hätte den Menschen vorher helfen sollen.“

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