Freude über gutes Stück Fleisch in barer Münze auszahlen
FRAGE: Herr Minister, Erntedank ist ein Jahrhunderte altes Fest. Was kann dieses Fest heute im Zeitalter der industriellen Landwirtschaft bedeuten?
MEYER: Es macht noch mal klar: Hier geht es um unsere Lebensgrundlagen. Es geht um den Umgang mit der Erde, mit Pflanzen und Tieren. Das ist nicht irgendeine übliche Handelsware, ein iPad oder ein Kühlschrank. Sondern das sind Lebewesen, mit denen wir umgehen, und somit das sicherstellen, was wir wirklich brauchen: gesunde, nachhaltig erzeugte Produkte, um uns zu ernähren.
FRAGE: Nun sind ja viele Lebensmittel heute mit Chemikalien belastet, und vorher hat der Landwirt Pestizide draufgespritzt. Können Sie da wirklich noch aus vollem Herzen Danke sagen?
MEYER: Viele Menschen machen sich natürlich Sorgen über die Auswüchse der industrialisierten Landwirtschaft. Da liegt aber auch eine Chance drin, dass wir nämlich wieder mehr Verbindung mit der Landwirtschaft suchen und den Landwirten sagen, wie wir Lebensmittel produziert haben möchten. Wie wir uns ernähren, ist auch eine Haltungsfrage und eine politische Frage. Es beeinflusst, wie unser Lebensumfeld aussieht. Will ich dort Mais-Monokulturen haben? Oder will ich dort eine Vielfalt haben, wo auch noch die Biene Platz findet? Will ich weiter bäuerliche Familienbetriebe haben oder riesige anonyme Agrarkonzerne? FRAGE: Was macht Ihnen persönlich im Blick auf unsere Lebensmittelproduktion am meisten Bauchschmerzen? MEYER: Dass das Höfesterben nicht nur weitergeht, sondern sich beschleunigt. Viele Bauern können bei den derzeitigen Preisen von ihremErtrag nicht leben. Große Agrarstrukturen entstehen, die von der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert werden.
FRAGE: Was kann der Konsument tun?
MEYER: Vielleicht mal den Landwirten danken, wenn er zum Beispiel auf dem Wochenmarkt einkauft. Wenn er sich gefreut hat über eine gute Kartoffel, über ein gutes Stück Fleisch. Und dann diese Wertschätzung in klingender Münze auszahlen. Tierschutz hat seinen Preis. Den müssen wir als Verbraucher zahlen. Der Konsument sollte darauf achten, dass er möglichst regional kauft. Damit das Geld bei den Landwirten auch ankommt. Also direkt im Hofladen, an einer Milchtankstelle, bei einemDirekt-Vermarkter.