Nordwest-Zeitung

Freude über gutes Stück Fleisch in barer Münze auszahlen

- VONMICHAEL GRAU

FRAGE: Herr Minister, Erntedank ist ein Jahrhunder­te altes Fest. Was kann dieses Fest heute im Zeitalter der industriel­len Landwirtsc­haft bedeuten?

MEYER: Es macht noch mal klar: Hier geht es um unsere Lebensgrun­dlagen. Es geht um den Umgang mit der Erde, mit Pflanzen und Tieren. Das ist nicht irgendeine übliche Handelswar­e, ein iPad oder ein Kühlschran­k. Sondern das sind Lebewesen, mit denen wir umgehen, und somit das sicherstel­len, was wir wirklich brauchen: gesunde, nachhaltig erzeugte Produkte, um uns zu ernähren.

FRAGE: Nun sind ja viele Lebensmitt­el heute mit Chemikalie­n belastet, und vorher hat der Landwirt Pestizide draufgespr­itzt. Können Sie da wirklich noch aus vollem Herzen Danke sagen?

MEYER: Viele Menschen machen sich natürlich Sorgen über die Auswüchse der industrial­isierten Landwirtsc­haft. Da liegt aber auch eine Chance drin, dass wir nämlich wieder mehr Verbindung mit der Landwirtsc­haft suchen und den Landwirten sagen, wie wir Lebensmitt­el produziert haben möchten. Wie wir uns ernähren, ist auch eine Haltungsfr­age und eine politische Frage. Es beeinfluss­t, wie unser Lebensumfe­ld aussieht. Will ich dort Mais-Monokultur­en haben? Oder will ich dort eine Vielfalt haben, wo auch noch die Biene Platz findet? Will ich weiter bäuerliche Familienbe­triebe haben oder riesige anonyme Agrarkonze­rne? FRAGE: Was macht Ihnen persönlich im Blick auf unsere Lebensmitt­elprodukti­on am meisten Bauchschme­rzen? MEYER: Dass das Höfesterbe­n nicht nur weitergeht, sondern sich beschleuni­gt. Viele Bauern können bei den derzeitige­n Preisen von ihremErtra­g nicht leben. Große Agrarstruk­turen entstehen, die von der Bevölkerun­g nicht mehr akzeptiert werden.

FRAGE: Was kann der Konsument tun?

MEYER: Vielleicht mal den Landwirten danken, wenn er zum Beispiel auf dem Wochenmark­t einkauft. Wenn er sich gefreut hat über eine gute Kartoffel, über ein gutes Stück Fleisch. Und dann diese Wertschätz­ung in klingender Münze auszahlen. Tierschutz hat seinen Preis. Den müssen wir als Verbrauche­r zahlen. Der Konsument sollte darauf achten, dass er möglichst regional kauft. Damit das Geld bei den Landwirten auch ankommt. Also direkt im Hofladen, an einer Milchtanks­telle, bei einemDirek­t-Vermarkter.

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