Festwochenende mit Polit-Prominenz
JUBILÄUM Emder Kunsthalle feiert 30-jähriges Bestehen und eröffnet Nikolai-Astrup-Ausstellung
Zu Gast waren unter anderen Altkanzler Gerhard Schröder und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Ein Benefiz-Dinner brachte mehr als 100 000 Euro.
EMDEN – Gerhard Schröder will nicht. Aber Eske Nannen lässt nicht locker: Das muss er einfach gesehen haben. Und so führt die Kunsthallen-Chefin den Altkanzler (SPD) mit gut gemeintem Nachdruck in einen fensterlosen Raum.
Dort drängen sich die Besucher – für zwei Prominente, um die ein SchwarmMedienschaffender kreist, ist eigentlich kein Platz mehr. Aber Nannen möchte ihrem Gast den Höhepunkt in der Sonderausstellung unbedingt zeigen. Es ist ein begehbares Gemälde des Norwegers Nikolai Astrup. Zusammen nehmen sie in einer nachgebauten Wohnstube Platz. Nannen strahlt – und auch Schröder lacht.
Die Kunsthalle platzt an diesem Sonntagmittag aus allen Nähten. Es ist ihr 30. Geburtstag. Alle Gäste haben freien Eintritt und sehen eine Premiere: Noch nie wurden in Deutschland in dieser Fülle Werke des in Norwegen so populären Nikolai Astrup gezeigt. Die hochkarätige Ausstellung wurde von einem internationalen Kuratoren- team entwickelt. Zu sehen ist sie nur an drei Orten: Oslo, London – und Emden.
Dass die Kunsthalle international anerkannt ist, sei kein Zufall, lobt Schröder. Seit ihrer Gründung im Oktober 1986 sei sie stetig „gewichtiger, stattlicher und reifer geworden“, sagt er im Neuen Theater, wo an diesem Wochenende einer von mehreren Festakten ist. Vor ihm sitzen Hunderte Zuhörer, darunter die norwegische Botschafterin Elisabeth Walaas und Vertreter der einflussreichsten Kunststiftungen des Landes. Sie haben die Astrup-Ausstellung möglich gemacht.
Die offizielle Eröffnung im Neuen Theater nutzt auch Dr. Folkert Hinrichs als große Bühne. Der Vorsitzende der Kunsthallen-Stiftung hat die Entwicklung des Museums von Anfang an begleitet. Ende dieses Jahres zieht er sich ge- meinsam mit Eske Nannen zurück. „Ich empfinde Freude, Dankbarkeit und Stolz“, sagt er über die vergangenen 30 Jahre.
Um die Zukunft der Kunsthalle mache er sich keine Sorgen, sagt Hinrichs in seiner Rede: „Sie ist immer wieder bereit gewesen, sich zu wandeln und zu öffnen. Das ist geradezu in ihrem inneren Wesen verankert.“Eines aber sei entscheidend: Das Museum braucht finanzielle Unterstützung. Hinrichs sieht den Staat in der Pflicht: „Er soll und muss sich stärker für die Kultur engagieren.“
Ein wichtiger Adressat für diese Ansprache befindet sich da schon nicht mehr in Emden, sondern auf dem Weg nach Teheran: Sigmar Gabriel (SPD). Der Bundeswirtschaftsminister war am Abend zuvor mit rund 260 weiteren Gästen beim Benefiz-Dinner in der Johannes-aLasco-Bibliothek. Der Erlös betrug mehr als 100 000 Euro.
Finanzielle Zusagen hatte Gabriel, der ein guter Freund Eske Nannens ist, vermieden. In seiner Rede stellte er stattdessen die Bedeutung der Kunsthalle heraus: „Emden ist ein kultureller Anziehungspunkt weit über Norddeutschland hinaus geworden.“Und er lobte das Haus als „echtes Bürgermuseum“.