Nordwest-Zeitung

KRAMER TRIFFT FÜR VFB GEGEN EX-CLUB

„Hirsch-Ragout“schmeckt Lübeck gar nicht – Tor-Delikatess­e von Franziskus

- BILD: PATTEN

Die Gäste bissen sich an der Defensive der Oldenburge­r die Zähne aus. Franziskus und Pollasch drehten die zunächst etwas auf Sparflamme köchelnde Offensive auf.

OLDENBURG – Eine Prise Atlético, ein Schuss Bayer und ganz viel VfB: Das Fußball-Süppchen, das die Oldenburge­r am Sonntag Regionalli­ga-Rivale Lübeck servierten, mundete diesem gar nicht. Die Elf von Dietmar Hirsch, die den Fans in dieser Saison neben kleinen Leckereien oft schnöde Hausmannsk­ost aufgetisch­t hatte, kochte den bisherigen Tabellendr­itten beim 3:0 (2:0)-Heimerfolg mit einem scharfen Rezept eiskalt ab.

„Das ist der Fußball, den ichmir vorstelle: leidenscha­ftlich, kämpferisc­h, eklig“, sagte Hirsch und verglich den Auftritt mit zwei prominente­n Beispielen der vergangene­n Tage. Seine Elf rührte wie Atlético Madrid in der Champions League gegen den FC Bayern (1:0) ein kompaktes DefensivPü­ree an. Zudem legte sie sich den Gegner im Stile von Bayer Leverkusen in der Bundesliga gegen Dortmund (2:0) mundgerech­t zurecht.

„Ich glaube, das haben wir getoppt – aber immer im Rah-

men“, meinte Hirsch mit Blick auf Leverkusen­s 21:7 Foulbilanz, über die sich BVB-Coach Thomas Tuchel echauffier­t hatte. Im Marschwegs­tadion hatte wohl keiner der 1908 Zuschauer exakt mitgezählt, aber Lübeck bekam in der Tat ein scharfes „Hirsch-Ragout“aufgetisch­t. „Wir wussten, dass eine aggressive Mannschaft auf uns wartet“, erklärte Gästetrain­er Rolf Martin Landerl, musste aber klar eingestehe­n: „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen.“

Nur in den ersten 20 Minuten waren die Holsteiner die aktivere Mannschaft gewesen, bissen sich aber an der Ab-

wehr der rackenden Gastgeber die Zähne aus. Einzig ein 18-Meter-Schuss von Marvin Thiel (14. Minute, knapp daneben) sprang heraus.

„Wir mussten erst ins Spielfinde­n – das haben wir über die Zweikämpfe“, sagte Conrad Azong, der mit den Gastgebern ab der 20. Minute den Löffel in die Hand nahm. „Es war ein Abtasten“, meinte Daniel Franziskus, der die erst etwas auf Sparflamme köchelnde Offensive schließlic­h mit Andreas Pollasch aufdrehte.

Ein Zusammensp­iel der Leistungst­räger brachte das 1:0 durch Christophe­r Kramer, der im Sommer aus Lü- beck gekommen war (24. Minute). Azong legte nach starkem Pass von Pollasch nach (40.). „Wir haben die Tore zur richtigen Zeit gemacht“, meinte der 23-Jährige, für den es der erste Saisontref­fer war.

Nach der Pause versuchten die Lübecker, ihrer Magerkost etwas Würze zu geben, verschluck­ten sich aber an der eigenen Abschlusss­chwäche (60., Doppelchan­ce von Marcello Meyer und Gary Noel) oder den Paraden von Patrick Nettekoven (54., 56., 89.). Auf der anderen Seite verpasste es Kramer, den Deckel früh draufzumac­hen (61.).

Doch wenig später servierte Franziskus einmal mehr eine Fußball-Delikatess­e. Der 25-Jährige (zurück nach GelbRot-Sperre bei St. Pauli II, 1:2) garnierte das VfB-Dinner mit einem Zauber-Freistoß von der linken Seite in den hinteren Torwinkel (70.).

„Das trainiere ich jeden Tag“, verriet Franziskus, der nicht nur mit Leckerbiss­en glänzt (schon in Minute 34 ging ein Freistoß ans Lattenkreu­z). Auch als Scharfmach­er geht er voran. „Männlichke­it und eine gewisse Härte“seien das Rezept. „Das ist der Maßstab“, sagte Hirsch zur fußballeri­schen Sterne-Küche an diesem Tag und ergänzte, ehe er sich ein Getränk genehmigte: „Die Leistung müssen wir kontinuier­lich abrufen. Daran arbeiten wir. Prost.“

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 ?? BILD: MEYER ?? In der Zange: Die Oldenburge­r Daniel Franziskus (links) und Christophe­r Kramer (rechts) im Duell mit Sven Mende.
BILD: MEYER In der Zange: Die Oldenburge­r Daniel Franziskus (links) und Christophe­r Kramer (rechts) im Duell mit Sven Mende.

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