Kinder kennen 13 Klingeltöne – aber nicht drei Vogelarten
:RAGE; Herr Wohlers, Sie beklagen bei Kindern eine zunehmende Entfremdung von der Natur. Woran machen Sie das fest? WOHLERS; Bei Naturerlebnisaktionen mit Kindern erleben wir regelmäßig, dass sich die Naturkenntnis, insbesondere die Artenkenntnis, immer mehr verringert, bei manchen Kindern sogar einem Nullniveau nähert. Einige Kinder kennen 13 Handy-Klingeltöne, aber nicht drei Vogelarten – und das ist eine Zeitbombe, denn Naturentfremdung bedeutet auch, dass die Kinder, die Entscheidungsträger von morgen, den Wert von Natur nicht mehr erkennen und sich für deren Erhaltung nicht starkmachen werden. :RAGE; Wie kann man gegensteuern? WOHLERS; Wichtig ist, Kinder bereits frühzeitig an die Natur, an Tiere und Pflanzen, heranzuführen. Kaum ein Ort ist dafür besser geeignet, als der Garten oder der Kleingarten. Und hier kann man vielfältig ansetzen, kann man durch eine Fülle einfach umzusetzender Maßnahmen Zugang zur Natur schaffen und die Kinder dabei einbeziehen. :RAGE; Können Sie praktische Beispiele nennen? WOHLERS; Ein sehr guter Ansatz ist der gemeinsame Bau von Nistkästen. Wenn dieser Kasten angebracht wird und sich alsbald brütende Meisen einstellen, wenn eines Tages dann piepsende Jungmeisen auf den Ästen herumhüpfen, ist die Freude groß, und die Kinder erkennen, dass sie etwas Sinnvolles getan haben, lernen die Lebensweise der Gefiederten kennen und werden dies lebenslang nicht vergessen. Jetzt ist noch Gelegenheit, für die zweite Jahresbrut, die Meise und Co. alsbald beginnen werden, Kästen zu bauen und aufzuhängen. Gleiches gilt auch für das gemeinsame Pflanzen etwa von Fassadengrün und Brutsträuchern sowie für die Anlage einer Vogeltränke, die bei Sommerhitze von Amseln und Spatzen auch zum Baden genutzt wird.