Anschlag stand wohl unmittelbar bevor
FRAGE: Anti-Terror-Zugriff in Chemnitz: Der Hauptverdächtige ist auf der Flucht. Kam der Einsatz zu spät? MALCHOW: Es ist völlig normal, dass man Verdächtige nicht in den eigenen vier Wänden antrifft. Die Polizei hat aber sehr schnell gute Fahndungsergebnisse liefern können. Es gab weitere Festnahmen von Kontaktpersonen. Und vom Hauptverdächtigen liegen Fotos für die bundesweit laufende Fahndung vor. FRAGE: Welche Gefahr geht jetzt vom dem gesuchten Syrer aus? MALCHOW: Von einem solchen Mann geht immer Gefahr aus. Die Frage ist natürlich, mit welchen Mitteln er auf der Flucht noch agieren kann. Wir gehen im Moment davon aus, dass die größte Gefahr gebannt worden ist. FRAGE: Ist mit dem Zugriff in Chemnitz womöglich ein unmittelbar bevorstehender Anschlag verhindert worden? MALCHOW: In der Wohnung der Verdächtigen ist gefährlicher Sprengstoff gefunden worden. Das ist kein Sammlerobjekt, sondern sollte sicherlich zum Einsatz gebracht werden. Wann und wo, das müssen die Ermittlungen zeigen. Jetzt gilt es, alle vorhandenen Beweismittel auszuwerten. Ich gehe davon aus, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstand. FRAGE: Welchem Umfeld sind die Verdächtigen zuzuordnen? MALCHOW: Der Hinweis kam offenbar vom Bundesamt für Verfassungsschutz Die Ermittler gehen davon aus, dass es Kontakte zum Islamischen Staat gab. Es kann sich um Täter handeln, die regelrecht vom IS ferngesteuert wurden und als Flüchtlinge eingeschleust worden sind. Möglich ist aber auch, dass sich die Verdächtigen erst hier in Deutschland radikalisiert haben – etwa über Kontakte im Internet. Es gehört zum Kalkül des Islamischen Staates, in Europa Terrorzellen zu platzieren: junge Menschen, die bereit sind, Anschläge zu verüben und dabei ihr Leben zu lassen. FRAGE: Der Hauptverdächtige war als Flüchtling in Deutschland anerkannt. Hat es hier keine ausreichende Sicherheitsüberprüfung gegeben? MALCHOW: Es ist die Frage, ab welchem Zeitpunkt man hätte wissen können, dass er eine Gefahr für die Sicherheit bei uns ist und terroristische Ziele verfolgt. Fest steht: Er ist als Flüchtling anerkannt worden und war damit auch bei den Behörden registriert. Daraus abgeleitet pauschal von einer Sicherheitslücke zu sprechen, wäre verfehlt.