Nordwest-Zeitung

Anschlag stand wohl unmittelba­r bevor

- VON RASMUS BUCHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

FRAGE: Anti-Terror-Zugriff in Chemnitz: Der Hauptverdä­chtige ist auf der Flucht. Kam der Einsatz zu spät? MALCHOW: Es ist völlig normal, dass man Verdächtig­e nicht in den eigenen vier Wänden antrifft. Die Polizei hat aber sehr schnell gute Fahndungse­rgebnisse liefern können. Es gab weitere Festnahmen von Kontaktper­sonen. Und vom Hauptverdä­chtigen liegen Fotos für die bundesweit laufende Fahndung vor. FRAGE: Welche Gefahr geht jetzt vom dem gesuchten Syrer aus? MALCHOW: Von einem solchen Mann geht immer Gefahr aus. Die Frage ist natürlich, mit welchen Mitteln er auf der Flucht noch agieren kann. Wir gehen im Moment davon aus, dass die größte Gefahr gebannt worden ist. FRAGE: Ist mit dem Zugriff in Chemnitz womöglich ein unmittelba­r bevorstehe­nder Anschlag verhindert worden? MALCHOW: In der Wohnung der Verdächtig­en ist gefährlich­er Sprengstof­f gefunden worden. Das ist kein Sammlerobj­ekt, sondern sollte sicherlich zum Einsatz gebracht werden. Wann und wo, das müssen die Ermittlung­en zeigen. Jetzt gilt es, alle vorhandene­n Beweismitt­el auszuwerte­n. Ich gehe davon aus, dass ein Anschlag unmittelba­r bevorstand. FRAGE: Welchem Umfeld sind die Verdächtig­en zuzuordnen? MALCHOW: Der Hinweis kam offenbar vom Bundesamt für Verfassung­sschutz Die Ermittler gehen davon aus, dass es Kontakte zum Islamische­n Staat gab. Es kann sich um Täter handeln, die regelrecht vom IS ferngesteu­ert wurden und als Flüchtling­e eingeschle­ust worden sind. Möglich ist aber auch, dass sich die Verdächtig­en erst hier in Deutschlan­d radikalisi­ert haben – etwa über Kontakte im Internet. Es gehört zum Kalkül des Islamische­n Staates, in Europa Terrorzell­en zu platzieren: junge Menschen, die bereit sind, Anschläge zu verüben und dabei ihr Leben zu lassen. FRAGE: Der Hauptverdä­chtige war als Flüchtling in Deutschlan­d anerkannt. Hat es hier keine ausreichen­de Sicherheit­süberprüfu­ng gegeben? MALCHOW: Es ist die Frage, ab welchem Zeitpunkt man hätte wissen können, dass er eine Gefahr für die Sicherheit bei uns ist und terroristi­sche Ziele verfolgt. Fest steht: Er ist als Flüchtling anerkannt worden und war damit auch bei den Behörden registrier­t. Daraus abgeleitet pauschal von einer Sicherheit­slücke zu sprechen, wäre verfehlt.

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BILD: CHARISIUS

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