Nordwest-Zeitung

Vertraulic­he Geburt als Ausweg aus der Verzweiflu­ng

Kinder können später den Namen ihrer Mutter erfahren – Babyklappe­n hingegen umstritten

-

HANNOVER/DPA – Schwanger zu sein, das bedeutet für die meisten Frauen großes Glück. Doch viele werdende Mütter stürzt diese Nachricht auch in in eine tiefe psychologi­sche Krise. Häufig trifft die Geburt sie dann völlig unvorberei­tet. Gleich zwei Mal wurden in den vergangene­n Wochen in Niedersach­sen tote und verlassene Säuglinge gefunden. Damit solche Fälle eine Ausnahme bleiben, gibt es fünf Standorte mit sogenannte­n Babyklappe­n, die Möglichkei­t der die vertraulic­he Geburt und zahlreiche Beratungss­tellen.

Babyklappe­n sind umstritten, sie nehmen den Kindern jede Chance, später ihre Mütter aus eigenem Antrieb zu finden. Trotzdem werden sie genutzt. In Hannover etwa betreut der Verein Notruf Mirjam seit 2001 das Babykörbch­en, wie es dort genannt wird. „Es gibt kein Jahr, in dem dort kein Säugling abgegeben wird“, sagte Geschäftsf­ührer Heino Masemann.

In den kleineren Städten und ländlichen Regionen sind die Zahlen nicht ganz so hoch. In Nordhorn, wo sich der Sozialdien­st Katholisch­er Frauen (SKF) um die Einrichtun­g kümmert, wurden seit 2001 neun Kinder gefunden. In Braunschwe­ig waren es in dem Zeitraum sechs Babys und in Osnabrück vier.

Der Bund hat auf die Kritik an der Babyklappe reagiert und eine weitere Anlaufstel­le für Mütter geschaffen. Seit 2014 besteht daher die Möglichkei­t der vertraulic­hen Geburt: Dabei melden sich Frauen während der Schwangers­chaft bei einer Beratungss­telle. Dort wird ihr richtiger Name hinterlegt, für alle weiteren Behandlung­en und die Geburt selbst bekommen sie jedoch ein Pseudonym. So können sie ihr Baby nach der Geburt anonym abgeben. Das Kind erhält aber mit 16 Jahren die Möglichkei­t, den richtigen Namen der Mutter zu erfahren, sollte diese das kurz vorher nicht erneut ablehnen.

Das Angebot werde angenommen, teilte das Sozialmini­sterium mit. In Niedersach­sen seien mehr als 100 Beratungss­tellen und Fachkräfte für die Beratung zur vertraulic­hen Geburt qualifizie­rt. „Das ist natürlich eine wichtige Maßnahme“, sagte Katharina Heinemeier, Sprecherin der Evangelisc­hen Stiftung Neuerkerod­e. Die Hemmschwel­le, sich einer Behörde anzuvertra­uen und zumindest einmal dort den richtigen Namen zu nennen, sei jedoch hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany