Digitalisierung ermöglicht bessere Patienten-Versorgung
FRAGE: Frau Holldorf, die Digitalisierung schreitet in fast allen Lebensbereichen unaufhaltsam voran. Wo liegen die Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen? HOLLDORF: Abgesehen von zwischenzeitlich durch alle Altersgruppen genutzten Gesundheitsinformationsportalen liegt der Vorteil der Digitalisierung in der besseren Versorgung von Patienten. Es gibt bereits eine Vielzahl von Angeboten digitaler Therapien, zum Beispiel die Online Videosprechstunde zur Behandlung dermatologischer Erkrankungen. Für ein Flächenland wie Niedersachsen, dessen Arztdichte in ländlichen Bereichen geringer ist als in der Stadt, können die digitale Kommunikation und Interaktion an unterschiedlichen Orten sehr interessant werden. Vorteil einer solchen Telekonsultation wäre, dass die Patienten schneller und gegebenenfalls medizinisch umfassendere Untersuchungsergebnisse erhalten könnten. Und schließlich wird die „Selbstvermessung“über Fitnesstracker aktuell noch eher spielerisch genutzt, aber auch über diesen Weg ergeben sich neue Ansätze, mit dem Thema Gesundheit selbstbestimmt umzugehen. FRAGE: Das Gesundheitswesen scheint sich mit der Digitalisierung schwer zu tun. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? HOLLDORF: Im Gesundheitswesen geht es um sehr sensible Daten. Mit Informationen über Krankheiten und deren Behandlung kann Missbrauch betrieben werden, wenn die Daten nicht hinreichend gut geschützt sind. Sorgfalt geht in punkto Datensicherheit daher vor Schnelligkeit, das ist auch richtig so. FRAGE: Haben Sie Erkenntnisse, ob bei den Patienten eher die Vorteile oder die Bedenken bei dem Thema Telemedizin überwiegen? HOLLDORF: Interessanterweise zeigt eine aktuelle ForsaStudie, dass die Befragten überwiegend sehr aufgeschlossen gegenüber digitalen Angeboten sind: Drei von vier Bürgern verfügen über ein internetfähiges Smartphone und damit über die wichtigste technische Voraussetzung, um Therapie und Diagnostik mit sinnvollen digitalen Gesundheitsanwendungen unterstützen zu können. Je größer der Mehrwert eines Angebotes ist, desto höher ist auch die Zustimmung in der Bevölkerung. So würden laut Studie etwa 63 Prozent der Befragten ihre eigenen Gesundheitsund Fitnessdaten auswerten lassen, um die Früherkennung und Diagnose schwerer Krankheiten wie etwa Krebs zu erleichtern.