Müller begeistert mit Toren und Sprüchen
Münchner befreit sich durch Doppelpack gegen Tschechien von jeglichem Krisen-Gerede
Beim 3:0 in Hamburg war Müller der entscheidende Mann. Mit dem nächsten Gegner Nordirland hat er noch eine Rechnung offen.
HAMBURG – Thomas Müller übernahm auch nach der begeisternden Tore-und-SpaßGala gegen Tschechien die Hauptrolle. „Damit übergebe ich an den Mann des Tages“, sagte Bundestrainer Joachim Löw beim Verlassen der Pressekonferenz und leitete nahtlos an den Doppeltorschützen über. Und Müller spielte mit, verkündete auf dem Podium mit ernster Miene: „Ich war natürlich in einer tragischen Situation vor dem Spiel, und dementsprechend bin ich froh, dass ich mich aus dem Sumpf befreien konnte.“Gelächter im Saal – mit einem Schlag hatte der 27-Jährige die Diskussionen um den noch torlosen BundesligaMüller ad absurdum geführt.
„Spaß beiseite: Das Fußballgeschäft ist, wie es ist“, setzte Müller in Hamburg seine Ausführungen über das 3:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Tschechien fort. „Ich habe immer betont, dass ich versuche, mich so wenig wie möglich von den positiven wie auch negativen Momenten beeinflussen zu lassen. Ich höre auf meinen Trainer und meine innere Stimme.“
Der Mann bleibt ein Phänomen. Da wurde dem Münchner schon eine Krise nachgesagt, weil er bei fünf Liga-Einsätzen für den FC Bayern in dieser Saison nicht getroffen hat. Und dann antwortete Müller mit seinem achten Doppelpack im DFB-Trikot. „Es ist interessant und irgendwo lustig, dass jetzt, wenn WM draufsteht, es gleich wieder funktioniert. Daraus kann man schöne Geschichten machen“, sagte der selbst erheiterte Torjäger nach seinem zweiten Doppelschlag in der WMQualifikation.
Die beruhigendste Geschichte für das DFB-Team ist: Es müllert wieder. 36-mal durfte sich der Angreifer inzwischen im Nationalteam als Torschütze feiern lassen – in 80 Partien. Damit steht er in der DFB-Torjägerstatistik schon auf Rang elf. „Thomas Müller ist immer in der Lage, wenn er Chancen hat, Tore zu erzielen. Jetzt hat er bei uns wieder einen guten Lauf“, bemerkte Löw. „Seit der WM 2010 hat er permanent in jedem Jahr in der Bundesliga und der Nationalmannschaft getroffen“, erinnerte der DFB-Chefcoach.
In diesem Sommer schien Müller seinen Torinstinkt verloren zu haben. „Irgendwann gibt es mal eine Situation wie bei der EM“, betonte Löw. Müller hatte Chancen, traf aber in 580 Spielminuten nicht. „Die Bälle gehen halt rein“, beschrieb Mats Hummels den einfachen Unterschied. „Glück und Pech spielen immer mit rein. Das Thema wird sich schnell erledigt haben. Wenn er in den nächsten zwei, drei Ligaspielen getroffen hat, ist alles wieder beim Alten.“
Tore-Einleiter Mesut Özil bescheinigte allen einen torhungrigen Auftritt. „Wir wollten unbedingt die Tore und haben sie super herausgespielt. Natürlich freut uns das besonders, dass Müller wieder seine Tore gemacht hat.“
Schon an diesem Dienstag (20.45 Uhr/RTL) in Hannover gegen Nordirland hat er die nächste Gelegenheit dazu. Dort wird der gebürtige Bayer noch einmal an die EM erinnert werden. Denn am 1:0Vorrundensieg gegen die Nordiren in Paris macht Müller sein Turnier-Dilemma fest. „Da habe ich eine Situation nicht ganz so gut gelöst, dazu zweimal Aluminium erwischt. Wenn da einer von beiden Bällen ins Tor reingeht, wäre die komplette Diskussion während der EM überhaupt nicht da gewesen“, meinte er.