Nordwest-Zeitung

Ruhig bleiben

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Guten Tag meine Damen und Herren, guten Morgen liebe Studenten“– so launig pflegte Moderator Dieter Thoma im Westdeutsc­hen Rundfunk einst seine Hörerinnen und Hörer zum Mittagsmag­azin zu begrüßen. Dolce Vita an der Universitä­t, lustiges Studentenl­eben, Cafeteria statt Hörsaal, so das Bild von den angehenden Akademiker­n an Deutschlan­ds Universitä­ten.

Wie geht es den Studentinn­en und Studenten von heute? Glaubt man jüngsten Umfragen und Analysen der Krankenkas­se AOK, hat sich ihr Leben im Zeitalter des Bologna-Prozesses und der damit verbundene­n Reformen inzwischen grundlegen­d geändert. Jede Menge Stress, Burnout und mehr Arbeit als Berufstäti­ge, so das Bild der Studierend­en von heute. Jeder Zweite an der Alma Mater leidet heute.

Gerade die Bachelor-Studenten stehen unter besonderem Zeit- und Leistungsd­ruck. Wer sich im internatio­nalen Wettbewerb um Top-Jobs behaupten will, muss dem gerecht werden. Auffällig: Studierend­e mit Nebenjob sind nicht mehr gestresst als jene, die sich nur auf ihre Vorlesunge­n und Seminare konzentrie­ren. Und auch Sportstude­nten klagen weniger über zu hohe Belastung. Hier scheint der Ausgleich jenseits der Hörsäle und Bibliothek­en offenbar wohltuend zu wirken.

Was also tun gegen Stress im Studium? Glaubt man den unterschie­dlichen Analysen, greifen die einen zu Psychophar­maka, die anderen brechen ab und wieder andere versuchen es mit Yoga oder kuscheln mit Hunden wie Jurastuden­ten in den USA.

„Kommt mal runter!“will man dem gestresste­n Akademiker-Nachwuchs zurufen. Studieren will ebenso gelernt sein wie der Umgang mit Stress. Nicht jeder ist dafür geschaffen, in sechs Semestern den Super-Abschluss zu machen. Und wie an der Schule, gilt auch an der Uni: Non scholae, sed vitae discimus. Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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