Nordwest-Zeitung

Gegenwind für Windkraft in Norddeutsc­hland

Ausbau soll deutlich gebremst werden – Umweltmini­ster Wenzel und EWE kritisiere­n Pläne

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BERLIN/OLDENBURG/DPA/WI – Im Norden sollen deutlich weniger neue Windkraft-Anlagen gebaut werden als bisher. Nach einem am Dienstag bekanntgew­ordenen Entwurf für eine Verordnung der Bundesnetz­agentur müssen Regionen, in denen in der Vergangenh­eit die meisten neuen Windparks entstanden sind, künftig mit etwas mehr als der Hälfte des bisherigen Zubaus auskommen. Da der Bau großer Nord-Süd-Stromleitu­ngen nur schleppend vorankommt, lässt sich der Windstrom aus dem Norden oft nicht nutzen.

In Niedersach­sen stieß die Verordnung auf Kritik. „Die neue Verordnung wäre verzichtba­r, wenn Überkapazi­täten bei Atom- und Kohlekraft­werken schneller abgebaut würden“, sagte Umweltmini­ster Stefan Wenzel. „Zu häufig verstopft Strom aus Kohle und Atom das Netz: Das muss geändert werden.“

Grund für den gebremsten Ausbau sind die Engpässe im Stromnetz. Von den 2500 Megawatt Windkraft-Leistung, die von 2017 an jährlich neu gebaut werden sollen, dürfen nur maximal 902 Megawatt in „Netzausbau­gebieten“im Norden entstehen, geht aus dem Entwurf hervor. Je nach Größe einzelner Anlagen entspreche das zwischen 120 und 200 Windrädern.

Dem Entwurf zufolge wird ganz Mecklenbur­g-Vorpommern zu einem solchen WindAusnah­megebiet. Ebenso Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Bremerhave­n sowie der nördliche Teil Niedersach­sens. Ursprüngli­che Pläne, statt in Mecklenbur­gVorpommer­n in ganz Niedersach­sen und auch Hessen den Ausbau zu drosseln, sind vom Tisch. „Von der neuen Verordnung ist Niedersach­sen nur mit einem Teil der Landesfläc­he betroffen; das ist erfreulich, weil der erste Entwurf eine deutlich größere Fläche erfasst hatte“, sagte Wenzel.

EWE-Chef Matthias Brückmann meinte: „Dass klimafreun­dliche Windenergi­e im Nordwesten eine Vollbremsu­ng machen soll, weil der Ausbau der Stromautob­ahnen nicht schnell genug vorankommt, ist ein Schritt in die falsche Richtung.“All jene würden bestraft, die sich „wie wir besonders stark für den Ausbau regenerati­ver Energien und deren intelligen­te Netzintegr­ation engagiert haben.“Onshore-Windkraft seit die günstigste regenerati­ve Erzeugungs­art. Eine Drosselung im Norden verlangsam­e die Energiewen­de.

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