Forscher sind Einbrechern auf der Spur
Wissenschaftler wollen neue Erkenntnisse zu Organisierter Kriminalität gewinnen
Mit der dunklen Jahreszeit beginnt gleichzeitig auch die Einbrecher-Saison. Täter kommen oft ungestraft davon – ihre Opfer bleiben traumatisiert zurück.
HANNOVER – Nur 30 Sekunden braucht ein geübter Einbrecher, um ein Fenster aufzuhebeln. Während die Bewohner auf der Arbeit, in der Uni oder im Urlaub sind, räumen die Diebe oft unbemerkt Haus oder Wohnung leer. Sie haben danach gute Chancen, dass ihnen niemand auf die Schliche kommt. Eine im Februar veröffentlichte Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) ergab, dass nur 2,6 Prozent aller Einbrecher vor Gericht verurteilt werden. Für die Studie wurden 3668 von der Polizei registrierte Einbrüche im Jahr 2010 in Berlin, Bremerhaven, Hannover, München und Stuttgart analysiert.
Interviews mit Experten
Ein neues Forschungsprojekt des KFN soll Aufklärung bringen. Die Wissenschaftler wollen neue Erkenntnisse zu Organisierter Kriminalität beim Wohnungseinbruch gewinnen. „Vergleichbare Projekte gibt es nicht, generell gibt es hier eine große Forschungslücke“, sagt Projektleiterin Gina Wollinger.
Durch Interviews mit nationalen und internationalen Experten sollen Fragen geklärt werden wie: Welche Taten und Strukturen stecken dahinter? Wo treten sie geografisch auf? Wie kann die Ermittlung verbessert werden? Erste Ergebnisse werden im August 2017 erwartet.
Nach Informationen des Landeskriminalamts Niedersachsen gab es im Jahr 2015 insgesamt 16575 Einbrüche und damit 1921 mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquoten liegen in Niedersachsen zwischen 22 und 25 Prozent. Besonders in den dunklen Monaten steigen die Einbruchszahlen wieder. „Das ist die klassische Zeit für Einbrüche“, erklärt Mareike Kocar, Pressesprecherin der Polizei Osnabrück. Ähnlich ist die Situation in Braunschweig. Auf dem Land sind die Menschen stärker betroffen als in der Stadt. „Die Einbrüche im Umland von Braunschweig sind im Vergleich zum vergangenen Jahr ungefähr im zweistelligen Bereich gestiegen“, schätzt Joachim Grande, Pressesprecher der Polizei in Braunschweig.
Entgegen des bundesweiten Trends sind die Einbruchszahlen in Hannover leicht gesunken. Für Martina Stern, Pressesprecherin der Polizeidirektion Hannover, hängt dies mit den vielen präventiven Beratungsangeboten und einer zentralisierten Bearbeitung der Fälle zusammen. Aber auch in Hannover gibt es in der dunklen Jahreszeit mehr Fälle als in den Sommermonaten.
Präventionsmaßnahmen
Beliebte Einfallstore für Einbrecher sind schlecht einsehbare Fester oder die Terrassentür im Garten. Beratungsstellen der Kriminalpolizei bieten vor Ort eine Schwachstellenanalyse an, ein kostenloser Service der Polizei. „Wichtig ist, die Nachbarschaft zu aktivieren“, rät Florian Lörincz von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Vor allem tagsüber werde gerne eingebrochen, wenn viele Bewohner arbeiten. Bei der Fenster- oder Gebäudesanierung werden Maßnahmen für den Einbruchsschutz außerdem staatlich gefördert.