Gilde der Knotenmacher trifft sich in Cuxhaven
HOBBY Internationale Gilde der Knotenmacher trifft sich am Wochenende – Besuch aus ganz Europa
Diamantknoten, Türkenbund oder Palstek: Meister der Knotenkunst brauchen ein gutes Gedächtnis für die vielen Kniffe und Anwendungsmöglichkeiten und auch sichere Finger.
CUXHAVEN – Nur Geduld. Peter Meister (70 Jahre) lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn er im Cuxhavener Wrack- und Fischereimuseum „Windstärke 10“in die Kunst der Seemannsknoten einführt. Manchmal greift er auch zu einer Eselsbrücke, um zu erklären, was seine Finger da scheinbar mühelos zaubern: „Das Krokodil springt aus dem See, läuft einmal um den Baum und taucht wieder in den See – fertig ist der Palstek“. Mit einem Lächeln reicht er ein Stück Seil und muntert auf: „Jetzt mal selbst ausprobieren.“
Etwa 5 000 Knoten gibt es. Am kommenden Wochenende werden sich Meister und andere Experten ganz besonders intensiv mit dem Thema beschäftigen. Denn dann kommen Mitglieder der internationalen Gilde der Knotenmacher zu ihrem Halbjahrestreffen nach Cuxhaven.
Also, der Palstek. Einer der gebräuchlichsten Seemannsknoten, der eine feste Schlinge ergibt, die sich nicht zuzieht – gut, um ein Schiff an einem Poller oder an einem Pfahl festzumachen. Oder um einen Schiffbrüchigen mit einem Seil aus dem Wasser zu ziehen. Wie war das noch? Erst eine Schlinge legen, bei der das ziehende Ende unten liegt. Dann das lose Ende greifen und von unten durch die Schlaufe führen, einmal um das ziehende Ende herum, von oben wieder in die Schlinge stecken, zuziehen – fertig. „Na, geht doch“, sagt Meister mit einem Augenzwinkern.
Wer einen Segelschein machen will, der muss den Palstek, auch „König der Knoten“, aus dem Effeff beherrschen. „Für jeden Anwendungsbereich an Bord gibt es spezielle Knoten“, erläutert Meister und schiebt gleich zwei Bedingungen hinterher: „Sie müssen unter großer Belastung halten – und sich auch wieder leicht lösen lassen.“
Das Treffen erwartet Matthias Bing aus Mülheim an der Ruhr schon sehnsüchtig: „Wir erwarten Teilnehmer aus allen europäischen Nachbarländern, vor allem aus England, Frankreich, Schweden und den Niederlanden“. Er ist Vorsitzender der Deutschen Sektion und lernte als Pfadfinder und als Segler die ersten Knoten. Weltweit hat die Gilde mehr als tausend Mitglieder, in Deutschland sind es etwa 50. Beim Halbjahrestreffen kommt es auch darauf an, voneinander zu lernen: „Wir tauschen Tipps und Tricks aus.“
„Spanische Matrosen haben mir gezeigt, wie man kunstvolle Gürtel knüpft“, erinnert sich Meister an den Beginn seiner Leidenschaft fürs Knotenmachen. Dafür verarbeitet er Kokos, Sisal, Flachs, Hanf und heute auch Kunststoff.
Längst beherrscht er den „Schotsteg“, um zwei ungleich starke Leinen zu verbinden, kann die Affenfaust binden, mit der Wurfleinen beschwert werden. Der Türkenbund ist für ihn, „der schönste Knoten überhaupt“.
Für die EXPO-Weltausstellung in Hannover gestaltete er eine große Schautafel mit zahlreichen Knoten: 1300 Meter Garn, 450 Arbeitsstunden.