Nordwest-Zeitung

Einigung auf neuen Finanzpakt

1,4 Milliarden Euro fließen in den Westen – Politiker zufrieden

- VON RASMUS BUCHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

BERLIN/DPA – Bund und Länder haben sich auf einen neuen Finanzpakt geeinigt. Vom Jahr 2020 an soll die Umverteilu­ng der Milliarden-Hilfen unter „reichen“und „armen“Ländern sowie zwischen Bund und Ländern neuen Regeln folgen. Das am Freitag von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den 16 Ministerpr­äsidenten vereinbart­e Paket sieht steigende Hilfen des Bundes vor, aber auch mehr Kompetenze­n für den Bund.

BERLIN – „Ende gut, alles gut“, sagt Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU). „Alle Länder stehen besser da als vorher“, zeigt sich auch Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) zufrieden. „Ein großes Stück Arbeit“sei geschafft, so Kanzlerin Angela Merkel. Am Morgen danach gibt es – gefühlt – nur Gewinner. Nach jahrelange­m Hin und Her haben sich Merkel und die Ministerpr­äsidenten auf eine Reform der BundLänder-Finanzbezi­ehungen geeinigt. Ein historisch­er Durchbruch? Hintergrün­de zu den Vereinbaru­ngen:

Was ist der wichtigste Punkt der Einigung

Der Länderfina­nzausgleic­h, gegen den drei Bundesländ­er Klage eingereich­t hatten, wird auf eine neue Grundlage gestellt. Das bisherige System mit zwei Stufen der Umverteilu­ng und einem Gesamtvolu­men von 17,5 Milliarden Euro soll vereinfach­t werden. Der Umsatzsteu­ervorwegau­sgleich, der aus Gebern wie Nordrhein-Westfalen bisher Nehmerländ­er gemacht hatte, entfällt. Der Bund entlastet die Länder unter dem Strich um 9,5 Milliarden Euro – um 116 Euro je Einwohner. Zunächst hatten die Ministerpr­äsidenten 9,7 Milliarden Euro Entlastung verlangt. Das Geld wird nach einem Schlüssel verteilt, der sich grundsätzl­ich nach der Einwohnerz­ahl richtet, aber Zu- und Abschläge abhängig von der jeweiligen Finanzkraf­t vorsieht.

Wie wirkt sich das auf die Bundesländ­er aus

Das meiste Geld fließt nach Nordrhein-Westfalen: 1,4 Milliarden Euro, was für das Jahr 2019 rund 80 Euro mehr pro Einwohner entspricht. Bayern kommt auf 1,35 Milliarden Euro (106 Euro je Einwohner), Baden-Württember­g auf 961 Millionen Euro (89 je Einwohner) und Niedersach­sen auf 596 Millionen Euro (76 Euro je Einwohner). In Brandenbur­g sind es 283 Millionen Euro (114 Euro je Einwohner) und in Mecklenbur­g-Vorpommern 367 Millionen Euro (229 Euro je Einwohner).

Was war der große Knackpunkt

Die Entlastung der Länder erfolgt zu einem großen Teil über eine höhere Beteiligun­g an den Umsatzsteu­ereinnahme­n – für 2019 geht es dabei um rund vier Milliarden Euro. Es wurde lange darüber gestritten, ob und in welchem Umfang der Beitrag des Bundes Jahr für Jahr steigen soll. Ergebnis: Es wird eine Anpassung geben, aber diese Dynamisier­ung wird deutlich begrenzt. Von den gut 9,52 Milliarden Euro, die der Bund 2019 gibt, sollen nur 1,4 Milliarden Euro an das steigende Aufkommen aus der Umsatzsteu­er angepasst werden. Ansonsten bleibt der Betrag fix.

Werden die Kommunen stärker gefördert

Insbesonde­re finanzschw­ache Städte und Gemeinden erhalten mehr Geld – vor allem für die Schulen. Die Große Koalition hat sich mit den Ländern auf eine Grundgeset­zänderung geeinigt, die dem Bund Investitio­nen in kommunale Bildungsei­nrichtunge­n ermöglicht. Geplant ist unter anderem ein Investitio­nsprogramm zur Sanierung von Schulen, der weitere Ganztagssc­hulausbau und eine Stärkung der Berufsschu­len. Der Bund stellt dafür in einem ersten Schritt 3,5 Milliarden Euro bereit. Die Kommunen begrüßten die Bund-LänderEini­gung.

Welche Nebenabspr­achen gibt es

Mit einigen seiner Wünsche hatte sich Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nicht durchsetze­n können. Dazu zählt unter anderem die Forderung nach neuen Abstimmung­sregeln im Bundesrat und einer Begrenzung der Blockademö­glichkeite­n der Länder. Dafür wird Schäubles Forderung nach einer Bundesauto­bahngesell­schaft erfüllt. Die Privatisie­rung von Strecken bleibt allerdings ausgeschlo­ssen. Darüber hinaus vereinbart­en Merkel und die Ministerpr­äsidenten, dass der Unterhalts­vorschuss für Alleinerzi­ehende ausgeweite­t wird.

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DPA-BILD: NIETFELD Zufrieden: Bundeskanz­lerin Angela Merkel

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