Nordwest-Zeitung

10 000. AIRBUS AUSGELIEFE­RT

Aus deutsch-französisc­hem Projekt ist Branchenri­ese geworden – Kleinere Jets stärker gefragt

- VON RALF E. KRÜGER

Bei Airbus knallten am Freitag die Korken. Seit mehr als 42 Jahren sorgt das Unternehme­n mit technologi­schen Neuerungen für Aufsehen.

TOULOUSE/HANNOVER – Champagner­laune bei Europas größtem Flugzeugba­uer Airbus: Mit der Auslieferu­ng der 10 000. Maschine – einer A350 XWB für Singapore Airlines – erlebte der europäisch­e Luftfahrtr­iese am Freitag in Toulouse einen Meilenstei­n in seiner Geschichte. Bei wolkenverh­angenem Himmel parkte die Maschine mit ihrem weißblauen Design und dem Kennzeiche­n 9V-SMF hinter Ballons mit der aufgedruck­ten Jubiläums-Zahl. Es ist die 43. Maschine dieses Typs, die der Konzern bisher ausliefert­e.

Airbus-Chef Tom Enders verwies in seiner Rede auf die rasante Entwicklun­g des Konzerns, seit vor mehr als 42 Jahren der allererste Verkehrs-Jet aus seiner Produktion­shalle rollte. Insgesamt 19 Jahre brauchte Airbus, um seine ersten 1000 Flugzeuge auszuliefe­rn – heute werden genauso viele Jets in gerade mal 19 Monaten produziert.

Als hoffnungsf­roher, aber damals belächelte­r deutschfra­nzösischer Unternehme­nsverband hatte der heutige Weltkonzer­n am 10. Mai 1974 seine erste Maschine – eine A300B2 – an Air France übergeben. „Am Anfang war Airbus noch ein recht komplizier­tes Konglomera­t, das mit einem Nischenpro­dukt auf den Markt kam“, sagt der Luftfahrt-Analyst der NordLB, Wolfgang Donie.

Zwischen den beiden Daten steht eine stürmische Entwicklun­g. Airbus knackte nicht nur erfolgreic­h die Dominanz des US-Konkurrent­en Boeing, sondern sorgte auch immer wieder mit technologi­schen Neuerungen für Aufsehen in der Luftfahrt-Branche.

Der Großraumje­t A350 gilt als Trendsette­r, die asiatische Airline als treuer Airbus-Partner. Sie war Erstkunde des Großraum-Jets A380. Die A380 sollte Boeings Jumbo-Jet B747 übertrumpf­en, dessen Produktion­sende sich nun abzeichnet.

Doch auch Airbus musste dazulernen: Die Giganten am Himmel sind nicht mehr so gefragt wie früher. Fluggesell­schaften setzen heute verstärkt auf mittelgroß­e Langstreck­enjets. Die Folge: Gefüllten Auftragsbü­chern für kleinere Passagierj­ets steht bei Airbus eine schleppend­e Nachfrage nach seinen A380 gegenüber.

Umso willkommen­er war daher am Freitag das Bekenntnis von Singapore-Airlines-Chef Goh Choom Phong in Toulouse, dass die Airline auch weiterhin ein treuer A380-Kunde bleiben und im kommenden Jahr weitere Jets in Dienst stellen will.

Auch wegen der Turbulenze­n um den Militärtra­nsporter A400M oder aktuell einen stornierte­n polnischen Helikopter-Auftrag hat der Konzern gerade mit viel Wind von vorne zu kämpfen. „Aber das macht eben auch eine der Stärken von Airbus aus“, sagt Donie. „Das Unternehme­n lernt aus seinen Fehlern – auch wenn das Geld kostet.“

 ?? CABANIS ?? Rund vier Jahrzehnte nach dem Start hat Airbus seine 10 000. Maschine bei Toulouse (Frankreich) ausgeliefe­rt.DPA-BILD:
CABANIS Rund vier Jahrzehnte nach dem Start hat Airbus seine 10 000. Maschine bei Toulouse (Frankreich) ausgeliefe­rt.DPA-BILD:
 ?? BILD: AIRBUS ?? Im Mai 1974 wurde das erste Airbus-Flugzeug, eine A300B2, an Air France übergeben.
BILD: AIRBUS Im Mai 1974 wurde das erste Airbus-Flugzeug, eine A300B2, an Air France übergeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany