Nordwest-Zeitung

Brauchen besseren Datenausta­usch in Europa

- VON ALEXANDER WILL

FRAGE: Es sind in Sachsen Pannen bei der Terrorbekä­mpfung passiert. Wie erklären Sie sich das? WOLTMANN: Das aus der Ferne zu bewerten, ist sehr schwer. Von dem, was wir bisher hören, drängt es sich aber fast auf, dass dort Fehler gemacht worden sind. FRAGE: Deutschlan­d erlebt seit Monaten Terror als neue Erfahrung. Muss man Gesetze ändern, um das in den Griff zu bekommen? WOLTMANN: Wir haben ja bereits Gesetze neu gefasst und verschärft. Von daher muss man sich genau ansehen, ob es weitere Notwendigk­eiten gibt. Wir müssen auf jeden Fall zu einem besseren Datenausta­usch kommen, einerseits zwischen Bund und Ländern, anderersei­ts europaweit. Da haben wir schon einiges getan, europaweit können wir aber noch besser werden. FRAGE: Was halten Sie davon, den Geheimdien­sten pauschal Zugriff auf die Daten aller Asylbewerb­er zu geben? WOLTMANN: Das sollte man sich genau überlegen. Wenn es Anhaltspun­kte gibt für Gefährdung­en, dann würde ich schon sagen, wir sollten diese Daten weitergebe­n. Aber nicht so, dass der Verfassung­sschutz generell und immer zugreifen kann. FRAGE: Die Terrorverd­ächtigen der letzten Monate sind als Flüchtling­e ins Land gekommen. Was muss man tun, damit das nicht mehr passiert? WOLTMANN: Wir müssen auf jeden Fall jeden Flüchtling registrier­en. Das passiert ja jetzt auch. Nachdem wir im Herbst 2015 durch die vielen Flüchtling­e Probleme hatten, sind wir jetzt wieder zu einem geordneten Verfahren gekommen. Wir müssen aber auch stärker hinschauen, wer da zu uns kommt. FRAGE: Rund 550 000 abgelehnte Asylbewerb­er sind im Land, die nicht abgeschobe­n werden. Warum ist das so? WOLTMANN: Es ist ein großes Ärgernis, dass die Bundesländ­er, die für die Abschiebun­g zuständig sind, das nicht hinbekomme­n. Ich hoffe, dass das in Zukunft besser wird. Es gibt viele Duldungsgr­ünde, und ich finde, die gehören alle auf den Prüfstand. Wenn man wie Niedersach­sen darauf setzt, dass die Leute freiwillig ausreisen, ist das erstmal gut. Es kann aber nicht sein, dass wer nicht anerkannt wird, schließlic­h auch hier bleibt. Dann frage ich mich, was ein Asylverfah­ren soll. Das kann nicht sein.

Barbara Woltmann (59, CDU) aus Bad Zwischenah­n ist Bundestags­abgeordnet­e und Mitglied im Innenaussc­huss

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BILD: OLTMANNS

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