Nordwest-Zeitung

Bundesregi­erung rügt Sachsen

Bombenbaue­r al-Bakr nach Suizid obduziert

- VON BURKHARD FRAUNE UND MARTIN FISCHER

BERLIN/DRESDEN/LEIPZIG – Nach dem Suizid des IS-Terroriste­n Dschaber al-Bakr in einem Leipziger Gefängnis dringt die Bundesregi­erung auf eine eingehende Untersuchu­ng der Justizpann­e. Sie erhob am Freitag schwere Vorwürfe gegen die sächsische Justiz, gleichzeit­ig schloss sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Forderunge­n nach einer schnellen und umfassende­n Aufarbeitu­ng an. Sachsens Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich (CDU) räumte Fehler ein und zeigte sich offen für eine unabhängig­e Untersuchu­ngskommiss­ion. Eine Ablösung seines Justizmini­sters Sebastian Gemkow (CDU) lehnte er aber ab.

„Der Umgang mit dem des Terrorismu­s bezichtigt­en Häftlings ist nicht in dem Maße erfolgt, wie es notwendig gewesen ist“, bekannte Tillich vor Journalist­en in Berlin. Im Bundesrat sagte er: „Der Suizid hätte verhindert werden müssen, in jedem Fall.“Unterdesse­n bestätigte die Obduktion, dass sich al-Bakr am Mittwoch in der Untersuchu­ngshaft selbst erhängt hat – zwei Tage nach seiner Festnahme.

Nach Erkenntnis­sen der Sicherheit­sbehörden hatte der 22-jährige Syrer einen Sprengstof­fanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant. Vernommen wurde er nicht. Laut Bundesanwa­ltschaft wollte er nach Befragunge­n der Polizei und der Ermittlung­srichterin keine weiteren Aussagen machen. Zuvor hatte er die beiden Syrer, die ihn der Polizei ausgeliefe­rt hatten, als Mittäter bezeichnet.

Die Verantwort­lichen im Leipziger Gefängnis sahen bei al-Bakr keine akute Suizidgefa­hr. Der zuständige Minister Gemkow verteidigt­e am Freitag die Bedienstet­en. Er erklärte, die Experten in der JVA hätten nicht gewusst, wen sie vor sich hatten. Sie hätten von den Ergebnisse­n der Ermittlung­en über einen verhindert­en Anschlag keine Kenntnis gehabt, sondern nur aus den Medien darüber erfahren.

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