Hoffnung auf Klarheit im Fall Peggy
Gehört der spektakuläre DNA-Fund auch zum Mörder des kleinen Mädchens?
Wieder schaut alle Welt auf Lichtenberg – und die Bewohner hoffen, dass die neueste Spur im Fall Peggy endlich Antworten gibt. Aber vorerst wirft sie neue Fragen auf.
LICHTENBERG/RODACHERBRUNN – Zwischen den Bäumen im Wald, wo die Knochen von Peggy im Juli 2016 gefunden wurden und jetzt der Morgen aufzieht, herrscht Stille. 15 Kilometer von dem Wald im thüringischen Rodacherbrunn entfernt, im bayerischen Städtchen Lichtenberg, geht das Treiben da gerade los. Dort hat die im Mai 2001 verschwundene Schülerin gelebt.
Jeder, der zum Bäcker geht und seine Frühstücksbrötchen holt, wird von Journalisten angesprochen. Immer wieder blickt die Öffentlichkeit auf diese kleine Stadt: Wenn eine neue Spur auftaucht, wie jetzt. Der Bürgermeister sieht vor allem eins: dass diese neue Spur weg führt von seinem Ort.
Die frisch gedruckten Tageszeitungen liegen auf der Theke der Bäckerei. Die neueste Spur ist DNA von Uwe Böhnhardt, dem mutmaßlichen Rechtsterroristen des selbst ernannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“. Groß jeweils auf Seite 1 prangt diese Nachricht auf den Blättern in der Bäckerei.
„Die meisten kommen hierher“, sagt die Verkäuferin und erklärt damit, warum sie keinem Reporter etwas sagen will. Nicht schon wieder. Die meisten Lichtenberger bleiben gar nicht erst stehen, wenn sie Schreibblock und Kamera sehen.
„Es wäre herrlich, wenn’s jetzt klar wär’“, sagt die Lichtenbergerin Petra-Dagmar Meister, die Peggy zwar nicht persönlich kannte, aber wie jeder in dem Ort ihre Geschichte kennt. „Für den Ort wäre es gut. Es hat so viele Gerüchte gegeben.“
Noch steht nicht fest, ob die Spur zu dem Rechtsterroristen Böhnhardt zu mehr taugt als einem neuen Gerücht. „Ein Weg aus der Misere“, sagt Lichtenbergs Bürgermeister Holger Knüppel, könnte diese Spur aber sein. Würde sich bewahrheiten, dass Böhnhardt etwas mit dem Verschwinden der kleinen Peggy zu tun hatte, wäre diese Last weg, diese Frage, ob da in Lichtenberg noch ein Kindermörder unterwegs sei, meint der Bürgermeister damit.
Dass die braune NSU-Zelle Verbindungen in seine Stadt gehabt haben könnte, das schließt Knüppel aus. „Das hätten wir gemerkt, wir haben 1000 Einwohner, 90 Prozent kenne ich persönlich.“Gut, einige neigten vielleicht Richtung AfD, sagt er, aber Neonazis in Lichtenberg? Nein.
Erleichterung spürten seine Bürger, erzählt Bürgermeister Knüppel. Darüber, dass es nun vielleicht doch bald eine Klärung geben könnte, eine Antwort außerhalb ihrer Stadt. „Aber“, glaubt Knüppel, „wir haben noch einiges vor uns“.