Mit Schwingungen zur warmen Mahlzeit
Lebensmittel aus Mikrowelle unbedenklich – Vitaminverluste von 40 bis 80 Prozent
Rein theoretisch kann man täglich Speisen oder Getränke aus der Mikrowelle zu sich nehmen. Vorausgesetzt, das Gerät funktioniert technisch einwandfrei.
BOCHOLT/SALZGITTER – Eben noch im Tiefkühlschrank, wenige Minuten später verzehrbereit auf dem Essenstisch – die Mikrowelle macht’s möglich. Innerhalb kürzester Zeit wird Gefrorenes aufgetaut oder eine am Vortag zubereitete Mahlzeit erwärmt. Dafür sorgt im Inneren des Gerätes die Mikrowellenstrahlung mit einer Frequenz von 2,45 Gigahertz. Klingt gefährlich, ist es aber nicht. „Lebensmittel aus der Mikrowelle sind gesundheitlich unbedenklich“, sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) in Bocholt. Ähnlich äußert sich auch Ina Stelljes vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter.
Wer allerdings glaubt, frisch zubereitetes Gemüse portionsweise einfrieren zu können und nach dem Aufwärmen in der Mikrowelle noch ein Nahrungsmittel mit vielen Vitaminen zu sich zu nehmen, der irrt: „Die meisten Vitamine sind hitzeempfindlich“, sagt Morlo. Durch Temperatur, Licht und Sauerstoff verringert sich der Vitamingehalt in Lebensmitteln und fertigen Speisen. Die maximalen Vitaminverluste schwanken zwischen 40 und 80 Prozent. Folat und Vitamin C können sogar vollständig verloren gehen.
„Wer seine Mahlzeiten oft in der Mikrowelle erwärmt oder gart, sollte täglich zusätzlich rohes Obst und Gemüse essen“, rät Morlo.
In jeder Mikrowelle befindet sich ein sogenanntes Magnetron. Dieser Sender erzeugt elektromagnetische Wellen. Sie werden in den Innenraum des Gerätes geleitet, von den Wänden des Garraumes reflektiert und möglichst gleichmäßig im Gehäuse verteilt. „Die elektromagnetischen Wellen regen vor allem die Wassermoleküle in den Speisen zu starken Schwingungen an“, erklärt Morlo. Aufgrund dieser Schwingungen entsteht Wärme. Lebensmittel mit einem hohen Flüssigkeitsgehalt erwärmen sich daher schneller als eher trockene.
Beim Aufwärmen von Nahrung in der Mikrowelle ist die Wahl des Geschirrs wichtig. „Eigens gefertigtes Mikrowellen-Geschirr eignet sich am besten, aber Porzellan und Glas gehen auch“, sagt Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Keinesfalls sollten Küchenutensilien aus Melaminharz verwendet werden, wie Prof. Andreas Hensel sagt. Er ist Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung. Der Grund: Werden diese Küchenutensilien den hohen Temperaturen in der Mikrowelle ausgesetzt, können höhere Mengen Melamin und Formaldehyd freigesetzt werden und in Essen und Getränke übergehen. Dies kann schädlich für die Gesundheit sein.
Oelmann weist darauf hin, dass Lebensmittel in der Mikrowelle oft ungleichmäßig erhitzt werden. Wichtig ist daher: erst umrühren, dann trinken. Speisen und Getränke sollten mit einer Abdeckhaube geschützt werden. Und grundsätzlich sollten Verbraucher Speisen nach Ablauf der Erhitzungs- oder Garzeit einige Minuten im Gerät stehen lassen. So verteilt sich die Hitze in der Speise am besten.
„Schutzvorrichtungen sorgen dafür, dass im Betrieb nur sehr wenig Strahlung nach außen gelangt“, betont Stelljes. Trotzdem kann nach ihren Angaben in der Umgebung der Sichtblende und der Türen eine geringe sogenannte Leckstrahlung auftreten. Hierfür ist in Sicherheitsnormen ein Grenzwert festgelegt – er liegt bei fünf Milliwatt pro Quadratzentimeter in einem Abstand von fünf Zentimeter von der Geräteoberfläche.