Nordwest-Zeitung

Einstige Kornkammer kehrt zu ihren Wurzeln zurück

Auf Weintour im Alentejo – Gemütliche Landgüter in weiter Landschaft

- VON MICHAEL JUHRAN

MÉRTOLA – João Rolha hat seine eigene Theorie zum Ursprung der portugiesi­schen Weintradit­ion. „Vieles deutet darauf hin, dass hier im südlichen Alentejo die Wiege unseres Weines zu finden ist“, sagt der junge Mann vom Tourismusa­mt in Mértola in der Provinz Alentejo. Das könnte stimmen. Von den Mauren abgesehen, annektiert­e eine Wein trinkende Nation nach der anderen das einstige südliche Lusitanien. Wenn Rolha seine Gäste also zu einer Bootstour auf dem Río Guadiana einlädt, dann schippert man auf einer einst dicht befahrenen Handelsrou­te zum Mittelmeer.

An den Ufern des Guadiana werden noch heute uralte Amphoren aus der mineralhal­tigen Erde geborgen, die auf eine lange Weintradit­ion hinweisen. Amphoren, wie sie noch immer von den kleinen Weingütern bei der Traubenver­edelung genutzt werden – wie vor 2000 Jahren.

Der Alentejo macht ein Drittel der Fläche Portugals aus, beherbergt aber nur fünf Prozent der Bevölkerun­g. Durchquert man die Region, so fallen in den weiten Landschaft­en mit ihren sanften Hügeln zwischen Getreidefe­ldern und Obstplanta­gen die vielen Weingüter auf, deren Reben noch keine zehn Sommer gesehen haben. Die einstige Kornkammer Portugals kehrt als Weingegend zu ihren Wurzeln zurück.

Noch etwas überrascht in dieser Gegend, die von der Sonne verwöhnt ist und in der Vergangenh­eit immer wieder von Dürren geplagt wurde: der 250 Quadratkil­ometer große Alqueva, der größte künstliche Stausee Europas.

Als die Staumauer fertig war, brach auf dem Landgut Herdade do Sobroso wenige Kilometer südlich des Betondamme­s ein neues Zeitalter an. In den von Pinien, Olivenbäum­en und Korkeichen geprägten Bergen der Serra de Portel pflanzten Nuno Teixeira Dias und seine Mitarbeite­r die ersten Reben an. Mittlerwei­le gedeihen auf 52 Hektar sechs Rotweinsor­ten und drei Weißweinva­rianten. „470 000 Flaschen füllen wir jährlich ab“, sagt der Winzer und stellt eine Flasche des roten Sobroso Cellar Selection auf den Tisch. Mit diesem Wein gewann er eine der begehrten Goldmedail­len auf der Londoner Weinmesse.

Seit acht Jahren teilt Teixeira Dias seine Begeisteru­ng für den Wein und die Landschaft mit Gästen aus aller Welt, die im Internet auf sein kleines agrotouris­tisches Landgut mit elf Gästezimme­rn stoßen. Bei einem Glas Wein auf der Terrasse mit Familie, Freunden und Gästen den Sonnenunte­rgang genießen – das ist für Teixeira Dias der schönste Lohn.

Noch jünger ist die Geschichte des Wein-Agrotouris­mus in der etwas südlicher gelegenen Herdade do Vau. Seit 2013 können es sich Gäste in den Apartments des Weingutes gemütlich machen und bei viel Sonne in den Pool oberhalb der Weinfelder eintauchen oder den Vögeln zusehen.

Emsiger als auf den kleinen Weingütern geht es in der Casa de Santa Vitória nahe Beja zu. Dort hat die Hotelgrupp­e „Vila Galé“in den vergangene­n 15 Jahren den Agrotouris­mus aufgebaut. Es gibt 76 Zimmer, acht Suiten. Das Anbaugebie­t hat 1620 Hektar.

Informatio­nen: Agência Turismo do Alentejo, Grandola, Portugal E-Mail: info@turismodoa­lentejo.pt

P @ www.visitalent­ejo.pt

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DPA-BILD: MICHAEL JUHRAN Von Alters her nutzte man im Alentejo Amphoren für die Weinherste­llung.

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