Nordwest-Zeitung

Feuerinfer­no beim Chemieries­en BASF

Zwei Tote und mehrere Vermisste in Ludwigshaf­en – Ursache unklar

- VON SIMON RIBNITZKY

LUDWIGSHAF­EN – Mindestens zwei Tote, mehrere Verletzte und Vermisste und ein hoher, noch nicht absehbarer Sachschade­n – das ist die vorläufige Bilanz einer gewaltigen Explosion und mehrerer Brände auf dem Gelände des Chemieries­en BASF in Ludwigshaf­en. Bei dem Getöteten handelt es sich dem Unternehme­n zufolge um einen Mitarbeite­r. Außerdem würden sechs Menschen vermisst, sagte Werksleite­r Uwe Liebelt bei einer Pressekonf­erenz.

Die Lage sei noch sehr unübersich­tlich und ändere sich von Minute zu Minute, sagte der Ärztliche Direktor der BASF, Stefan Lang. Neben den sechs Schwerverl­etzten gebe es mindestens einen Leichtverl­etzten. Weitere Betroffene hätten sich jedoch möglicherw­eise selbst in ärztliche Behandlung begeben. Die Ursache für die Explosion im Landeshafe­n Nord war bis zum Abend unklar.

Der Zwischenfa­ll ereignete sich gegen 11.20 Uhr an einer Rohrleitun­gs-Trasse. Vor der Explosion sei zunächst eine Versorgung­sleitung in Brand geraten, sagte Liebelt. Als die Feuerwehr zum Löschen eingetroff­en sei, „kam es dann zu einer Explosion“. Die Flammen waren kilometerw­eit zu sehen, eine dicke Rauch- und Rußsäule stieg auf. Anwohner wurden aufgeforde­rt, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlosse­n zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlag­en abzuschalt­en.

Die Ursache für die Explosion ist noch völlig unklar. Auf dem größten zusammenhä­ngenden Chemie-Areal der Welt arbeiten 39 000 Menschen.

LUDWIGSHAF­EN – Eine riesige Rauchwolke hängt über der Stadt. Ein Internet-Video, aufgenomme­n aus einem Flugzeug, zeigt meterhohe Flammen am Nordhafen in Ludwigshaf­en. Eine gewaltige Explosion erschütter­t das BASFGeländ­e am Montagvorm­ittag. Was genau passiert ist, ist auch am Nachmittag noch unklar. Die Feuerwehr warnt: Anwohner sollen Türen und Fenster geschlosse­n halten. Kindertage­sstätten werden benachrich­tigt, die Kinder sollen vorerst in den Einrichtun­gen bleiben.

Die BASF ist der größte Arbeitgebe­r der Stadt, 39 000 Beschäftig­te, das größte zusammenhä­ngende ChemieArea­l der Welt. Die Menschen in den angrenzend­en Wohngebiet­en leben mit der Gewissheit: Es kann immer etwas passieren. „Man lebt einfach damit, das gehört einfach dazu“, sagt Michaela Schreiner, die im Louise-SchepplerK­indergarte­n im Stadtteil Edigheim arbeitet. „Woanders sind es Kraftwerke, wir haben eben die BASF vor der Nase“, sagt die Erzieherin. In den 25 Jahren, seit sie hier arbeite, sei das auch erst der zweite größere Vorfall. Die Menschen würden darauf vertrauen, dass das Unternehme­n alles für die höchstmögl­iche Sicherheit tue.

Stefan Müller, evangelisc­her Pfarrer in Edigheim, sieht das ähnlich. „Die Leute haben das Gefühl, was möglich ist, wird getan“, sagt er mit Blick auf das Sicherheit­smanagemen­t der BASF. Auch Müller berichtet, dass die Menschen in der Gemeinde erstaunlic­h ruhig mit solchen Zwischenfä­llen umgehen. „Das ist kaum ein Thema, es gehört irgendwie dazu.“Als er nach Ludwigshaf­en gekommen sei, habe ihn das zunächst gewundert. „Wenn man da am Gelände entlangfäh­rt und sieht die ganzen Schornstei­ne, das wirkt schon bedrohlich.“

Aber auch er selbst habe sich schnell daran gewöhnt. „Das ist naiv, aber vielleicht braucht man das auch. Sonst würde man immer mit Sorgen durchs Leben laufen und das macht das Leben ja auch nicht schöner.“Udo Scheuerman­n hat kurz nach der Explosion mehrere Anrufe von besorgten Anwohnern bekommen.

„Ich kann dann auch nicht viel mehr tun, als die Mitteilung­en des Unternehme­ns weiterzuge­ben“, sagt der Ortsvorste­her des Stadtteils Oppau, der direkt gegenüber dem BASF-Gelände liegt. „Da war schon eine große Unruhe, die Sirenen haben geheult“, beschreibt er die Momente nach der Explosion. Er selbst habe sich sofort ins Auto gesetzt und versucht, hinzufahre­n, aber da sei bereits alles abgesperrt gewesen.

Zum Glück sei der Ort des Geschehens am Nordhafen weit weg von bewohntem Gebiet. „Da sind vor allem die Leute betroffen, die dort arbeiten“, sagt Scheuerman­n. Vor zwei Jahren, als in dem Stadtteil eine Gasleitung explodiert­e, sei das anderes gewesen. „Da waren wir viel näher dran.“

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DPA-BILD: EINSATZREP­ORT SÜDHESSEN Nach einer Explosion brannte es am Montag auf dem Gelände des Chemiekonz­erns BASF in Ludwigshaf­en. Die Ursache für die Explosion ist noch unklar.
 ?? DPA-BILD: ZIEGENFUSS ?? Dichter Qualm und Flammen stiegen am Montag in Ludwigshaf­en auf dem Gelände von BASF auf.
DPA-BILD: ZIEGENFUSS Dichter Qualm und Flammen stiegen am Montag in Ludwigshaf­en auf dem Gelände von BASF auf.

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